Volltext: Geistliche Stifte in Oberösterreich

ötlft 5t. Slorian: Kaisergang Verlag von Reiffenstein in Wien 
Geistliche 5tiste in Oberösterreich 
Von Margarethe von Lchuch-Mankiewicz (Wien) 
as für Frankreich die Schlösser 
der Könige und Adligen sind, 
künstlerisch wertvolle Überreste 
einer zugrunde gegangenen 
Kultur, das bedeuten die geist 
lichen Stifte für Oberösterreich. Freilich 
sind sie noch nicht verlassen, nicht aus 
geraubt, wie die revolutionsverwüsteten 
Herrensitze Frankreichs, aber trotz Schul 
lizenzen und äußerlicher Regsamkeit führt 
die geistliche Wissenschaft doch nur ein 
Scheinleben heutzutage, kann nur auf ihren 
Altertumswert hin gewertet werden. Aber 
ein großes Verdienst darf ihr nicht ab 
gesprochen werden: in weltfremde Gegenden 
durch ihre Sammlungen Anregung für 
Junge, Strebende getragen zu haben. Denn 
sooft ich zum Beispiel die Galerie Krems 
münsters besuchte, schloß sich mir ein Trupp 
Bauern an, die von der Umgebung herein 
gekommen waren, oft aber auch von weiter 
her, und in stummer Ehrfurcht die Schätze 
bestaunten — sehr verschieden von dem licht 
scheuen, verlausten Gassengesindel, das die 
goldenen Säle Fontainebleaus an Sonn 
tagen durchzieht. 
Natürlich ist der segnende Mantel des 
Barock, der sich über das ganze Land Hster- 
reich breitet, in diesen geistlichen Residenzen 
oft zu reichsten, oft zu skurrilen Falten ge 
bauscht. Der rote Untersberger Marmor, 
der weiße Sandstein, der im Alter vergraut, 
sie boten sich ja so willig zu Schnörkeln und 
Schnecken, und sie wuchsen nicht allzu fern. 
Das Innere dieser Kirchen, von goldenem 
Schnitzwerk leuchtend, durch bunte, reiche 
Gitter von der Außenwelt geschieden, hat 
einen unwiderstehlichen Reiz, ist wie das 
Requiem eines alten Italieners, nicht 
eigentlich tief und fromm, aber heiter, gött 
lich heiter. 
Betrachten wir als erstes der geistlichen 
Stifte St. Florian. Stolz rühmt es die 
Chronik als das schönste Bauwerk Ober 
österreichs, und mit Recht, denn italienische 
Baumeister und Maler des achtzehnten 
Jahrhunderts haben hier ihres Amtes ge 
waltet. Auf einem kleinen Hügel liegt die 
Abtei langgestreckt und weiß. Ihre Ge 
schichte reicht bis in die ersten Jahrhunderte 
n. Chr. zurück; sind doch unter dem Hoch 
altar die Gebeine des heiligen Florian be 
graben, des berühmtesten österreichischen 
Märtyrers, und über solchen Reliquien er 
hebt sich immer schnell das erste Kirchlein. 
Freilich sind hier alle älteren Baureste ver-
	        
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