Volltext: Oberösterreichische Bauerngeschichten. Erstes Bändchen (Erstes Bändchen / 1858)

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„So doch in Eines ganz gewiß!" sondirtc schlau 
die Alte. 
„Das schon, aber nur in Leitengruber seins," 
platzte Lipp in seinem Blödsinn heraus. 
„Richtig! siehst Du, daß ich das gewußt habe!" 
fistulirte die Gundel mit wichtiger Miene. „Habe ich 
es nicht erst gesagt: die Schönste im Orte! — Nun, 
und wie stehst Du denn mit der schönen List?" 
„Gar nicht!" sagte er und machte ein entsetzlich 
dummes Gesicht, es war ihm ja gar nie in den Sinn 
gekommen, in des Leitengrubers Tochter etwas anderes 
als die schöne Dirne zu sehen. Die Alte erst brachte 
den kurzsichtigen Menschen auf einmal auf andere Ge 
danken. Stier glotzte er einen Augenblick vor sich hin, 
er vergaß ganz und gar seinen Thaler, den er noch 
immer auf der flachen Hand liegen hatte. 
Um so mehr Aufmerksamkeit schenkte die Alte 
dem Geldstück. 
„Siehst Du, Lipp! da weiß ich wieder mehr als 
Du und andere Leute. Heute hast Du wieder vorbei 
getrieben." — 
„Sie stand am Thore." 
„Hab's gesehen. Und die Mutter —" setzte sie 
listig spionirend, halb fragend hinzu. 
„Auch!" 
„Richtig!" 
„Und der Bauer auch." 
Ich weiß Alles, hab' Alles gesehen; aber das 
habe ich mehr gesehen als Du, daß die List keinen 
Blick von Dir gewendet hat." 
„Hat sie?" — Der einfältige Junge wurde in 
der That immer mehr aufgeregt durch die lügenhaften 
Reden der Alten, und es schnürte ihm sonderbar die
	        
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