Volltext: Zur volksthümlichen Naturkunde (I / 1862)

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rupfte er sie. Aus den Schwungfedern machte er sich Leiter 
bäume, aus den Pflaumen Sprossen, und stieg so bis zur Himmels 
thür hinauf. Da sie gerade offen stand, tliat er schnell einen 
Blick in den Himmel hinein. Alles war voll Leute und unbeschreib 
lich schön. Jedoch, als er hineingehen wollte, stiess der Wind 
die Thüre zu und warf seine Leiter um und zur Erde hinab. Zum 
Glück für ihn stand eine Fuhr »Maltär« vor der Himmelsthür und 
darauf lag ein »Säckl Kleubn«. * *) Er knüpfte sich nun die »Kleubn« 
zusammen und erhielt so ein Seil, woran er sich wieder zur Erde 
hinab zu lassen vermochte. — 
»S* Himmlafthoa~«. Manche behaupten, es thue sich bis 
weilen der Himmel auf, d. h. er thue sich so auseinander, dass 
man in den »leibhaftigen« Himmel hineinsebe. So hat sich der 
Himmel einmal einem alten, frommen Bauern aufgetban, als er an 
einem schönen Sommerabend nach Gewohnheit sein Abendgebet, 
im »Roa~garten« herumgehend, verrichtete. Er sah nemlich eine 
unbeschreibliche Klarheit und Helle, die Sonne kam damit gar nicht 
in Vergleich, es blendete ihm fast die Augen. Doch dauerte der 
Anblick nur kurze Zeit; der Himmel that sich wieder zu, und es 
war sternhelle Nacht, wie zuvor. 
3. Sonnenfinsternis. 2 ) Wenn sich die Sonne verfinstert 
(Altmünster), ist der Teufel mit ihr im Kampfe und sucht sie zu 
überwinden. Anderswo hiess oder heisst es, der Teufel will der 
Erde das Sonnenlicht nehmen und sucht zu dem Ende die Sonne 
zu verdecken; doch bringt er es nie völlig zu Stande. 
*) Altmythische Züge sind die Enten, die Fuhr Malter und die Kleien. Die 
Enten sind Wolken; der Wolkenhimmel ist eine Mühle. Ein Kinderreim 
lautet: Ringer, ringer, reiher. San mar unser dreier, d’ Fischerl sand 
im Weiher, d’ Anterl sand im Obersee, hupfn alle hoch in d’ Höh. 
Siehe spater: »Feuer« und »Fisch.« — 
*) Die Verfinsterungen der Sonne und des Mondes gaben zu dem Mythus 
Anlass, dass sie von 2 Wölfen verfolgt würden, welche sie zu ver 
schlingen drohten. Simrock, deutsche Mythologie, S. 24,
	        
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