Volltext: Österreichs Paddelsport 1975 (1975)

19. Tour 
International 
Danubien 
Bericht von Herrn SYREK, Ranshofen 
Mein Jugendtraum, mit der Paddelboot zum Schwarzen Meer 
zu fahren, ging 1974 in Erfüllung, ich nahm an den 19. TID teil. 
Die Fahrt ging für mich in Braunau am Inn am 12. 7. 1974, um 
4,30 Uhr los. Um 16 Uhr war ich in Passau; bei Donaustromkilo¬ 
meter 2225. Da traf ich auf die ersten TID-Teilnehmer, die am 
5. 7. 1974 Ingolstadt gestartet waren. 
Bei Stromkilometer 2217 zeltete ich zum ersten Mal. Am näch¬ 
sten Tag brach ich um 8 Uhr auf und war um 10 Uhr in Jochen¬ 
stein. Dort stellte ich mich dem österreichischen Fahrtenleiter 
Herrn Reindl vor. Beim Warten auf die Durchschleusung lernte 
ich auch die übrigen Teilnehmer kennen. Es waren da Öster¬ 
reicher, Deutsche, Tschechen, Ungarn, Jugoslawen und Bulgaren. 
Viele sprachen deutsch, und wenn nicht, so konnte man sich 
auch ganz gut verständigen. 
Meine Ausrüstung möchte ich kurz erwähnen: Ich fahre einen 
Klepper Einer T 9, hatte ein 2-kg-Hauszelt, 2 Schlafsäcke, 1 Luft¬ 
matratze, etwas Wäsche, 1 Strohhuf, 1 Bootswagen und Toiletten¬ 
zeug (Mückenspray!) mit. Das war eine spartanische Ausrüstung 
gegen den Komfort, den die meisten anderen Teilnehmer mit¬ 
hatten. Das war oft ein Steilwandzelt, Kocher, Geschirr, Besteck, 
Mengen von Konserven usw. 
Sehr angenehm bei dieser Fahrt ist, daß man nicht immer an 
die Gruppe gebunden ist. Es gibt zwar ein Programm, aber man 
kann ohne weiteres früher oder später abfahren und ankommen. 
Man darf nur den Kontakt zur Gruppe nicht verlieren! Das ist 
besonders wichtig vor Grenzen, da die Abfertigung in der Gruppe 
problemlos und schnell vor sich geht. Auch bei den Kraft¬ 
werken wird gemeinsam geschleust. 
Nach Jochenstein übernachtete ich allein auf einem Zeltplatz, 
während die Gruppe noch etwas weiter fuhr. In Linz (Stromkilo¬ 
meter 2132) gab es ein furchtbares Gewitter und Sturm. Viele Zelte, 
besonders Steilwandzelte, blies der Wind davon und flogen in 
der Luft herum. Nach dem Sturm sah das Ufer eher einem 
Schlachtfeld als einem Zeltplatz ähnlich. Die davon Betroffenen 
übersiedelten ins Paddlerheim, um sich und ihre Sachen über 
Nacht zu trocknen. Da hatte ich es mit meinem Hauszelt besser. 
Es hielt stand, nachdem ich die Tragstöcke umgelegt hatte und 
im Zelt blieb. 
Bei Grein (Stromkilometer 2079) gab es am 16. 7. 1974 den 
ersten Ruhetag. Es wurde jede Woche ein Ruhetag eingescho¬ 
ben. Da wurden Ausflüge in die Umgebung gemacht, Wäsche ge¬ 
waschen, Boot und Zelt in Ordnung gebracht usw. In Grein 
wanderten wir zur großen Klamm. 
Bei Hochwasser und starkem Regen ging es weiter. In Weißen¬ 
kirchen wurde ein Tanzabend arrangiert. Für viele TID-Teilneh¬ 
mer war dies die erste Bekanntschaft mit unserem guten Wa- 
chauer Wein. Die Stimmung kann man sich vorstellen. Dagegen 
ist ein Heuriger in Wien eine müde Angelegenheit. 
Nächsten Morgen regnete es in Strömen. Gegen Mittag wurde 
das Wetter besser und ich fuhr allein los. Natürlich kam ich erst 
um etwa 23 Uhr nach Wien. Diese Fahrt wird mir unvergeßlich 
bleiben. Bei Hochwasser, vorbei an hellerleuchteten Schiffen, 
bei hochgehenden Wellen, überfluteten Ufern, zwischen Treib¬ 
holz und Baumstämmen, dirigierte ich mein kleines Faltboot in 
Richtung Bundeshauptstadt. Der Kahlenberg und der Leopolds¬ 
berg waren die ersten Grüße aus Wien. 
Als Zeltplatz war das Freibad vor der Reichsbrücke (Stromkilo¬ 
meter 1936) vorgesehen. Wegen des Hochwassers mußte man 
besonders aufpassen, die Stelle nicht zu übersehen. Die Strom¬ 
geschwindigkeit war auf über 20 km angestiegen und es war 
nicht leicht, das Boot, ohne zu kentern oder zu beschädigen, an 
Land zu bringen. Nun wurde das Boot ausgeladen, das Zelt auf¬ 
gestellt und geschlafen. 
Der nächste Tag war Ruhetag, Samstag der 20. 7. 1974. Ich habe 
einen schönen, gemütlichen Tag in meiner Geburtsstadt ver¬ 
bracht. Als ich abends über die Reichsbrücke zum Zeltplatz 
fuhr, sah ich statt dessen nur Wasser! „Oh weh", dachte ich, 
„jetzt ist alles weg! Boot, Zelt und Ausrüstung!“ Glücklicher¬ 
weise war es nicht der Fall. Der österreichische Organisations¬ 
leiter Herr Gröpner, die TID-Kameraden, und die Gemeinde 
Wien, welche Lastkraftwagen zur Verfügung gestellt hatte, 
sorgten für die Evakuierung zum Donaupark. Ein neuer Zelt¬ 
platz war rasch gefunden. Schwerer war es, alle Sachen wieder 
zu; finden. Es wurde aber noch eine friedliche Nacht im festlich 
beleuchteten Donaupark. 
Sonntag, 9 Uhr, ging es weiter nach; Hainburg (Stromkilometer 
1885). Abends feierten wir Abschied von der österreichischen 
Trasse mit Gulasch und Freibier. Herr Reindl, der Reiseleiter 
durch die österreichische Trasse, führte uns durch seine Hei¬ 
matstadt Hainburg. Es war sehr interessant. 
Nach Abstempelung unserer Reisepässe fuhren wir weiter 
nach Preßburg (Stromkilometer 1968). Wir kamen um ca. 16 Uhr an 
und bezogen den Zeltplatz bei der zweiten Brücke. Eine Ab¬ 
ordnung der Stadt begrüßte uns feierlich, wie das fast überall 
in der Ostzone der Fall war. Den nächsten Ruhetag benutzen 
wir zur Besichtigung der Stadt und der Festung. Wir kosteten 
die gute böhmische Küche und das Bier. Mit einem abendlichen 
Stadtbummel beschlossen wir den ersten Tag im Ausland. 
Das Wetter, das uns bis jetzt im Stich gelassen hatte, wurde nun 
endlich besser. Bis Sillistra war es schön und warm, -nur 2 Tage 
in Belgrad hatten wir Regen. 
8 
Österreichs Paddelsport, Nr. 5 1975
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.