Volltext: Oberösterreichische Bauerngeschichten. Erstes Bändchen (Erstes Bändchen / 1858)

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Der Lipp hatte sich hinter einen Haselbusch am 
Rande eines Hohlweges hingesetzt- und einen blanken 
Silberthaler aus seiner Westentasche hervorgenommen, 
diesen kollerte er in den Händen hin und her, warf 
ihn hoch in die Lust und sing ihn wieder auf. Er 
erfreute sich recht kindisch an dem Glänzen und Glitzern 
des schönen Geldstückes in der Sonne und bemerkte 
erst dann, daß er nicht allein sei, als er sich an der 
Achsel berührt fühlte. 
Verblüfft warf er den Kopf in die Höhe — Frau 
Gundel stand hinter ihm. 
„Ei," sagte sie mit freundlicher Znthunlichkeit, 
„Du bist ja gar ein reicher Kerl!" 
„Eh!" antwortete mit blödem Lächeln der Junge. 
„Wo hast Du denn das schöne Geldstück her?" 
„Das da? — — noch von Neujahr her auf 
gespart." — 
„Du sparst Dir das wohl auf, wenn Du einmal 
Hochzeit hältst?" 
„Ah, hat sich wohl!" 
„Warum? Du bist ein hübscher Junge." 
„Hähä!" lachte Lipp der Alten ins Gesicht und 
zog dabei seinen Mund so breit, daß seine Mundwinkel 
fast die Ohrläppchen berührten. 
„Und die Schönste im Dorfe dürfte sich nicht 
scheuen — —" 
„Meint Ihr?" 
„Meinst Du, ich habe das noch nicht bemerkt, 
daß Du verliebt bist?" — 
„Hähä! Was Ihr doch Alles wißt!" 
„Umsonst siehst Du nicht in jedes Fenster, wo 
eine hübsche Dirne drinnen ist" 
„Oho! nicht in jedes."
	        
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