Volltext: Österreichs Paddelsport 1969 (1969)

Sonderbericht von Klaus Peyerl 
Wie in den vorhergehenden Jahren betei¬ 
ligte sich auch heuer wieder eine zwar 
kleine aber trotzdem erfolgreiche österrei¬ 
chische Mannschaft an den internationalen 
Kanuwettkämpfen in Spanien. In diesem 
Jahr waren es Philippi Tillmann, Werner 
Peyerl und der Autor, die an den Regat¬ 
ten in Spanien teilnahmen. 
Nach einigen Trainingspausen während der 
Fahrt erreichten wir schon am 29. Juli 
mitternachts Ribadesella und konten uns 
für den Start am 3. August gut vorberei¬ 
ten. 
Die Sella-Regatta, heuer die 33., ist die 
größte und wichtigste in Spanien und an 
den Zuschauermassen und der Aufma¬ 
chung gemessen sicher die größte der 
Welt. Flunderttausende Zuschauer säumen 
die ca. 19 km lange Strecke von Arrion- 
das bis Ribadesella. Reisegesellschaften 
bringen in großen Autobussen Zuschauer 
aus ganz Spanien zu dieser Regatta und 
auch viele Touristen lockt das «Paddler¬ 
fest» (Fiesta de las Piraguas) nach Riba¬ 
desella. Ein Sonderzug, mit den spanischen 
Nationalfarben geschmückt und zum Ber¬ 
sten voll, fährt die Regattastrecke ent¬ 
lang. Ständig werden Böllerschüsse ab¬ 
gefeuert. Alle Leute tragen bunte Papier¬ 
kränze, einige sind maskiert und jung und 
alt tanzt geschmückt durch die Straßen. 
Alles ist farbenfroh, es herrscht ein Lärm 
und Frohsinn, der für einen Mittel- oder 
Nordeuropäer völlig ungewohnt ist. Die 
Stimmung erreicht kurz vor dem Start ih¬ 
ren Höhepunkt. Nach lauten Viva-Rufen 
für jedes teilnehmende Land werden die 
Nationalhymnen gespielt, zuletzt die spa¬ 
nische Hymne und dann folgen die Viva- 
Rufe für die Provinz Asturien, die Städte 
Arriondas und Ribadesella und dann star¬ 
ten schon die ersten Boote. Der Start ent¬ 
scheidet größtenteils schon den Ausgang 
des Rennens, denn schon auf den ersten 
Metern gibt es Stellen, die höchstens 
Platz für vier Boote lassen. Das Startbild 
läßt sich mit Le Mans vergleichen, nur 
daß die schwächeren Boote die besseren 
Startpositionen besitzen, also zuerst die 
Einer, dann die Zweier und hier wieder¬ 
um zuerst die Vereinsmannschaften und 
dann die Nationalmannschaften. Damit 
überholen dann auf der Strecke die schnel¬ 
leren Boote die langsameren und es gibt 
dauernd Positionskämpfe, Kenterungen, 
Zusammenstöße, zerstörte Boote usw. 
Aber auch die Schwierigkeiten des Ge¬ 
wässers sind nicht zu verachten: Strom¬ 
schnellen, seichte Stellen, schmale Fahr¬ 
rinnen mit scharfen Kehren, eine Block¬ 
stelle, die man «Diabolo» (Teufel) nennt, 
und sechs Kilometer vor dem Ziel eine 
zu befahrende Wehr, wo man über eine 
5 m breite Rutsche mit WWII hinunter 
muß. Dann gibt es noch zwei Schwälle 
und zum Schluß bis ins Ziel, der Brücke 
im Hafen von Ribadesella, ruhiges Wasser. 
In diesem Rennen erreichte mein Bruder 
im R I und Philippi und ich im K II je ei¬ 
nen 2. Platz. 
Am nächsten Tag fand dann im Hafen die 
9. internationale Sprint-Regatta statt, in 
welcher wir wieder einen 2. Rang errei¬ 
chen konnten. An den Rennen von Riba¬ 
desella hatten sich 327 Paddler in 205 
Booten beteiligt. 
Am nächsten Tag wurde mit einer 5 km 
langen Regatta in Cabo Penas auf einem 
400 m langen Rundkurs im Meer die 
internationale Woche «Sema Ineternacio- 
nal de Piraguismo» eröffnet. Der starke 
Wellengang ließ schon bei der ersten 
Wende viele Boote kentern. Philippi und 
ich erreichten mit unserer Ribelle, die 
sehr schön um die Wenden ging, den er¬ 
sten Platz und mein Bruder wurde mit 
einem Engländer im K II siebenter. 
Zwei Tage später erreichten Philippi und 
ich bei der 4. internationalen Nalon-Re- 
gatta im K II unseren größten Erfolg. Wir 
konnten am Vortag die Strecke genau 
studieren und abfahren und haben wohl 
den günstigsten Weg gefunden. Mit 5 min 
54 sec Vorsprung konnten wir das Ren¬ 
nen für uns entscheiden und den Strek- 
kenrekord (15 km stromauf über einige 
seichte Stellen und Schwälle, wo man das 
Boot tragen muß) um eine Minute ver¬ 
bessern. Mein Bruder wurde im Kl sech¬ 
ster. 
Wieder zwei Tage später fand in Trasona 
bei Aviles ein Mannschaftsrennen für 
Kll und Kl statt, wo wir mit drei Mann 
des Klubs Ensidesa eine Renngemein¬ 
schaft bildeten und den 3. Platz belegen 
konnten. 
Wieder blieb uns nur ein Rasttag bis zum 
nächsten Rennen in Unquera-Panes auf 
den Flüssen Cares und Deva. Hier konn¬ 
te mein Bruder im Kl den Sieg für sich 
buchen. Im K II hatten wir leider Pech; 
nachdem wir alle Schwierigkeiten gemei¬ 
stert hatten — eine 3 m hohe Wehr, 
Schwälle usw. — kenterten wir an harm¬ 
losen Stellen und fuhren in einer Kehre 
in die Bäume. Kräftige Spurts in Finish 
retteten uns noch den 3. Platz. 
Dann fuhren wir wieder nach Trasona, 
wo wir an einem K IV-Rennen über 500 m 
teilnahmen, das auf einem Stausee auf 
der Strecke der spanischen Meisterschaf- 
(Fortsetzung Seite 8) 
ÖSTERREICHS PADDELSPORT 1 / 1949 
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