Volltext: Österreichs Paddelsport 1965 (1965)

Wissenswertes über den Schlaf 
Liebe Leser! 
Sechs Mannschaften waren vor etli¬ 
chen Jahren beim Linzer Brückenkri¬ 
terium am Start. Damals bestand eine 
Mannschaft noch aus elf Wettkäm¬ 
pfern. Heuer wird man froh sein, 
wenn wenigstens drei Mannschaf¬ 
ten kommen. Obwohl nur noch acht 
Wettkämpfer aufgeboten werden 
müssen. 
Dabei melden die Vereine steigende 
Mitgliederzahlen und ein zumindest 
unvermindertes Interesse der Jugend 
am Paddelsport. In Österreich wird 
von Jahr zu Jahr mehr gepaddelt, 
konnte berichtet werden — doch die 
Rennmannschaften werden kleiner 
Ein Widerspruch? 
Nein. Vielmehr ein Symptom des im¬ 
mer größer werdenden Abstandes 
zwischen dem Wettkampfsportler und 
dem Wanderpaddler. Vor nicht allzu 
langer Zeit sah man bei Vereinsmei¬ 
sterschaften oder kleineren Regatten 
voll trainierte Wettkampfsportler an 
der Spitze, aber Wanderpaddler, die 
in einem Jahr auch über tausend Ki¬ 
lometer im Kajak zurückgelegt hat¬ 
ten, folgten nicht sehr weit hinter¬ 
drein — und mancher von diesen 
entschloß sich daraufhin, ein ernstes 
Training aufzunehmen und sich ganz 
dem Wettkampfsport zuzuwenden. 
Die Entwicklung des Trainings, die 
rasche und unaufhaltsame Leistungs¬ 
steigerung im Wettkampfsport mach¬ 
te den Abstand übergroß. Wer nicht 
das ganze Jahr über, auch in der 
„toten Saison", hart trainiert, wird 
weit abgehängt; er wird von vorn¬ 
herein dazu verurteilt „die Jause 
nachzuführen", wie man zu sagen 
pflegt — und läßt sich daher auf 
kein Kräftemessen mit den Speziali¬ 
sten mehr ein. 
Wenn international achtbare Leistun¬ 
gen erreicht werden, wird die Spitze 
der Pyramide nie sehr breit sein. Die 
Entwicklung hat aber auch dazu ge¬ 
führt, daß die Basis nach oben ver¬ 
schoben und schmäler wurde. 
Das könnte sich eines Tages unange¬ 
nehm auswirken. Denn was nützt dem 
Wettkampfsport ein Heer von Padd¬ 
lern, wenn es nicht gleichzeitig ein 
volles Reservoir an Nachwuchskräf¬ 
ten beinhaltet. 
Es sollte daher unaufhörlich versucht 
werden, auch Paddler, die sich noch 
nicht ganz dem Rennsport verschrie¬ 
ben haben, für Wettkämpfe in irgend 
einer Form und ohne Konkurrenz der 
„Asse" zu interessieren, damit der 
ständige Nachschub nicht eines Ta¬ 
ges zu schwach wird, um entstehende 
Lücken aufzufüllen. 
Herzlichst Ihr 
Dr. Erich Leichtenmüller 
Die Wichtigkeit des Schlafes wird leider 
gerade in unserer Zeit vielfach außer acht 
gelassen. Wie viele Menschen schlagen 
sich in ihrer Vergnügungssucht ganze 
Nächte um die Ohren und wundern sich 
dann über aufkommende psychische De¬ 
pressionen. Ist doch Rastlosigkeit, Melan¬ 
cholie, Nervosität, ja oft sogar Wahnsinn 
nur die Folge von ungenügendem Schlaf 
und Schlaflosigkeit. 
Die Erfahrung hat gelehrt, daß eine 
Schlafdauer von durchschnittlich acht 
Stunden eingehalten werden sollte. Acht 
Stunden sind ausreichend, neun sind bes¬ 
ser. Sicher wird der eine oder andere 
mit weniger als acht Stunden auskommen, 
oder auszukommen gezwungen sein, oh¬ 
ne daß deshalb bei ihm — auf lange 
Sicht gesehen — abnorme Müdigkeitser¬ 
scheinungen auftreten. Das ist erklär¬ 
bar: Es tritt hier einfach die natürliche 
Kompensationsfähigkeit des Körpers in 
Aktion: Je kürzer, desto tiefer ist der 
Schlaf. Dies beweisen uns viele Beispiele 
von Künstlern, Technikern, Militärs usw. 
Im Schlaf wird jede Gehirnzelle wieder 
aufgefrischt; alle Asche und Schlacken 
werden aus den Geweben, in denen sie 
durch die Tagesleistung oder durch die 
sportliche Beanspruchung abgelagert wor¬ 
den sind, in den Blutstrom hinausgespült, 
in die Lungen transportiert und durch den 
Atem ausgestoßen, so daß der Körper 
am Morgen wieder frisch und gesund dem 
Menschen so zurückgegeben wird als 
wenn er neu wäre. 
Der Schlaf ist auch ein bedeutendes 
Sparmittel für das Wärme- und krafter¬ 
zeugende Material des Körpers. 
Die Schlafdauer ist weitgehend eine Ge¬ 
wohnheitssache. Wer einmal längere Zeit 
hindurch immer zur selben Stunde zu Bett 
geht und wieder aufsteht, wird keinen 
Wecker mehr benötigen; er wird immer 
zur selben Zeit aufwachen! Es wird ihm 
aber ohne weiteres möglich sein, seine 
durchschnittliche Schlafzeit um eine halbe 
bis eine Stunde zu verkürzen oder zu 
verlängern, ohne sich — nach einer ge¬ 
wissen Anpassungszeit — entsprechend 
müder oder frischer zu fühlen. 
Eines darf nicht vergessen werden: Nur 
im gesunden Schlaf ist die Muskulatur op¬ 
timal entspannt. Sobald der Mensch wach 
ist, tritt, selbst im ruhigen Liegen, eine 
gewisse „Ruhespannung" auf. Diese Ru¬ 
hespannung erfordert einerseits schon 
wieder Kalorien, anderseits führt dieser 
Kalorienverbrauch auch bereits zur dar¬ 
gelegten Schlackenbildung. Hiedurch wird 
die Erholungszeit der Muskulatur wieder 
verlängert. 
Tiefer und möglichst traumloser Schlaf 
vermittelt erfahrungsgemäß die schnellste 
und beste Erholung. Schlechter Schlaf vor 
großen Leistungen oder wichtigen Ge¬ 
schäften kann die beste Form und Stim¬ 
mung für den folgenden Tag vernichten. 
Deshalb schaffe man sich die besten Vor¬ 
aussetzungen für einen gesunden Schlaf: 
Am Abend vor einem Wettkampf mög¬ 
lichst zur gewohnten Zeit zu Bett zu ge¬ 
hen und am Wettkampfmorgen eher frü¬ 
her aufzustehen ist weit besser als spät 
schlafen zu gehen und spät aufzustehen. 
Athleten, die dem Startfieber unterwor¬ 
fen sind und die diesen letzten erholen¬ 
den Schlaf vergeblich suchen, sei die Ge¬ 
wöhnung an eine regelmäßige Schlaford¬ 
nung besonders empfohlen. Mit Hilfe die¬ 
ser Gewöhnung wird hier manch unlieb¬ 
sames Erwachen ausgeschaltet werden 
können. 
Eine weitere Forderung ist die nach fri¬ 
scher Luft im Schlafzimmer! Vor dem 
Schlafengehen soll man auch keine schwe¬ 
reren Nahrungsmittel oder Getränke zu 
sich nehmen. Aufregende Bücher oder 
Filme (Fernsehen) verzögern das natür¬ 
liche Einschlafen. 
Fachärzte haben festgestellt, daß die 
Wirkung des Schlafmangels auf den Kör¬ 
per nachteiliger ist, als die des Nah¬ 
rungsmangels. Namentlich im Gehirn 
scheinen bei Mangel an genügendem 
Schlaf die nachteiligsten Veränderungen 
vor sich zu gehen. Die Erschöpfung in¬ 
folge Schlafmangels wird durch das Über¬ 
maß von Reizen bedingt, denen das Ner¬ 
vensystem ohne die entsprechende Er¬ 
holungspause ausgesetzt wurde. Daß da¬ 
durch schließlich auch der körperliche 
Zustand wesentlich in Mitleidenschaft ge¬ 
zogen wird, liegt auf der Hand. 
Nun noch ein Wort über die Schlafstätte: 
Starke Belastung durch schwere Tuchenten 
oder Decken ist zu vermeiden. Zweck¬ 
mäßig sind leichte Daunendecken. Gute, 
wärmende Wolldecken sowohl als Un¬ 
terlage als auch als Zudeckmöglichkeit 
sind in der kühleren Jahreszeit am zweck¬ 
mäßigsten. Ebenso soll das Kopfkissen 
nicht zu hoch und zu weich sein. Flache 
Körperlage auf dem Rücken führt zur Be¬ 
lastung der inneren Organe, eine steile 
Kopflage erschwert die Atmungstätigkeit. 
Franz Bücher 
16 
„ÖSTERREICHS PADDELSPORT" 2/1965
	        
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