Volltext: Kriegschronik der Wiener akadem. Burschenschaft "Libertas" umfassend das 110. und 111. Semester. (Winter=Semester 1914/15 u. Sommer=Semester 1915.)

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Während unserer Retablierung wandelten wir uns in grau um, bekamen 
Spaten und Bajonett, und übten fleißig Infanterie. 
Es waren schöne Tage im Feindesland! Bierabende in Petrikau, Schlitten 
fahrten übers Land; das Herrenhaus Brzoza mit seinen lieben Bewohnern und 
Bewohnerinnen, mancher improvisierte Tanz dehnte sich bis nach Mitternacht aus. 
Anfang März besetzten wir die Schützengräben an der Pilica bei Jeowlodz, 
am 21. lösten uns die Deutschen ab. Fünf Tage später wurde ich zur Rekruten 
ausbildung gemeinsam mit zwei Kameraden nach Olmütz kommandiert. In Petri 
kau wird einwaggoniert und am 27. geht es „nach der Heimat, nach der Hei 
mat . . . ." Am 17. April bekam ich eine Kommandierung nach Bruck in den 
Kavallerie-Maschinengewehr-Kurs, von dem ich nach sechs Wochen zum Kader 
in Olmütz einrücke. Am 1. Juni wurde mir das Signum laudis verliehen." 
Er fügt bei: „Kappel geht es gut, letzte Nachricht vom 5. August. Jrres- 
berger schrieb mir am 27. Jnli. Fritz Schmidt wird in Krönau in die Reitkunst 
eingeweiht, wir sind sehr oft beisammen." 
Thanel ist kürzlich wieder an die Front gegangen, und sendet 
gemeinsam mit Richter, den er zufällig traf, am 27. September 
allen Bundesbrüdern herzlichste Grüße. 
Türmer Gustav, Dr., 
Kadett einer berittenen Tiroler Landesschützen-Division, südlicher 
Kriegsschauplatz seit Mai. 
Seine Gattin schreibt: 
„Mein Mann ist seit 1. Juli Kadett. Von . . . aus machten sie 
öfter mehrtägige sehr weit führende, aber gefährliche Patrouillenritte. 
Nachrichten bekomme ich sehr regelmäßig aber knappe, da er neben 
seiner Tätigkeit als Zugskommandant auch viel Kanzleiarbeit hat und daher 
zeitweilig sehr angestrengt ist. Sein Befinden ist aber ausgezeichnet, besser 
als seit Jahren. Ein bedeutender Verlust an Körpergewicht war auch kein Nach 
teil für ihn." 
In einer am 8. Oktober l. I. aufgegebenen Karte an den 
Chronisten berichtet Türmer: 
„Ich bin nun schon seit Anfang Mai an der Front. Augenblicklich sind wir, 
das heißt eine selbständige Eskadron in einem sehr hochgelegenen Gebirgsdorf, 
von wo aus oft Patrouillenritte unternommen werden. Es ist - zwar oft sch n 
biter kalt, aber Verpflegung und Unterbringung ist besser als sie in Russisch- 
Polen wohl sein könnte. Von den Bb. habe ich nun schon sehr lange nichts 
mehr gehört, ich wäre für ein Lebenszeichen sehr dankbar." 
Waschnitius Viktor, Dr., 
derzeit Rekonvaleszentenheim in Reichenau am Schneeberg, ar 
beitet auf die Dozentur (Germanist) hin, berichtet folgendes: 
„Bei Kriegsausbruch befand ich mich in Bergen in Norwegen. Reiste sofort 
Über Kristiania nach Berlin, wo ich den 1. August, Mobilmachung, mitmachte. Bon
	        
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