Volltext: Politische Flugblätter

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Sittlichkeit besteht, verkummern läßt, wie die radikale Partei, welche diese 
Halsstarrigkeit und diesen übertriebenen Eifer und Geifer dazu benützt, 
um gegen die Religion zu agitiren. Nicht die Herrschaft der Partei, son— 
dern die des Guten und Edlen soll aller Ziel sein. 
Der Staat hat darum für tüchtige Lehrkräfte durch Lehrersemi— 
narien zu sorgen — wie weit ist unser Vaterland gegenüber den an— 
dern deutschen Staaten da zurüuck. 
Weiters mangelt uns beinahe ganz die höhere Volksschule — zur 
weiteren Entwicklung des Unterrichtes in der niederen Volksschule; Fach⸗, 
insbesondere Gewerbs⸗ und Bürgerschulen sind nur vereinzelt zu finden. 
Diese, sowie die Realschulen und Gymnasien, können ebensowenig 
unter dem Einflusse irgend einer Partei oder der Kirche — den 
Religionsunterricht ausgenommen — stehen; sie sind lediglich Staats— 
und Gemeinde-Angelegenheit, und können, da hierzu die Stadt⸗ 
Kommunen ganz fähig sind, wohl gewöhnlich der Kommunab⸗Aufsicht 
unterstellt werden. . 8 
Die körperliche Ausbildung des Volkes — das Turnwesen — 
wird im Ganzen zu wenig gepfleggggg. —8* 
Gerade diejenigen, deren Pflicht es wäre, dieses wirksame Mittel 
gegen die Herrschaft der Sinnlichkeit über den Geist zu fördern, — die 
Lehrer und Geistliche sind unbegreiflicher Weise offene oder geheime 
Gegner des Turnens aus Miß- und Unverstand. 
Es gibt aber auch noch andere Mittel zur Erziehung des Volkes, 
— und andere Institutionen, die ebenso nützlich wie schädlich auf den 
Geist des Volkes wirken können. — 
Wir rechnen darunter vor allen die Theater. —D 
Unsere gegenwärtige Bühne hat mit wenigen Ausnahmen eine 
geradezu verderbliche Richtung eingeschlagen — es ist eine Schmach, 
daß nicht nur eine Reihe von einheimischen Autoren geschriebene Stücke, 
in welchen liederliche Dirnen als Heldinnen figuriren und Ehe, Besitz, 
jedes Recht und jeder Stand herabgewürdigt wird, seit Jahren die 
Häuser füllen, und darin Schauspielerinnen zweifelhaftesten Werthes 
Kränze empfangen, sondern auch die französische Frivolität in ihrer 
ganzen Nacktheit und Ungenirtheit von der Buͤhne Besitz nahm, und 
unsere Frauen und Töchter sich nicht scheuten, durch ihr Erscheinen 
dieses Treiben zu unterstützen.
	        
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