Volltext: Briefe und Tagebuchblätter

Ich komme wieder mit Köpfen zu Dir, hoffentlich wird Euch 
die Geschichte nicht langweilig. Es ist ja immer wieder dieselbe 
Couleur in grün. Das kleine bunte Mädchen ist mein erster Pastell¬ 
versuch, überwältigend schön ist es noch nicht. Das kleine Queck¬ 
silber war aber auch für den Anfang recht schwer, denn es hielt 
keine Minute still. Bis jetzt besteht mein ganzer Reichtum auch erst 
aus fünf Stiften. Das kleine Ding hatte blaue Augen, ich aber 
leider keinen blauen Stift. Als ich gerade über diese grausame 
Schikane des Schicksals nachgrübelte, hörte ich, wie sich zwei vor 
mir stritten, ob die Augen blau oder braun seien. Da schlug ich 
mich denn aus Vernunftgründen zur braunen Partei . . . Das 
lachende Mädel habe ich ganz schnell am zweiten Tage gemacht. 
Deshalb ist es auch ein bißchen zu sehr geschmiert. Und nun 
meine drei Landschaften, die Ihr ja niemanden zeigen müßt! da 
sie noch etwas zu sehr Hummer-Mayonnaise sind. 
In der Bahn. 
Ihr Lieben! Berlin, den 13. Februar 1897. 
Da komme ich noch schnell in der Bahn auf einen Husch zu Euch, 
um Euch einen kurzen Wochenbericht zu geben. 
Hauptsache ist natürlich mein Ball bei Frombergs. Es war ein¬ 
fach ideal! Das Haus war künstlerisch schön mit Blumen ge¬ 
schmückt. Die dunkel getäfelte Halle sah unter ihren grünen 
Tannenkränzen mit dem lachenden feurigen Mohn und den Gir¬ 
landen aus frischen weißen Rosen bezaubernd aus. Das Musik- 
zimmer, das in gelben zarten Tönen gehalten ist, war über und 
über mit Mimosen geschmückt. Und die einzelnen Tische im E߬ 
zimmer! Auf dem einen lag frischer weißer Flieder, auf dem 
andern Goldlack; Veilchen, Maiglöckchen, edle Teerosen aus 
anderen. 
Max Grube und die Lindner führten einen Prolog zur Ein¬ 
weihung des Hauses auf. Wir drei Malerinnen hatten lustige 
Gesellschaft an zwei Malern und zwei Bildhauern. Der Maler 
Mllller-Kurzwelly forderte mich zur Franyaise auf, aber denkt 
nur mein armes Herze! Ungefähr den ganzen Tanz durch pries 
er mit strahlendem Gesicht die schönen Augen und die schöne Toi- 
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