Volltext: Heimatland

erinnert hente noch an den kaiserlichen Wohltäter, dessen Leich¬ 
nam in St. Stephan in Wien rnht. Im Jahre 1609 brach über 
Linz ein großes Brandnnglück herein, fast die ganze Stadt 
nnd damit anch die Stadtpfarrkirche fiel dem verheerenden 
Elemente znm Opfer. Doch schritt man rasch an den Wieder¬ 
aufbau; anch diesmal wnrde die Kirche im gotischen Stil er- 
bant, wie ans den zeitgenössischen Kupferstichen zn ersehen 
ist. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhnndertes wnrde die 
Kirche, dem Geschmacke der damaligen Zeit folgend, des go¬ 
tischen Charakters entkleidet nnd so völlig barockisiert, daß hente 
kanm mehr Reste des alten gotischen Banes zn erkennen sind. 
In der Linzer Ansicht von Merian erscheint die Pfarrkirche noch 
gotisch mit einem sogenannten Zwickeltnrm, in der Ansicht von 
Bischer sehen wir schon die Barockkirche, so daß der Umbau in 
der Zeit von 1649 bis 1674 geschehen sein muß. Kurz darauf 
Stadtpfarrkirche. 
* 
entstanden der Florianialtar (1694) nnd der Krenzaltar (1687). 
Die übrige barocke Einrichtung der Kirche stammt aus dem 
18. Jahrhundert. Neben Linzer Gewerbetreibenden, vor 
deren Können wir beim Anblick der Altäre eine hohe Achtung 
bekommen (z. B. Tischlermeister Scheidler nnd Wanderer) 
waren die großen Barockkünstler jener Zeit, ein Altomonte 
nnd Reselfeldt an der Ausschmückung der Kirche beteiligt, 
deren unvergängliche Schöpfungen noch heute die Bewunde¬ 
rung aller Kunstfreunde erwecken. Um 1820 herum wurde 
der Turm erhöht und erhielt ein neues Knppelgebälk; 1823 
war die feierliche Kreuzsteckung. Einen besonderen Schmuck 
erhielt das Aenßere der Kirche im Jahre 1899, als man die 
Statue des heiligen Johannes Nepomuk, die früher neben der 
Seminarkirche in der Harrachstraße gestanden war, an der 
Außenwand des Ostchores aufstellte. Die Statue ist eine aus¬ 
gezeichnete Jugendarbeit des großen österreichischen Barock¬ 
plastikers Raphael Donner und in den Jahren 1725 bis 1727 
entstanden. Graf Harrach, der Erbauer der einstigen Dentsch- 
Ordenskirche und jetzigen Seminarkirche, wollte damit seinen 
1721 selig gesprochenen Namenspatron ehren. 
Das Innere der Stadtpfarrkirche stellt sich heute als eine 
dreischiffige, weiträumige Anlage dar, die wirklich den Charakter 
eines Festraumes an sich trägt. Durch den Einbau der vier 
tiefen Seitenkapellen im 17. Jahrhundert wird der Eindruck 
der Weiträumigkeit nur noch verstärkt. Da die übrigen älteren 
Kirchen von Linz teils verschwunden sind, teils erst später 
völlig umgebaut wurden, stellt die Stadtpfarrkirche das älteste 
Beispiel der kirchlichen Barockkunst in Linz dar. Ein 
Rundgang in der Kirche selbst soll kurz die wichtigsten Kunst- 
denkmäler aufzeigen. Der Hochaltar ist ein wuchtiger 
Barockaufbau, der die ganze Breite des Chorabschlusses ein¬ 
nimmt, bis an die Decke reicht und sich dort nach echt barocker 
Art zu einer Art Baldachin umbiegt. Das Altarbild stellt in 
schwungvoller, sarbenfroherBarock- 
malerei Mariens Himmelfahrt und 
Krönung dar. Der Schöpfer des 
Bildes ist Meister Johann Karl 
v. Reselfeldt (1658 bis 1735), 
ein Tiroler, der in Oberösterreich 
viele Kirchen mit Fresken und 
Altarblättern geschmückt hat, na¬ 
mentlich in der Gegend von Steyr. 
Besonders berühmt sind seine Fres¬ 
ken im Speisesaal des ehemaligen 
Klosters Garsten. In Garsten ist 
der Künstler anch gestorben. Unser 
Bild ist im Jahre 1690 entstanden. 
Beim Besuch in der Karmeliten- 
kirche werden wir dem Meister 
wieder begegnen. An der Decke 
des Presbyteriums erblicken wir 
ein Fresko von B. Altomonte, 
das aber so stark verdorben ist, 
daß man es fast nicht mehr als 
Werk des großen Meisters zu er¬ 
kennen vermag.' 
Wir machen nun einen Rund- 
gong und stehen zunächst vor dem 
Jgnatiusaltar an der Abschlu߬ 
wand des rechten Seitenschiffes. 
Das Bild stellt den heiligen Ig¬ 
natius dar und stammt von Bar¬ 
tholomäus Altomonte, dem jün¬ 
geren jener beiden ans Italien 
stammenden und bei uns heimisch 
Phot. A. Bregenzer, gewordenen Maler, die unsere Kir¬ 
chen und Klöster mit wertvollen 
Kunstwerken bereichert haben. B. 
Altomonte (1701—1783),dessenschönstesAltarbildwohldasHoch- 
altarbild in der Minoritenkirche sein dürfte, hat u. a. in Engelszell, 
Wilhering, St. Florian, Spital am Pyhrn und Linz gearbeitet 
und ist in St. Florian gestorben. In Linz hat er auch das 
Kuppelfresko in der Kirche der Elisabethinen geschaffen. Auch 
das Bild im nächsten Altar, dem Erasmtisaltar, stammt ans 
seiner Hand ustd zeichnet sich durch eine besonders schöne 
Perspektive ans. Ganz eigenartig ist der Florianialtar in der 
nächsten Seitenkapelle gebaut. Das interessanteste Stück 
daran ist die gemalte Ansicht von Linz vom Ende des 17. Jahr¬ 
hundertes. Sie bildet in ihrer sorgfältigen.Ausführung und 
guten Erhaltung eine wertvolle Ergänzung zu den Linzer 
Bildern aus jener Zeit. Ueber dem Bilde der Stadt erscheint 
als der vielverehrte Schirmherr wider die Feuersgefahr, der 
heilige Florian, eine wirklich gute Barockchatne voll Kraft 
und Schwung. Die Art, wie der Heilige gleichsam in stürmischer 
Eile über der Stadt erscheint, wie die mächtige Statue ans dem 
Bildgrund lebendig heraustritt, ist so recht bezeichnend für die 
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