Volltext: Oberösterreichische Bauerngeschichten. Erstes Bändchen (Erstes Bändchen / 1858)

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Die Menge wußte das freilich nicht, vor ihr stand 
er als hochherziger Mann, als uneigennütziger Helfer 
in Nöthen, als freigebiger Wohlthäter der Armen. 
Seine Wohlhabenheit gestattete ihm, stch aus dem Felde 
der Wohlthätigkeit freier als Andere zu bewegen und 
in dieser Hinsicht hoch aus seiner Umgebung heraus 
zuragen. 
Würde man aber mancher seiner als groß aus- 
gepriesenen Handlungen recht auf den Grund gesehen 
haben — man würde seine Hochherzigkeit auf ein sehr 
kleines Maß zusammengeschrumpft gesehen haben. 
Es ist unsere Zeit eben nicht anders, sie ist die 
Zeit des graffcsten Egoismus, Dünkel, Hochmuth, 
Hofsart hält oft die edelsten Gemüther gefangen und 
verleitet sie zu Handlungen der verabscheuungswürdig 
sten Art. — Um das eigene erbärmliche Ich glänzend 
hinzustellen wird der Freund verrathen, der Wohlthäter 
entehrt, Offenheit, Ehrlichkeit haben keine Geltung 
und — traurig genug — finden selten rechten Schutz. 
Schmachvolle Zeit — schäme Dich, wenn Du es 
noch kannst! — — 
Das waren Wolfgang's Fehler — schlecht war 
er nicht. Er verkürzte nie Jemanden in seinem Eigcn- 
thume, in seinen Rechten — er hatte es nicht noth 
wendig. — 
Daheim war er ein sorglicher Hansvater, strenge 
gegen seine Dienstboten, aber nicht kargend mit dem, 
was ihnen gebührte. Seine Strenge artete nur dann 
manchmal in Härte aus, wenn es galt, einen einmal 
gefaßten Vorsatz durchzuführen — eine Einrede, wenn 
auch von den vernünftigsten Gründen begleitet, duldete 
er nie. Er war wohlhabend, er konnte seinem Willen 
Nachdruck verschaffen. Zudem geschah, es gar oft, daß
	        
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