Volltext: Zur volksthümlichen Naturkunde (I / 1862)

58 
Jungfrauen durch die Flur. Als man fast schon am Ende des 
feierlichen Umzuges Rast hielt, durchbrach auf einmal ein Sonnen 
strahl die grauen Regenwolken und traf das Antlitz der Mutter 
gottes. Schnell heiterte sich der Himmel auf, und man erfreute 
sich der schönsten Erntezeit. — 
D) Gewitter und Hagel. 
1. Redensarten; Donnerkeil. Wenn es donnert, 
schiebt der Herrgott im Himmel Kegel. — Wenn es einschlägt, 
heisst es (Steinerkirchen): »der Petrus hat den vordersten Kegel 
getroffen.« 1 ) — 
Wo ein Donnerkeil fällt (Steinerkirchen), dringt er 7 
Klafter tief in den Boden und verwandelt sich in eine Goldku- 
g e 1, welche von Jahr zu Jahr um eine Klafter höher steigt und 
so nach 7 Jahren wieder an der Oberfläche der Erde erscheint. 
— Andere stellen sich den Donnerkeil als eine Stein kugel 2 ) 
vor, durchsichtig wie Glas , welche 9 Klafter tief in den Boden 
eindringt und nach 9 Jahren wieder zum Vorschein kommt. — 
Noch andere meinen darunter einen grossen Stein, der 9 
Klafter tief eindringt und von Tag zu Tag um 1 Klafter aufwärts 
steigt, bis er am 9ten Tage wieder in den Himmel zurückfliegt. 3 ) — 
2) Das erste Gewitter im Jahre. Vor allem b e- 
stimmt es Zahl, Stärke und Gang der ü b r i gen. 
Fällt es in die Zeit des aufnehmenden Mondes, so sind viele und 
starke Gewitter zu besorgen und umgekehrt. — Wo das erste 
J ) Dieser Ausdruck beweist schlagend, dass vieles von Donar auf Petrus 
als den ersten der Apostel übergegangen sei. — 
2 ) Diese Vorstellung erklärt sich aus der Auffassung des Gewitters als 
»Kegelseheibens.« Die Kugel vertritt Thors Hammer, die Waffe, womit 
er die Riesen bekämpft. — 
3 ) Thors Hammer, Miölnir, kehrt von selbst in des Gottes Hand zurück. 
Dass der Donnerkeil- oder Kugel oder Stein 7 oder 9 Jahre oder Tage 
braucht, um wieder zum Vorschein zu kommen, beruht ebenfalls auf 
altmythicher Vorstellung Die 7 oder 9 Jahre oder Tage sind die Win-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.