Volltext: Das Exlibris

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Franz Fleisch mann 
Hundt von Lauterbach, Kanzler und Hofrats- 
präsident zu München, 1556. 
Sei es nun Holzschnitt oder Kupferstich, 
welcher ebenfalls manchmal Bemalung fand, 
immer zeigen die Exlibris des 16. Jahrhunderts 
künstlerischen Geschmack, feines Formen- und 
Stilgefühl und sind so Zeugnisse echter gra¬ 
phischer Kunst und bedeutsame Dokumente zur 
Kulturgeschichte ihrer Zeit. 
Mit dem Ende des 16. Jahrhunderts darf 
man die erste Periode des Exlibris als abge¬ 
schlossen betrachten. Von bescheidenen An¬ 
fängen heraus hatte sich die Exlibrissitte zu 
reicher Blüte entfaltet, die im folgenden 
17. Jahrhundert zwar anhält, aber doch, wenn 
auch nicht an Zahl, so doch an künstlerischem 
Wert etwas nachläßt. 
Im 17. Jahrhundert) das uns den Barockstil 
brachte, tritt das Holzschnittexlibris in den 
Hintergrund und überwiegt der Kupferstich. 
Selbst die konservativen Klöster und Prälaten 
beginnen nun ihr Exlibris stechen zu lassen. Auch 
in dieser Periode bildet das Wappen noch den 
Hauptschmuck des Exlibris, teils allein, teils 
mit Inschriften und Amrahmungen. Neben 
Nürnberg, wo das Exlibris durch eine Reihe 
guter Stecher, wie Hans Sibmacher, Hans 
Trischel, Hans Hauer, eine bescheidene Nach¬ 
blüte erlebte, tritt nun A u g s b u r g mit seiner 
Stecherkunst auf den Plan und lassen sich Augs- 
burger Kleinmeister die Exlibriskunst angelegen 
sein: Dominik, Raphael und Jakob Custos, 
Lukas und Wolfgang Kilian, Alexander Mair, 
Johann Strideck u. a. Auch Münchener 
Kupferstechern begegnen wir in dem Egidius 
Sadeler, Johann und Raphael Sadeler und 
Christoph Stenglin, der mit seinem Exlibris 
*) Böhm in „Zeitschrift des M. Altertumsvereins" 1387. 
des Klosters Tegernsee bereits ins 18. Jahr¬ 
hundert hinüberreicht. Raphael Sadeler stach 
1618 die Exlibris für die Bibliothek der Herzöge 
beider Bayern in drei Größen und schuf damit 
das älteste landesherrliche Exlibris, das wir 
in Bayern besitzen, und damit ein graphisches 
Denkmal der bücherfreundlichen Wittelsbacher 
Fürsten, die sich durch ihre Vücherliebhaberei 
in Deutschland besonders ausaeicjmeten1). Ein 
Zeugnis dafür ist die Anlegung einer „Liberey" 
in der Neuen Veste am Schwabinger Tor, der 
heutigen Residenz, im Jahre 1551 durch 
Albrecht V., den Begründer von Münchens erster 
Glanzperiode, welche Büchersammlung in ihren 
Anfängen bis an die Wende des 15. und 
16. Jahrhunderts zurückreicht und in der Folge¬ 
zeit zur kurfürstlichen und dann zur heutigen 
Staatsbibliothek sich entwickelte. Eben für diese 
Bibliothek stach Raphael Sadeler ein Exlibris 
in drei Varietäten. Er stach auch das Exlibris 
der eingangs angeführten Bibliotheca Palatina, 
die ebenfalls einen weiteren Beweis für die 
Bücherfreundschaft der Wittelsbacher bildet. 
Schon im Jahre 1421 hatte Kurfürst Ludwig III. 
von der Pfalz, der Sohn des Begründers der 
Heidelberger Aniversität, ihr seine Bücherei 
vermacht, und sie erwuchs im Laufe der Zeit 
aus verschiedenen wissenschaftlichen Beständen 
und aus den Sammlungen der pfälzischen 
Wittelsbacher zur wertvollen kurfürstlichen 
Landesbibliothek, bis die Einnahme Heidel¬ 
bergs sie größtenteils nach Rom führte, wo 
sich heute noch ein erheblicher Bestand im 
Vatikan befindet, während ein kleiner Teil im 
Jahre 1815 nach Heidelberg zurückwanderte. 
Eine ähnliche Geschichte wie das Exlibris 
Sadelers für die Palatina erzählt uns ein Ex- 
Exlibris von August potuczek 
(Srünn, Steingasse 21)
	        
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