Volltext: Geistliche Stifte in Oberösterreich

776 llllllilllllllllllllllllilllllllllllllllllllllllllllll Margarethe von Schuch-Mankiewicz: 
öfIftsportal in Lambach 
tigen Bogenhallen umgeben, von denen ur 
alte Hirsch- und Elchgeweihe, in grün 
bemalte Kränze gefaßt, feierlich hernieder 
sehen. An die Automatenkabinette des 
E. T. A. Hoffmann gemahnend, schmerzlich 
in ihren Zerrbildern menschlichen Wesens, 
ist die Sammlung sich selbst bewegender 
Tiere und Figuren in den untersten Räu 
men der Sternwarte. Aber auch die ersten 
Elektrisier- und Dampfmaschinen grinsen 
uns heute schon wie hohläugige Toten 
schädel an. 
Hier in der Sternwarte ist jedes Stock 
werk einer andern Wisienschaft geweiht. 
Die Treppenabsätze, schmücken die Stand 
bilder berühmter Gelehrter aller Völker und 
Zeiten, und die Wände dazwischen füllen 
die Bilder der Studenten von Krems 
münster in ähnlicher Weise, wie die Ritter 
bilder des Malteserordens in seiner Villa 
auf dem Lateran in Rom untergebracht 
sind. Die zoologischen und mineralogischen 
Sammlungen ziehen in ihrer 
bunten Herrlichkeit vorbei. And 
ganz oben auf dem Dache, das 
früher astronomischen Beob 
achtungen diente und von wo 
sich der Himmel mit dem wei 
ten Rundblick auf das Land 
jedenfalls poetischer ausnahm 
als der moderne Tvrpedobau, 
wo die Gelehrten jetzt arbei 
ten, ist ein ganz kahler Raum 
mit ein paar Kriehuber-Sti 
chen und verblichenen Bieder 
meiermöbeln — aber er hat 
Haltung und Stil. Die Bil 
dersammlungen, meist italie 
nische Schulbilder und Mei 
ster dritter Ordnung, wecken 
nur in dem Gefühl Interesse, 
daß sie in diesem versteckten 
Erdenwinkel Menschen zur 
Kunst begeistern, die sonst nie 
mit ihr in Berührung kommen. 
Der konkrete Fall ist schon 
durch die lebendigen Farben 
skizzen eines in der Gegend 
lebenden Schusters gegeben. 
Allerlei Raritäten, wie sie in 
kleinen deutschen Fürsten- 
schlöffern zu finden sind, schlie 
ßen sich an. Sehr eigenartig 
ist die Sammlung alter Ziel 
scheiben, z. B. eine Bauernfamilie in ihrer 
Stube, die in einer Rumpelkammer auf dem 
Wege von der Galerie zur Bibliothek auf 
gestellt ist. Durch kleine Gänge voll seltsamer 
alter Bilder, durch eine Waffen- und Klei 
derkammer geht dieser Weg, bis eine Tür, 
die täuschend den großen Bücherkasten, mit 
alten Lederbänden gefüllt, nachgebildet ist, 
in die hohen, lustigen, in italienischer Ma 
nier des achtzehnten Jahrhunderts aus 
gemalten Lesesäle führt. 
Nur wenige Jünger der Wissenschaft und 
Kunst, die nicht zum Konvikt gehören, stu 
dieren hier. Es ist wohl auch meist theo 
logisches Material vorhanden, aber diese 
Räume sind zu weltabgeschiedener Samm 
lung geradezu ideal eingerichtet. Von allen 
Fenstern der Blick ins Land, ein paar fes 
selnde Schilderungen aus den Bauernkriegen 
mit Sprüchlein und Text als einziger Schmuck 
an den Wänden, und die gottselige Ruhe, 
nur von dem Plätschern des Delphinbrünn- 
Verlag von Reiff, nflein in Wien
	        
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