Volltext: Briefe und Tagebuchblätter

große Malerin ist. Sie malt heute schon besser wie Vogeler und 
Mackensen. Mein Urteil ist nicht etwa von Liebe diktiert, wie ihre 
Familie meint. In aller Stille wird sie weiter streben und wachsen 
und eines Tages alle in Erstaunen setzen. Darauf freue ich mich. 
Sie ist künstlerisch durch und durch. Bei Paula ist alles naiv, still 
da. Koloristisch ist sie sehr veranlagt und in der großen Bilder¬ 
fassung noch mehr vielleicht. Darin ist Paula gerade auf einem 
sehr feinen Wege, wie sie ihre Persönlichkeit verflechtet mit der 
Natur. Sie ist groß bei der Intimität. Ihre Sachen wirken größer 
gesehen wie einige von mir bei ihr. Sie gibt weniger, das aber 
intim und stark. 
9. April 1902. 
In unsern Kunstansichten, im Geschmack passen Paula und ich 
ausgezeichnet zusammen. Wir beide lieben das Naive, Merkwür¬ 
dige (unsere Wohnung, Brünjes-Atelier, mein Atelier). Jetzt macht 
sie überall kleine Beete im Garten, kleine intime Plätze mit Bän¬ 
ken, Glaskugel. Mackensens Garten wird ökonomisch angelegt, am 
Ende's städtisch mit Bosketts usw., Vinnen ist Großgrundbesitzer, 
bei Overbeck auch alles städtisch drinnen und draußen, — nur 
Vogeler und wir sind anders. Vogeler nur gegen uns stilvoll, ver¬ 
feinert — wir naiver, intimer, merkwürdiger. Paula und ich 
passen da ausgezeichnet in unseren Passionen zusammen. 
15. Juni 1903. 
Ganz famos ist das Malen mit meiner Paula. Abends lehnen 
dann unsere frischen Studien in der Veranda am Blumentisch. Ge¬ 
stern abend hat Paula mich wirklich überrascht durch ein Skizze 
aus dem Armenhaus mit Dreebein, Ziege, Hühnern, — ganz famos 
in der Farbe, in der Konzeption riesig merkwürdig und mit dem 
Pinselstiel die Oberfläche kraus, kriselig gemacht. Merkwürdig, wie 
groß diese Sachen sind, riesig als Maler gesehen. Mich interessiert 
tatsächlich nicht einer hier in Worpswede auch nur annähernd so 
wie Paula. Sie hat Witz, Geist, Phantasie, sie hat einen prächtigen 
Farbensinn und Formensinn. Ich bin voller Hoffnung. Wie ich ihr
	        
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