Volltext: Geistliche Stifte in Oberösterreich

766 iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii Margarethe von Schuch-Mankiewicz: 
Ostseite des Stifts öt. Aorian Verlag von Reiff°vft.!n in Wien 
schwanden bis auf die Mauern und Grä 
ben der unterirdischen Kirche. 
Der heilige Florian wurde in Zeiselmauer 
in Niederösterreich um die Mitte des dritten 
Jahrhunderts geboren und trat in die römi 
schen Legionen unter Kaiser Diokletian ein. 
Schon von Jugend an im christlichen Glau 
ben erzogen, vernahm er, daß eine Christen 
verfolgung in der Stadt Lorch in Aussicht 
genommen sei, und eilte herbei, den bedräng 
ten Brüdern zu helfen. Als er unterwegs auf 
römische Kriegsknechte stieß, fragten ihn diese, 
wo sie die Christen finden könnten, und er 
antwortete ihnen: »Ihr braucht gar nicht weit 
zu suchen, da habt ihr schon einen.« Willig 
erlitt er den Märtyrertod, wurde gegeißelt, 
geschunden und dann in der Enns ertränkt. 
Der Fluß spülte seinen Leichnam an einen 
Felsen, und bald schwang sich ein mächtiger 
Adler nieder, die Überreste des Märtyrers 
zu beschützen. Eine würdige Matrone Valeria 
führte seine Leiche in einem mit 
blühenden Sträuchern bedeckten 
Wagen an die Stelle des heu 
tigen Klosters St. Florian, wo 
er beerdigt sein wollte, und eine 
wunderbar hervorsprudelnde 
Quelle labte den Durst der 
Pferde während dieser Mühe. 
Aber nicht einmal im Grabe 
hatte der arme Märtyrer Ruhe. 
Die über seinen Gebeinen er 
richtete Kapelle wurde von 
ruchlosen Händen verbrannt, 
und dies ist der Grund, warum 
der heilige Florian als Schutz 
patron gegen Feuersgefahr an 
gerufen wird. In funkelnder 
goldener Rüstung, den Wasser 
eimer in der Hand, sieht man 
ihn oft in bäuerlichen Schil- 
dereien abgebildet. Auch soll 
er schon in seiner Jugend durch 
Gebet brennende Häuser ge 
löscht und nach seinem Tode 
einen Kohlenbrenner aus dem 
glühenden Meiler errettet haben. 
Der Einfall der Ungarn im 
Jahre 900 zerstörte St. Flo 
rian sowie Kremsmünster und 
Wilhering. Was man heute zu 
sehen bekommt, ist unverfälsch 
tes Barock, nicht hineingebaut 
oder angebaut an gotische Kir 
chen, wie so oft in diesen Landen. Alleinherr 
scherin ist es hier mit seinen zarten weißen 
Muschelformen, den luftigen Heidengöttern 
der Plafonds, den von wildem Sturm be 
wegten Gewandfalten der Giebelheiligen. Ja, 
sogar Wasserspeier hat es sich diesmal geleistet 
— wundervoll vergoldete Schmiedearbeit. 
Eine hochstämmige Tuya-Allee trennt 
das Stift von den Wirtschaftsgebäuden, 
die einen heiligen Nepomuk an der Stirn 
tragen und sehr lustig aus vielen eigen 
artig neben- und übereinandergehäuften Fen 
stern schauen, wie ein runzliges liebes Ge 
sicht. Ein schiefgestellter Pavillon dient als 
Propyläum. Im Hofe, den im Rechteck 
die Stiftsbauten umziehen, stehen zwei 
Brunnen. Ein mittelalterlicher Ziehbrunnen 
mit gotischem Rankenwerk, dessen Gewinde 
in schaurige Tiefen führen, und eine heitere 
Muschelschale, von einem Adler gehalten. 
Die Vorderwand des Mittelteils, wo die
	        
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