Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

f er im 16. Jahrhundert von der heiligen Jungfrau Angela 
in Oberitalien gegründete und nach der heiligen Mär¬ 
tyrin Ursula benannte Ecziehungsorden entfaltete feit 
dem Jabre 1660 auch in Wien seine gesegnete Tätigkeit. 
Unter Führung der dortigen Oberin Mater Alexia Edle von 
Jougson kamen am 18. Juli 1679 die ersten Ursulinen nach 
Linz, um auch hier eine Schule zu gründen. Man kaufte 
ein Häuschen in der Harrachstraße, bestehend aus einem 
niedrigen Erdgefchoße und einem hohen Dache. Die Kauf¬ 
summe wurde vom Wiener Kloster vorgestreckt; eine öffent¬ 
liche Beisteuer wurde weder verlangt, noch wäre sie zu er¬ 
halten gewesen. Man begann sogleich mit dem Unterrichte 
der weiblichen Jugend. Die Kinder waren zuerst nur um 
einen Tisch versammelt. 
Ein mächtiger Förderer des kleinen Unternehmens war 
Kaiser Leopold I., der anläßlich der im Jahre 1680 in Wien 
grassierenden Pest sich längere Zeit samt Familie in Linz 
aushielt. Er hatte schon im voraus <1678) die Bewilligung 
zur neuen Gründung gegeben. Am 18. September 1680 
stellte er einen Bestätigungsbrief aus, den er der Oberin 
persönlich überreichte. 
Zu dem ersten Hause wurde dann ein zweites, gleich¬ 
falls in der Harrachstraße, näher der Landstraße, gekauft, 
in welchem (1682) die Schule mit 40 Schülerinnen eröffnet 
wurde. Der Unterricht erlitt eine Unterbrechung durch die 
drohende Türkengefahr im Sommer 1683. Die Klosterfrauen 
begaben sich, von der Gräfin Sprinzenstein eingeladen, in das 
Schloß Neuhaus, wo sie die Kinder der Nachbarschaft unter¬ 
richteten. Am 20. September kehrten sie, da die Türkeu- 
gesahr vorüber war, in ihr Heim nach Linz zurück, wo sie 
jreudigst empfangen wurden. Kaiser Leopold, welcher das