Volltext: Oberösterreichische Bauerngeschichten. Erstes Bändchen (Erstes Bändchen / 1858)

9 
Wohl hatte Frau Gundel auch ihre harten Wider 
sacher, und davon war nebst dem trefflichen Pfarrherrn 
der Bauer und Ortsrichter Leitengruber der eifrigste. 
Auf den hatte sie aber auch eine Galle! den 
hätte sie vor Allen zuerst verhert — wenn sie es 
können hätte. 
In ihrer Jugend hatte sie nicht den eingezo- 
gensten Lebenswandel geführt, und man sagte: der 
„dumme Lipp ", der junge Schafhirte der Ge 
meinde, sei ihr nicht ganz fremd. 
Vielleicht nur Gerede! — 
Aber am Waldrain hatte sie ein kleines „Häusel", 
ehemals ein Preßhaus, das ihr die Gemeinde zur 
Wohnung eingeräumt, gegen dem, daß sie die Steuer 
dafür entrichte. — Abschaffen konnte man sie nicht — 
sie war im Ort zuständig. Ihren Unterhalt erwarb 
sie sich leicht und doch war sie immer in Geldver 
legenheit. — 
Der heutige Tag war eben ein harter Tag für 
sie — der letzte Termin, der ihr zur Entrichtung ihrer 
Steuer gegönnt war. Sie hatte diese nicht, obgleich 
sie nur ein Paar Gulden betrug. 
Schon am frühesten Morgen war sie fort -zu 
ihren Bekannten in den umliegenden Bauernhöfen, — 
umsonst hatte sie überall angeklopft, — unmuthig 
kehrte sie heim 
Der dumme Lipp hatte seine Schafe auf die Ge- 
meinde-Hutweide hinausgetrieben, dort überließ er sie 
der Obhut seines getreuen Spitz, der ununterbrochen 
die Heerde umkreiste, auf daß keines der Schästein 
über die Schnur haue. —
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.