Volltext: Österreichs Paddelsport 1965 (1965)

Österreichs Sport: Rückschau und Ausblick 
Mit einem Festakt im Hause des Sports gedachte die österreichische Bundessportorganisation am 8. Mai des 20jäh- 
rigen Bestandes der Zweiten Republik und des 10. Jahrestages der Unterzeichnung des österreichischen Staatsvertrages. 
Der Vorsitzende des Bundessportrates, Dr. Kurt Schmid (Graz), nahm in einem sehr ausführlichen Referat zur Geschichte 
der Bundessportorganisation in der Zweiten Republik, zu ihren geleisteten und vor allem zu den noch zu erfüllenden gro¬ 
ßen Aufgaben Stellung. 
In Vertretung von Sozialminister Proksch verlas Ministerialrat Dr. Fischer die Rede des Ministers, in der es u. a. hieß: „Für 
viele Menschen wird der Sport ein unentbehrliches Gegengewicht gegen die gesundheitlichen Gefahren der Bewegungs¬ 
armut. Er kann seine Aufgabe aber nur erfüllen, wenn Leibesübungen auch aktiv auf breiter Ebene betrieben werden." 
Namens des Unterrichtsministers sprach Dr. Pruckner dann den ehemaligen und den noch tätigen Sportlern Dank und Aner¬ 
kennung aus. Dann sagte Dr. Pruckner wörtlich: „Der heutige Festakt soll jedoch nicht ohne einen freudigen Ausklang für 
die Zukunft Vorbeigehen. Und so darf ich Ihnen mit ausdrücklicher Ermächtigung des Herr Bundesministers für Unterricht 
ankündigen, daß 
1. per sofort im Bundesministerium für Unterricht ein Sportunfallfonds angelegt wurde, der vorerst mit S 30.000.— do¬ 
tiert ist und aus den Erträgnissen des Sportjahrbuches fortlaufend aufgestockt werden wird; 
2. der Ressortchef den Auftrag erteilt hat, auf dem bundeseigenen Areal in Mauer-Georgenberg mit der Einrichtung eines 
Ausbildungs- und Trainingszentrums nach dem Muster der Schweizer Turn- und Sportschule Magglingen zu beginnen und 
in dessen sofortige Detailplanung einzutreten, um damit für die österreichische Sportjugend eine zusätzliche, allen mo¬ 
dernsten Erfordernissen entsprechende Schulungs- und Übungsstätte zu schaffen,- 
3. auf Grund der guten Erfahrungen mit „Sportplätzen der offenen Tür" vornehmlich im Wiener Bereich die Errichtung 
einer Anzahl von Rasenplätzen „der offenen Tür" in Angriff genommen wird, und 
4. an Stelle des im Vorjahr aus bau- und sanitätspolizeilichen Gründen aufgelassenen Sportheimes Krippenbrunn die Errich¬ 
tung eines hochalpinen Bundessportheimes in einem schon in Aussicht genommenen geeigneten Gelände in Angriff ge¬ 
nommen wird, um damit unseren Schiläufern auch im Inland die richtige Trainings- und Entfaltungsmöglichkeit zu schaf¬ 
fen. 
Abschließend darf ich an die versammelte Bundessportorganisation nur noch den Appell richten, so wie bisher durch Ei¬ 
nigkeit und tolerante Zusammenarbeit auch weiterhin dahin zu wirken, daß das bisher auf dem Sportsektor Erreichte nicht 
bloß bewahrt, sondern in gemeinsamen Anstrengungen zwischen Bund, Ländern und Gemeinden und den Sportorganisatio¬ 
nen vermehrt wird." 
Höhepunkt und Abschluß der Feierstunde war eine Rede des ÖOC-Präsidenten Dr. Drimmel, die sich hauptsächlich mit den 
ideellen Grundlagen des Sports, mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft dieser Idee in unserem Land befaßte. Der 
Redner beschäftigte sich in zunächst anekdotischer Form mit der Vergangenheit. Man sagt, so fuhr Dr. Drimmel fort, die 
olympische Idee erreichte ihren Höhepunkt in der Verwirklichung anläßlich der Teilnahme der Jugend aus der ganzen Welt 
bei den Spielen. Die Teilnahme, also, nicht der Sieg, sei das Höchste. 
Aber die Parole der Olympischen Spiele reizt diese jungen Menschen an: sie sollen rascher werden, sie sollen höher kom¬ 
men, sie sollen stärker werden. Kein Zweifel: der ideale Gedanke der Begegnung der Jugend im Spiel steht in seinem 
spannungsreichen Gegensatz zu der herausfordernden Kraft der Konkurrenz. 
Die zweidimensionale Entwicklung Breitensport-Spitzensport ist so alt, wie es Menschen gibt, die Zusammenkommen, um 
die Kräfte zu messen. Wir sind gewohnt, bei einem Anlaß wie diesem, zu betonen, daß nicht der äußere Effekt, also die 
meß- und zählbare Leistung, sondern das innere Leben das eigentliche Sein ausmacht. Und dazu gäbe es vom Leistungs¬ 
sport her keinen Zugang mehr. Die rhythmische Gymnastik bringt in diese Auffassung eine Änderung. Sie beweist in Dar¬ 
bietungen, deren Schönheit und Leistungsstärke einfach nicht zu übersehen sind, daß die Existenz nicht nur durch die Zucht 
des Gedankens und des Leibes erhellt werden kann, sondern auch durch die Lockerung und Entkrampfung. 
Heute sind wir in vielen Sportzweigen beim Gegenteil des Sachverhaltes angelangt: Die sportliche Betätigung ist zur Er¬ 
werbsquelle geworden, aus der man sich soviel Geldeinkommen holt, um damit in der wachsenden Freizeitgesellschaft den 
Konsum steigern und verbessern zu können. 
Der Redner beschäftigte sich auch mit der Zukunft, mit dem Menschen und mit dem Sport im Jahr 2000: Höher und rascher 
und kräftiger will die olympische Bewegung die Menschen machen. Mitten unter den hypermodernen Maschinen, mit denen 
die Technik, die Mechanisation und die Automation unser Dasein erfüllt, kommt auf uns die Frage zu: um wieviel sind und 
können wir höher und rascher und stärker werden — heute im Vergleich zu gestern, heute in Erwartung des Morgen? 
Dieses rein sportliche Motiv möchte ich auf dieser Festsitzung des österreichischen Sports anläßlich der Gedenktage unse¬ 
res Landes und unseres Volkes anbieten und zur Diskussion stellen, damit all das, was wir in den vergangenen 20 Jahren 
an unendlich vielen Einzelheiten geleistet haben, gebündelt ein Ganzes werde, für Österreich, seine künftige Bewährung, 
seine Erfolge, die wir ihm mit heißen Herzen wünschen, im Frühjahr 1965, im Haus des Sports. 
„ÖSTERREICHS PADDELSPORT" 3/1965 
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