Oie Llisabethinenkirche.
Die jüngste unter den Linzer Kirchen aus der Barockzeit
ist die Kirche des Klosters und Spitals der Elisabethinen in der
Bethlehemstraße. Sie fügt sich durch ihre edle Bauart würdig
den übrigen Schöpfungen der Kirchenbaukunst in unserer
Stadt an. Die Stifterin der Linzer Niederlassung der Elisa¬
bethinen war die Tochter Ernestina des Wiener Hofapothekers
v. Sternegg. Sie trat als Schwester Jnnozentia iwdas Wiener
Kloster ein und gelobte anläßlich des Todes ihres Bruders
eine Niederlassung dieses weiblichen Krankenpflegeordens zu
errichten. Die Wahl schwankte zwischen Brünn, Olmütz und
Linz, fiel schließlich, wie es heißt durch Zettelziehen, auf Linz,
wo 1746 der Grundstein zum Kloster gelegt wurde. Als Bau¬
meister wurde Matthias Krinuer, der Erbauer der Ursulinen-
nud Minoritenkirche, berufen. Schon im Jahre 1749 konnte
die Einweihung des neuen Klosters vorgenommen werden,
das bald baulich erweitert wurde. Nun, da für die armen
Kranken das Notwendigste vorgekehrt war, bildete die vor¬
nehmste Sorge die Errichtung eines würdigen Gotteshauses.
Der Wiener Baumeister Drientl wurde zur Ausarbeitung der
Pläne eingeladen, die sich in gewisser Beziehung an die Karls¬
kirche in Wien anlehnten. Obwohl mit dem Bau schon 1762
begonnen worden war, wurde die Grundsteinlegung eriüzwei
Jahre später vorgenommen und nach weiteren vier Jahren
wurde die Kirche von Alexander Grafen Engel, dem nach¬
maligen Bischof von Leoben, feierlich eingeweiht (1768).
Der Bau hatte, obwohl der Turm noch nicht ausgebaut war,
75.000 Gulden gekostet. In den Dreißigerjahren des 19. Jahr¬
hunderts erhielt die Kirche eine vollständig neue Innenaus¬
stattung, der Wiener Maler Zitterer lieferte die Bilder für den
Hochaltar und die beiden Seitenaltäre. Außerdem wurde der
Turm ausgebaut und die Kuppel mit Kupfer gedeckt und ein
Kreuz darauf errichtet. Die Fassade der Kirche wirkt mit ihrer
straffen, horizontalen und vertikalen Gliederung überaus vor¬
nehm, sie zeigt schon nicht mehr so sehr himmelstürmendesBarock,
als vielmehr klassische Strenge der Linienführung. Von einem
hohen Sockel steigt die Wand in zwei durch ein auffallend
stark vorspringendes Gesims getrennte Stockwerke auf. Der
architravähnliche Querriegel unter dem Mittelgesims mit der
Andeutung von Metopen, sowie die strengen Formen der
Pilasterkapitäle weisen ganz auf klassizistische Vorbilder hin.
Der Turm mit dem eleganten Barockhelm bildet den archi¬
tektonisch schönen Abschluß nach oben. Seine Linie wird durch
die drei senkrecht übereinander stehenden Fenster bis zum Boden
geführt als stärkste Betonilng der vertikalen Gliederung.
Glücklich ist die seitliche Verbindung des Turmes mit der
Kirchenfront gelöst. Betritt nian das Innere der Kirche, so
ist man förmlich überrascht von der Fülle von Licht, das sich,
von der Kuppel kommend, gleichmäßig über den Raum ergießt,
der nur eine Ausdehnung zu haben scheint, die in die Höhe.
Es ist ein geradezu idealer Kuppelraum. In sin griechisches
Kreuz ist ein quadratischer Raum hineingestellt, wobei die vier
Kreuzarme nur sehr seichte Vertiefungen bilden zur Aufnahme
der Vorhalle und der drei Altäre, und darüber schwebt in luf¬
tiger Höhe die Kuppel mit der scklanken Laterne. Der genialen
Architektur der Kuppel entspricht das geradezu herrlich schöne
Kuppelfresko, das niemand Geringerer als Bartholomeo
Altomonte geschaffen hat. Keine zweite Kirche in Linz
kann ein so packend schönes Fresko aufweisen. Man macht bei
seiner Betrachtung gleichsam einen Blick in den Himmel, sieht
Gruppen vonHeiligen, größtenteils dem Orden desSeraphischen
Heiligen entnommen, immer höher hinauf folgt der Blick dein
Reigen der Seligen, bis ganz oben wie frei im Abschluß der
Laterne schwebend, der Heilige Geist in Taubengestalt sichtbar
wird und den Mittelpunkt des Himmels, die heilige Dreifaltig¬
keit, andeutet. Geradezu genial ist die Anordnung der Fi¬
gurengruppen, keine feste Ordnung oder Linie, wie Blumen
auf einem Teppich sind die Figuren lose hingestreut. —
Das Fresko ist dazu noch prachtvoll erhalten, die Farben
wirken noch so frisch, wie sie einst unter dem Pinsel des Meisters
aus dem feuchten Anwurfe hervorgeblüht sind. In den vier
Gewölbezwickeln erblicken wir die gewaltigen Figuren der vier
großen Kirchenlehrer; diese Bilder machen aber den Eindruck,
als ob sie schon einmal übermalt worden wären. In seiner
ganzen ursprünglichen Schönheit wirkt dagegen das kleine Fresko
über dem Presbyterium, das ebenfalls von Altomonte stammt.
Ein weitausladendes Gesimse grenzt das Kircheninnere von
der himmelanstrebenden Kuppel ab. Breite Pilaster mit
korinthischen Kapitälen laufen bis zum Boden herab und bilden
die eindrucksvolle, vertikale Gliederung des in seinerGeschlossen¬
Elisabethinenkirche.
Phot. A. Bregenzer.
heit großartig wirkenden Jnnenraumes. Die Bilder der beiden
Seitenaltäre stammen von I. A. Zitterer aus Wien und sind
1830 bis 1833 entstanden. Der Hochaltar stellt mit Ausnahme
einiger Figuren von Sattler ein recht wenig zur Achitektur
der Kirche passendes Epigonenwerk der neueren Zeit dar.
Das gleiche gilt von der ziemlich kunstlosen Kanzel. Man be¬
trachte dagegen die einfachen, aber höchst stilvollen Aufbauten
der zwei Seitenaltäre! Auf der Evangelienseite steht der
schöne Barockschrein mit dem Leib des heiligen Deodatns,
der schon zur Zeit der Klostergründung den Schwestern geschenkt
worden ist. Auf der Epistelseite steht in einem zierlichen Ro¬
kokoglasschrank eine in wundervoller Lebenswahrheit geschnitzte
P^tä, vielleicht das schönste Kunstwerk der ganzen Kirchen¬
ausstattung/ein Glanzstück barocker ^lenrplastik. Noch sind
zwei Statuen zu erwähnen, die in Nischen an der Westseite
den Orgelchor flankieren: St. Donatus und St. Florian, beste
Barockarbeit, die vielleicht den ersten Altären der Kirche an¬
gehört haben. Man muß leider auch von dieser wie von
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