Volltext: Österreichs Paddelsport 1965 (1965)

Österreichischer Sieg im „Königsbewerb“ 
Die Slalom-Weltmächte heißen DDR und CSSR — Die Tschechen haben gewaltig aufgehoEt — Österreich vom 
siebenten auf den vierten Platz in der Nationenwertung aufgerückt. 
Die DDR, im Slalom seit Jahren einsam 
an der Spitze stehend, mußte in Spittal 
zur Kenntnis nehmen, daß ihr die vor¬ 
wärts strebende Konkurrenz in Form der 
verjüngten tschechischen Mannschaft das 
Siegen nicht mehr ganz so leicht macht; 
die Ostdeutschen holten sich zwar von 
zehn vakanten Titeln genau die Hälfte, 
aber die Tschechen waren mit drei Titeln 
auch nicht gerade bescheiden. Für BRD 
und Österreich blieben damit noch zwei 
übrig, die sie sich redlich teilten. Bei den 
Silbermedaillen revanchierte sich die CSSR 
genau wieder mit 5:3 bei der DDR. BRD 
und Jugoslawien „nahmen" die beiden 
restlichen. Den Löwenanteil der Bronze¬ 
nen holte sich die BRD mit vier vor DDR 
(3) sowie Österreich, Schweiz und Frank¬ 
reich mit je einer Medaille. Österreich, 
vor zwei Jahren an siebenter Stelle der 
Nationenwertung liegend, setzte sich auf 
den vierten Platz! 
Der Pegelstand, den wir von 1963 her in 
Erinnerung hatten, betrug 60 cm; heuer 
war das obere Limit auf 1.35 m festge¬ 
setzt und es war lange vor der WM un¬ 
sicher, ob nicht die Ausweichstrecke Moll 
anstelle der hochgehenden Lieser heran¬ 
gezogen werden müßte. Dann kam es 
aber doch zur vorbereiteten Lösung Lieser 
und es war gut so, denn an der Möll — 
so ließ ich mir erzählen — hätten die Zu¬ 
schauer wenig Platz gefunden! Besonders 
beim Slalom säumten Abertausende die 
800 m lange Strecke und das bei herrlich¬ 
stem Badewetter! Eine Eigenart der Lieser 
ist ihr rasch wechselnder Wasserstand. So 
wurden beide Läufe einer Wertungsklasse 
am selben Tag gefahren, um vergleich¬ 
bare Bedingungen zu haben. 
Kleinert gewann im C 1 
Der erste Meisterschaftstag stand im Zei¬ 
chen von fünf Rennen. Im C 1 der Herren 
kam Titelverteidiger Manfred Schubert 
(DDR) als erster Fahrer über den mit 25 
Toren — von denen Nummer 10 gestri¬ 
chen war — gespickten Kurs. Er wirkte 
bei Tor 7 etwas unsicher, kassierte im 
ganzen Lauf 320 Strafpunkte und kam da¬ 
mit nur auf den 10. Platz in der Halbzeit¬ 
wertung. Bestzeit im ersten Lauf gab es 
durch Gert Kleinert (DDR), der auf 367,5 
kam und sich im zweiten Durchgang auf 
335,5 steigern konnte — ein meisterlicher 
Lauf bei dem er lediglich einmal touchierte 
und zehn Punkte buchte! Der 29jährige 
Leipziger Armeeoffizier war damit neuer 
Weltmeister! 
Der von ICF-Slalomchef Rudi Landgraf 
und seinem Stab ausgesteckte Kurs ver¬ 
langte den Fahrern wahrlich alles ab. 
Man konnte deutlich sehen, wer noch den 
Slalom beherrschte und wer halt noch so 
„über den Kurs ging". Da mußte Walker 
Wickliffe (USA) gleich zwei Tore auslas- 
sen, weil er sie einfach nicht mehr packen 
konnte; sein blondschopfiger Landsmann 
Tom Southworth, 21. vor zwei Jahren, 
schaffte es diesmal viel besser und rückte 
immerhin auf den 11. Platz vor. Der seif 
1963 „ge-doktor-te" Amerikaner Dave 
Kurtz wurde kurz nach der „Mausefalle" 
beim Tor 9 vom Schweizer Heinz Grobat 
überholt — Grobat holte sich den drit¬ 
ten Platz im ersten Lauf, Dr. Kurtz kam 
nicht unter die ersten Zehn. 
Die Österreicher, im Feld der 29 Cana¬ 
dierfahrer durch Prachner, Bodendorfer 
und Kronawetter vertreten, hatten nicht 
viel zu bestellen: Karl Prachner, der im 
ersten Lauf die Tore 5 bis 8 sehr schön 
nefahren hatte, das gefürchtete Neuner- 
Tor — ein Aufwärtstor, an dem viele Fah¬ 
rer sehr weit abgetrieben wurden — 
äußerst knapp anfuhr und doch 620 Punk¬ 
te kassierte, steigerte sich im zweiten 
Durchgang wesentlich, kam aber nur mehr 
auf den 22. Platz. Rang 27 nahm der Kla¬ 
genfurter Hans Kronawetter ein, der bei¬ 
de Läufe mit fast gleichen Leistungen ab¬ 
solvierte. Roland Bodendorfer kenterte 
oberhalb von Tor 5, wurde von der Mann¬ 
schaft in der Seilfähre geborgen — das 
Boot holten die Rettungsschwimmer — und 
trat beim zweiten Lauf nicht mehr an. 
Gut waren die Tschechen durch Ludek 
Benes auf dem zweiten Platz, auch die 
Schweizer gefielen durch den vierten 
Rang Heinz Grobats, während die als 
„gefährliche Außenseiter" bezeichneten 
Franzosen enttäuschten. Die erstmals ge¬ 
starteten Kanadier, durch Roger Parson 
und Durly Ross vertreten, landeten auf 
den Plätzen 25 und 28. 
Gold für die Goldschmiedin 
Für die 24 Damen aus neun Nationen — 
um 10 mehr als 1963 — waren die Tore 
3, 10 und 15 gestrichen worden. Wer 
beim Durcharbeiten der Starterliste die 
Titelverteidigerin Ludmilla Veberova ver¬ 
mißt hatte, konnte sie, getarnt als Poles- 
na, mit Startnummer 37 finden; lediglich 
der Vorname gab einen Hinweis. Mutter 
und Tochter Zimmermann aus der Schweiz 
traten neben den ersten Vieren der letz¬ 
ten WM an. Aus Österreich war niemand 
dabei. Kronprinzessin Ursula Gläser 
(DDR) fuhr im ersten Lauf mit nur 20 
Strafpunkten und einer ausgezeichneten 
Zeit von 290,7 Bestzeit und war damit — 
ohne es zu wissen — bereits Weltmai¬ 
sterin! Die 27jährige, zierliche und kaum 
mehr als 1.50 m große Goldschmiedin aus 
Leipzig, verheiratet mit Ex-Weltmeister 
Eberhard Gläser, hatte damit die zweite 
Goldene für die DDR erkämpft. Die vor¬ 
deren Plätze im ersten Durchgang beleg¬ 
ten hinter Gläser ihre Landsmännin Lia 
Merkel und Kirsten Schmidt (BRD) sowie 
Renate Knyova (CSSR). Der zweite Lauf 
brachte hier enorme Veränderungen: Bär¬ 
bel Körner (BRD) hatte die Strecke „aus¬ 
gehorcht", holte sich nur 90 Strafpunkte 
gegenüber 770 im ersten Rennen und si¬ 
cherte sich den dritten Platz hinter Lia 
Merkel, deren Marke aus dem ersten 
Durchgang für die Silberne durchaus 
reichte. Jana Zwerinova brachte erst der 
zweite Lauf den vierten WM-Platz. Knyo¬ 
va landete — wie 1963 — auf dem 7. 
Rang. Das Duell der Zimmermänninen en¬ 
dete. nachdem im ersten Lauf Töchterchen 
Eva besser war als Mutti Madeleine, mit 
dem 10 Platz für Madeleine und dem 14. 
für Evchen. 
Team C 2 an CSSR 
Das Rennen der meisten Kenterungen war 
der C 2-Mannschaftslauf: Acht Dreier- 
nannschaften waren am Start und ab¬ 
solvierten somit 16 Läufe. Von diesen 16 
Rennen wurden 12 durch Kenterung vor¬ 
zeitig beendet und nur vier Mannschaften 
— aber jede nur einmal — konnten den 
Kurs erfolgreich bewältigen! Für Öster¬ 
reich brachte dieses Rennen den ersten 
Erfolg in der Spitzengruppe: Biegel-Schiel- 
huber, Tufschka-Haberzettel und Reiter- 
Reiter belegten in diesem mörderischen 
Rennan den vierten Platz! Es wäre nun 
leicht zu sagen, daß dies der letzte mög¬ 
liche Platz war; aber ganz so vorschnell 
zu urteilen, wäre sehr gefehlt, denn unter 
60 
„ÖSTERREICHS PADDELSPORT" 4/1965
	        
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