Volltext: Österreichs Paddelsport 1973 (1973)

Arkansas-River-Rennen 1073 
Am Ende der Saison 1972 bewarb ich mich um den Start zum 
Arkansas-River-Rennen 1973. 
Im Frühjahr 1973 kam dann die Ausschreibung für dieses Ren¬ 
nen und ich erhielt vom ÜPV die Startgenehmigung. 
Das Arkansas-River-Rennen, das längste Wildwasserrennen auf 
der Welt, hat eine Länge von 26 Meilen [ca. 42 km) und wird 
auf dem Arkansas ausgetragen. Der Ausgangspunkt des Rennens 
und der Sitz des veranstaltenden Clubs ist Salida, ca. 200 km 
von Denver, der Hauptstadt des amerikanischen Bundesstaates 
Colorado entfernt. Das Ziel ist in Cotopaxi. 
Salida, genannt das Herz der Rockys, hat eine Seehöhe von 
200 m und liegt wie der Name sagt, inmitten der Rocky-Moun¬ 
tains umgeben von 4000 bis 4500 Meter hohen Bergen. 
Die Seehöhe und die Länge des Rennens sind die Kriterien für 
den Aufbau des Trainings. 
So begann ich neben dem normalen Wintertraining in der Halle, 
mit Schilanglauf. 
Wer Schilanglauf betreibt, der weiß wie es einem Anfänger er¬ 
geht. Auch meine Klubkameraden hatten viel Freude mit mir. 
Doch nach einigen Versuchen wurden auch die Bombentrichter 
entlang der Loipe immer weniger. Mit dem Bootstraining konnte 
ich erst Mitte März beginnen, da wir auf der Donau sehr lange 
Treibeis hatten. Bis zum Rennen hatte ich 1100 Trainingskilo¬ 
meter, das ist nicht zu viel, doch für mich das erreichbare 
Maximum, da ich nur einmal täglich trainieren kann und im 
Frühjahr etliche Trainingstage wegen Schlechtwetter ausfielen. 
Am 8. Juni war es dann endlich soweit. Der Tag meiner Abreise 
war gekommen. Ich hatte einen Linienflug bei PANAM gebucht. 
Wien—New York mit Zwischenlandung in Amsterdam. 3 Stunden 
Aufenthalt in New York, dann weiter mit United Airlines nach 
Denver. 
Es galt nun die erste Hürde zu nehmen und zwar das Boot als 
Reisegepäck zu tarnen und kostenlos in den Bauch des Jumbos 
zu bekommen. Dies gelang durch Intervention eines Freundes, 
welcher bei PANAM beschäftigt ist und alle maßgeblichen Per¬ 
sonen davon überzeugen konnte, daß ein Boot zwar nicht sehr 
handlich und auch nicht alltäglich, jedoch als Reisegepäck zu 
betrachten ist. Nun lag dem Sprung über den großen Teich nichts 
mehr im Wege und nach ca. 10 Stunden incl. Zwischenlandung 
in Amsterdam landeten wir in New York, Kennedy-Airport. Durch 
eine zweistündige Verspätung beim Abflug von Wien, war mein 
Aufenthalt in New York von 3 Stunden auf nur mehr eine Stunde 
geschrumpft und ich hatte alle Hände voll zu tun, mein Gepäck 
und das Boot in dieser kurzen Zeit durch die Zollabfertigung zu 
bringen, das Abfertigungsgebäude der United Airlines zu errei¬ 
chen und die Leute dort zu überreden das Boot doch mit der¬ 
selben Maschine als Reisegepäck mitzunehmen. Man muß be¬ 
denken, daß jede Fluggesellschaft am Kennedy Airport ein ei¬ 
genes Gebäude hat, so groß wie der Flughafen Wien und von 
einer Fluglinie zur anderen hat man eine Entfernung von ca. 
2 km zurückzulegen. Als rettender Engel kam Edi Schlesinger. 
Edi war vor 15 Jahren nach New York ausgewandert und als 
ehemaliges Mitglied des UKK Wien funktioniert er nun als Ver¬ 
bindungsmann und erste Hilfe für alle Bootfahrer aus Öster¬ 
reich. Mit seiner Unterstützung gelang es mir nun den An¬ 
schlußflug nach Denver zu erreichen. 
Nach drei Stunden Flugzeit landeten wir in Denver. Ich entstieg 
der Maschine mit gemischten Gefühlen, war es doch schon 21.30 
Uhr Ortszeit und ich wußte nicht ob man mich tatsächlich vom 
Airport abholt, ob mein Boot auch wirklich mit der Maschine 
mitgekommen ist, oder nicht. 
Das Gepäck wurde gebracht und sogar mein Boot war dabei. 
Kaum hatte ich das Boot in die Hand bekommen, stand auch 
schon ein Mann neben mir und sagte: »Hey, ich bin Xaver 
Würffmannsdobler!« Xaver ist Münchner, nach Salida ausgewan¬ 
dert und betreut mit seiner Frau Nancy die deutschsprechenden 
Bootsfahrer. 
Nach drei Stunden Autofahrt erreichten wir Salida und Xaver 
lieferte mich im Palace-Hotel ab. Wenn man das Hotel betritt, 
so fühlt man sich sofort in den wilden Westen zurückversetzt 
und wartet, daß betrunkene Cowboys die Treppe herunterpurzeln. 
Jedoch nichts dergleichen geschah, so konnte ich beruhigt schla¬ 
fen gehen, denn ich war nach meiner 20stündigen Reise hun¬ 
demüde. Am nächsten Morgen war mein erster Weg zum Fluß, 
welcher unweit vom Hotel durch Salida fließt. Auf der Brücke 
begegnete ich dem Lokalmatador von Salida, Plet Makris, der mich 
sofort zu einer Besichtigungsfahrt einlud. Er sagte, er müsse 
nur sein Boot holen und wäre in einer halben Stunde wieder 
zurück. Als pünktlicher Europäer war ich in voller Montur zur 
Stelle, mußte aber noch volle zwei Stunden warten, bis Piet 
eintraf und ohne Kommentar sein Boot bestieg. Michael Neu¬ 
decker hatte mich zwar vor meiner Abreise vor solchen Rendez¬ 
vous gewarnt, denn diese Leute tragen alle keine Uhr und 
haben auch keinen Zeitbegriff, aber in der ersten Aufregung 
hatte ich dies alles vergessen. 
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Österreichs Paddelsport, Nr. 8, 1973
	        
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