Volltext: Heimatland

Jgnatiuskirche (Alter Dom). 
prachtvoller Leuchtkraft der Farben. Die parallel zum Hoch¬ 
altar stehenden Seitenaltäre sind durchwegs aus Marmor, 
einfach, aber vornehm. Die Wappen der Geschlechter, die sie 
gestiftet, sind über 
den Bogen der be¬ 
treffenden Kapel¬ 
len angebracht. 
Den rückwärtigen 
Seitenaltar an der 
Epistelseite schmük- 
ken zwei besonders 
edel gehaltene 
Steinfignren weib¬ 
licher Heiliger. 
Einebesondere 
Zierde der Kirche 
bilden die reichge¬ 
schnitzten Chor¬ 
stühle, die aller¬ 
dings erst hieher 
kamen, als die Je¬ 
suitenkirche zur 
Domkirche erwählt 
wurde. Die Chor¬ 
stühle standen frü¬ 
her in der Klosterkirche in Garsten bei Steyr und sind ein 
Werk des Fraters Michael Obermähler. Obermähler war 1600 
geboren, stammte ans Bayern und trat 1631 in das Bene¬ 
diktinerstift Garsten ein. Schon zwei Jahre später, 1633, voll¬ 
endete er das schöne Werk, das noch heute allen Kunstkennern 
ehrliche Bewunderung abringt. Man muß es ganz aus der 
Nähe besehen, um in dem dunkel gebeizten Holze die Fülle 
von phantastischen Einfällen zu beobachten, die der Künstler 
mit sicherer Hand aus dem Holze heransgeschnitzt hat. 
^ Im Laufe der Zeit (Anfang des 18. Jahrhunderts) wurden 
an der Südseite der Kirche zwei Kapellen angebaut, nämlich 
die noch erhaltene Johannes-Nepomnk-Kapelle mit einem 
schönen Barockaltar und die seit langer Zeit aufgehobene 
Lorettokapelle, eine Nachahmung des heiligen Hauses von 
Loretto, die seinerzeit als Ankleideranm für die Alumnen 
gedient hat. Der Aloisiusaltar mit einem Bild von Altomonte, 
der einst im Presbyterium stand und dann dem bischöflichen 
Thron Platz machen mußte, steht jetzt in der über der Sakristei 
befindlichen Aloisiuskapelle. Die vorzügliche Orgel von Chris- 
man stammt aus Engelhartszell. Die Jgnatiuskirche diente 
über hundert Jahre als Ordenskirche, war dann nach der Auf¬ 
hebung des Ordens (1773) über hundert Jahre Kathedral- 
kirche der Linzer Diözese und ist jetzt seit der Verlegung der 
bischöflichen Funktionen in den neuen Mariä-Empfängnis-Dom 
(1909) wieder Ordenskirche mit einer kleinen, an der Ostseite 
der Kirche angebauten Ordensniederlassung. 
Oie Karmelitenkirche. 
Als die Ursulinen im Jahre 1679 nach Linz kamen und 
aus beit Gründen der heutigen Ecke Landstraße—Harrachstraße 
ihre erste Niederlassung bezogen, fanden sie in ihrer unmit¬ 
telbaren Nachbarschaft bereits die Anfänge des Kloster¬ 
baues der Karmeliten vor, die fünf Jahre vorher (1674) 
nach Ueberwindung vieler Schwierigkeiten die Erlaubnis 
zu der Niederlassung in Linz erhalten hatten. Die ersten 
Karmeliten begannen den Bau des Klosters, dessen Grund¬ 
stein noch im selben Jahre feierlich gelegt wurde. Bald 
darauf begann auch der Bau der Kirche. Namen von Bau¬ 
meistern sind uns nicht überliefert, es heißt, daß kunstfer¬ 
tige Laienbrüder den Bau der Kirche entworfen und durch¬ 
geführt haben. Darauf deutet vielleicht auch die ziemlich 
lange Bauzeit hin, die sich bis 1726 erstreckte. Man darf 
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wohl annehmen, daß es italienische Brüder waren, die diese 
Barockkirche mit ihren noch strengen Linien und der spar¬ 
samen Verwendung inneren und äußeren Schmuckes ins 
Leben gerufen haben. Die oberösterreichischen Stände, die 
sich so lange gegen eine Niederlassung der Karmeliten in 
Linz gewehrt hatten, wurden nun selbst große Wohltäter 
der neuen Klosterniederlassung. 
Die Fassade der Karmelitenkirche ist wohl keineswegs 
so prunkvoll und reich gegliedert, wie die der Ursulinen- 
kirche, dafür ist sie architektonisch sehr interessant und fügt 
sich gut in das später entstandene Straßenbild ein. Es 
fehlt hier vor allem ein Westturm, der an der Südseite 
des Chores sich erhebende Glockenturm ist erst 1788 er¬ 
richtet worden. Die Fassade ist ein Werk voll harmonischer 
Geschlossenheit und verdiente es, von den geschäftig daran 
vorübereilenden Linzern mehr als es tatsächlich geschieht, be¬ 
achtet zu werden. 
Das Innere der Kirche stellt einen weiten, gewölbten, 
saalartigen Raum dar, der ganz den Praktischen Bedürfnissen 
der Ordensgemeinschaft angepaßt ist. Von zwei Seiten flutet 
durch die hochgelegenen Fenster das Licht in die Kirche, kein 
Pfeiler hindert den Blick auf den Altar, der von jedem Punkte 
des Raumes aus voll gesehen werden kann. Der Hochaltar 
stellt den bekannten Typ des barocken 'wuchtigen Säulen¬ 
aufbaues dar, mit massigem Sockel und weit ausladenden 
Gesimsen. Zwischen den Säulen stehen die gewaltigen Statuen 
der vier lateinischen Kirchenlehrer. Der Altar nimmt die ganze 
Breite und Höhe der ebenen, östlichen Abschlußwand des Chores 
ein. Den Hauptschmuck bildet das große Altarbild von Martin 
Altomonte. Es ist 1724 entstanden und stellt, ebenso fein¬ 
sinnig in der Komposition wie zart in der Farbe, die heilige 
Familie dar. Das Altarblatt ist eine freie, verbesserte und 
erweiterte Wiederholung derselben Darstellung in St. Peter 
in Wien. 
Sehr interessant sind auch die sechs Seitenaltäre. Sie 
sind nach einem ganz einheitlichen Plan entworfen. Der erste 
und dritte jeder Reihe sind gleich konstruiert, die zwei mittleren 
sind ebenfalls gleich gebaut, weichen aber von dem Schema 
der übrigen vier ein wenig ab. Der Aufbau der Altäre wirkt 
gerade durch die Einfachheit der Formen und Linien sehr 
Jgnatiuskirche.
	        
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