Volltext: Österreichs Paddelsport 1973 (1973)

ersten Durchgang lag Horn, DDR, mit 0 und 137,3 vor Calverly, 
England, 0 und 138,4 sowie Gerlach, BRD, 10 139,6 an der Spitze. 
Von den ersten 12 des ersten Durchganges waren 6 fehlerfreie 
Läufe und 6 mit nur einem Zehner. Eine Ausgeglichenheit im 
Spitzenfeld wie selten zuvor. Ohne seinen Zehner wäre Sattler 
an der Spitze gelegen, so nahm er Platz Acht ein. Hier zeigte 
sich wieder einmal wie knapp Sieg und Niederlage beisammen 
liegen können. 
Als erster unserer Mannschaft ging der Tullner Neumayr ins 
Rennen. Wie ein alter Routinier nahm er die Tore und kam 
mit nur 10 Fehlern ins Ziel. Seine Endzeit lautete 157,3, was 
zugleich Platz 20 bedeutete. 
Mit Beginn um 14 Uhr ging es in den zweiten Lauf. Diesmal 
herrschten umgekehrte Verhältnisse, den die Muota befand sich 
laufend im Fallen. Als Zweiter unserer Mannschaft ging wieder 
Hans Schlecht ins Rennen. Er hatte sich sehr viel vorgenommen 
für diese Weltmeisterschaft, doch es wollte nicht sein. Er konnte 
sich im zweiten Lauf nicht verbessern und rutschte auf Rang 22 
ab. 
Mit Startnummer 88, Norbert Sattler unterwegs. Er setzte alles 
auf eine Karte, und ihm gelang ein Traumlauf. Besonders die 
Torkombination beim Muotastein, und hier besonders Tor 13, 
erwischte er im wahrsten Sinne des Wortes weltmeisterlich. Un¬ 
verkennbar in seinem Stil nahm er Tor für Tor. Immer besser 
in Fahrt kommend nahm er die letzten Torkombinationen und 
war fehlerfrei im Ziel. Mit Spannung wurde die Zeit erwartet, 
die sich dann mit 134,6 als neue Bestzeit erwies. Aber noch 
stand Olympiasieger Horn vor seinem Start. Zunächst ließ aber 
der Pole Gawronski mit ausgezeichneter Zwischenzeit aufhor¬ 
chen. Mit der Zeit von 138,3 setzte er sich vorläufig auf Platz 
zwei hinter Sattler. Mit Startnummer 92 ging der Olympiasieger 
Siegbert Horn aus der DDR ins Rennen. Doch diesmal konnte 
er Sattler nicht, wie in München, vom ersten Platz verdrängen. 
Zu schnell war er unterwegs. Er setzte alles auf eine Karte und 
verlor. 30 Fehlerpunkte und eine Gesamtzeit von 157,7. Aus der 
Traum für den sympathischen DDR-Fahrer. Jedoch einstweilen der 
2. Platz hinter Sattler durch den ersten Lauf. In dieser Jagd 
auf Sattlers Bestzeit ging die hervorragende Zeit von unserem 
Peter Fauster unter. Mit nur 10 Fehlern belegte er im Endklas¬ 
sement Platz 15, bei seinem ersten WM-Start! Als mit 97 Jürgen 
Gerlach angesagt wurde, stand ich mit Sattler bei den Fernseh¬ 
kabinen, von wo aus man den ganzen Slalom übersehen konnte. 
Neben uns die Betreuer aus der BRD mit den Funkgeräten. Ohne 
Gerlach fahren zu sehen, konnten wir seinen Lauf verfolgen. Je¬ 
des Tor wurde genau beschrieben wie es nahm und er war 
beängstigend schnell unterwegs. Er fuhr gerade die Muotastein- 
kombination laut den Durchsagen fantastisch. Aus dem Funk¬ 
gerät ertönte es: Tor 11 Null, Tor 12 Null, Tor 13 Null, Tor 14 
Null, Tor 15 ... Zehn ... großes Schweigen. Sofortige spon¬ 
tane Gratulation des deutschen Betreuers an Sattler. Jürgen 
Gerlach war mit diesem Zehner vom ersten auf den sechsten 
Platz zurückgefallen. Jetzt konnte nur noch der Ostdeutsche 
Büchner Sattlers Titel streitig machen. Er legte einen sauberen 
Lauf hin, fuhr fehlerfrei wie im ersten Lauf; er war übrigens der 
einzige dem dies gelang, war aber mit der Fahrzeit von 141,5 
zu langsam. Somit stand der Sieg von unserem bescheidenen 
Kärntner fest. Ihm gelang damit die Revanche für München. In 
München hatten beide je 10 Fehler und Horn lag mit 2,2 Sekun¬ 
den vor Sattler. Jetzt fuhren beide fehlerfrei und Sattler lag mit 
2,7 Sekunden vor Horn. Groß war die Freude im österreichischen 
Lager. Ein Wort wohl für alle sprach ein bekannter bayrischer 
Bootsbauer nach dem Sieg von Sattler als er meinte, daß mit 
Sattler der beste und bescheidenste Sportler den er kennt, ge¬ 
wonnen hat. Österreich hat damit wieder seit 1965, wo ja be¬ 
kanntlich Kurt Preßlmayr gewann, den sogenannten Königsbe¬ 
werb gewonnen. 
Betrachtet man die Ergebnisse, so fuhr Sattler wie ein Uhrwerk. 
1. Lauf 133,3, 2. Lauf 134,6. Weiters fällt auf, daß sich die ersten 
Sieben des 1. Durchganges nicht verbessern konnten, und ihre 
Reihenfolge nur durch das Hineinfahren von Sattler von Platz 8 
auf 1, des Polen Gawronski von 9 auf 3 und von Förstl, BRD, 
von 43 auf 5 gestört wurde. Es siegte Sattler mit 134,6 vor Horn, 
DDR, 137,3, Gawronski, Polen, 138,3 und Calverley 138,4. Bester 
Mann der BRD war Förstl auf Platz Fünf vor Gerlach, ebenfalls 
BRD. Wie knapp die Weltspitze zusammengerückt ist, zeigten 
die Vergleiche, wobei Sattler vor dem Zweiten 2,7 Sekunden 
liegt, jedoch der Zweite nur 4,6 Sekunden vor dem Zehnten ist. 
CANADIER EINER, MANNSCHAFT 
Gold für die CSSR 
Titelverteidiger DDR hatte gegenüber Meran eine neue Mann¬ 
schaft. Vom Silbermedaiillengewinner BRD war noch Walter Horn 
übriggeblieben und vom Bronzegewinner CSSR waren wieder 
Sodomka und Tresnak am Start. Die anderen Nationen kamen 
der Papierform nach für eine Medaille nicht in Frage. Nach dem 
ersten Durchgang führte wohl die DDR vor der CSSR, doch auf 
Platz drei war überraschend die USA vor der BRD. Doch nach 
dem zweiten Durchgang stimmten wieder die Medaillengewinner, 
wenn auch überraschend die CSSR mit Sodomka, Tresnak und 
Radil vor der DDR, die mit Eiben, Massaiski und Müller am 
Start war, die Goldmedaille gewann. Die BRD am dritten Platz 
lag schon deutlich zurück. Hier die Zeiten der Gewinner: 291,6, 
305,0, 361,2. Österreichs gemeldete C 1 Mannschaft zog dem 
Slalomgelände das Zuschauergelände vor. 
DAMEN-MANNSCHAFT 
Überraschungsgold für die USA 
Große Sensation durch die USA. Die sicherste Goldmedaille der 
Slalom-WM schien mit der DDR gegeben zu sein. Belegten sie 
doch im Einzel die Plätze 1, 3 und 4. Wer sollte diese Damen 
schlagen können. Wer auf die USA getippt hätte, wäre wohl 
nicht ganz ernst genommen worden, belegten sie doch die Ein¬ 
zelplätze 7, 14und 18. Doch an diesem Tag war eben alles an¬ 
ders. Die USA-Mädchen legten mit 337,9 eine Zeit vor, die im 
ersten Lauf niemand mehr erreichte. Es führte USA vor DDR und 
schon am dritten Platz die starken Schweizer Mädchen und dann 
erst die BRD. Aber das war ja erst der erste Lauf. Aber es kam 
noch besser. Die Schweizerinnen unterboten die Zeit der DDR 
im zweiten Lauf und schoben sich auf Platz zwei vor. Das dürfte 
die DDR-Mädchen nervös gemacht haben. Sie konnten sich nicht 
steigern und hatten sogar noch Glück die Bronzemedaille ge¬ 
wonnen zu haben, denn die CSSR Mädchen kamen ihnen bis auf 
0,9 Sekunden heran. Enttäuschend der Platz 5 für die BRD-Mäd- 
chen. Neuer Weltmeister somit USA mit Holcome, Ashton und 
Clark. 
CANADIER ZWEIER, HERREN 
Gold für Krejza/Pollart, CSSR 
Im letzten Bewerb des Tages stand die Frage im Mittelpunkt: 
gewinnt die DDR oder geht sie an diesem Tag ohne Gold von 
den Wettkampfstätten. Gerade im C 2 ist die DDR immer vorne 
gewesen. In Meran belegten sie sogar die ersten drei Plätze. 
Es fehlten zwar die Olympiasieger Hofmann-Amend, doch die 
Titelverteidiger Kretschmer-Trummer von Meran waren am Start. 
Nach dem ersten Lauf führten auch die Weltmeister aus der 
DDR überlegen vor den beiden CSSR-Fahrern Krejza-Pollert und 
den Westdeutschen Nüssing-Hitz. Im zweiten Lauf legten aber 
dann die beiden Tschechen einen Traumlauf mit keinem Tor¬ 
fehler hin und gewannen damit die zweite Goldmedaille für die 
CSSR vor den Titelverteidigern aus der DDR und den Olympia¬ 
zweiten Schuhmacher-Baues aus der BRD. 
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Österreichs Paddelsport, Nr. 7, 1973
	        
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