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Aus „Wunder des Himmels“ 5. Aufi. II, Abth,
§. 196—197.
Milchstrasse. Wie man sich aber dieser Milchstrasse nähert, nimmt die
Zahl der einfachen sowohl, als auch der doppelten Sterne schnell zu.
Aber auch ausser der Milchstrasse gibt es einzelne Gegenden, die an
Doppelsternen sehr reich sind, wie die Sternbilder des Widders, der
Fliege, der Zwillinge und besonders das des Orion.
Nicht selten sieht man zwei solche Doppelsterne, also vier Sterne,
deren je zwei einander sehr nahe stehen, auf einmal in dem Felde des
Fernrohrs. Diess ist z. B. der Fall bei e Leier; im Sternbilde des
Schwans bei AR = 300° 7', I) = -f 35° 19'; im Herkules bei AR —
246° 18' 1) = 19° 36', u. a.
Auch kommt es, wiewohl selten, vor, dass sogar drei Doppelsterne
auf einmal im Gesichtsfelde des Fernrohrs sich befinden, wie bei rj Leier
und im Wassermann bei AR = 324° 15', D == — 0° 27'.
§. 196. (Drei- und mehrfache Sterne.) Zuweilen bemerkt man auch drei
Sterne in auffallender Nähe bei einander. Solche sieht man im Luchse,
(AR = 98° 14', /> = + 59° 36'), bei £ Krebs, £ Scorpion, 7 Stier
(AR = 51» 30'? /> = + 23° 57') u. f. Bei i Bootes ist der Haupt¬
stern, bei if> Cassiopeja und y Scorpion der kleinere Stern wieder ein
sehr enger Doppelstern. In obigen Tripelsternen: 12 Luchs, £ Krebs,
? Scorpion gehören alle drei Sterne zu den grösseren.
Auch vier- und mehrfache Sterne sind nicht selten am Himmel zu
finden. Ein solcher ist # im Orion. Er steht nahe in dem dunkelsten
Theile des merkwürdigen Nebels im Orion, und wurde lange Zeit hin¬
durch als vierfacher Stern beobachtet und zu Folge der besonderen re¬
lativen Stellung der vier Sterne das Trapez im Orion genannt. Im
J. 1825 entdeckte aber W. Struve in diesem Trapez noch einen fünf¬
ten, und später Herschel d. j. einen sechsten Stern, die jedoch beide
sehr schwer zu sehen sind. Es scheint, dass diese Sterne erst in den
letzten Zeiten entstanden und jetzt im Wachsen begriffen sind. (Siehe
Atlas d. g. H. Fig. 3.)
Ohne die übrigen vielfachen Sterne hier noch weiter zu verfolgen,
bemerken wir nur, dass W. Struve den Stern <r im Orion, unmittelbar
unter dem südlichsten der drei Sterne, die unter dem Namen des Ja¬
kobstabes bekannt sind, sogar als einen sechs zehnfachen Stern er¬
kannt hat.
§. 197. (Bewegung der Doppelsterne um einander.) Man hat gefunden, daSS
die Doppelsterne, so wie überhaupt alle Sterne des Himmels, eine eigene
fortschreitende Bewegung haben, und dass sie, dieser Bewegung
ungeachtet, nicht auf hören, doppelt zu bleiben, dass also diese Stern¬
paare ihren grossen Weg im Welträume wie zwei eng verbundene Wan¬
derer gemeinschaftlich zurücklegen. Einer der merkwürdigsten unter
diesen Zwillingssternen ist 61 im Schwan. Man findet ihn am Himmel
zwischen den beiden grösseren, aber einfachen Sternen v und t dieses
Sternbildes beinahe in der Mitte derselben oder in Rectascension
315° 2' und Declination + 38° 0'. Dieser Stern hat eine sehr grosse
Eigenbewegung, welche während eines Jahrhunderts, in der Richtung
seiner Bahn 522 Sekunden beträgt; er hat also seit Christi Geburt
nahezu drei Grade, d. h. sechs Monddurchmesser am Himmel zurück¬
gelegt.
Wenn aber eine so grosse, gemeinschaftliche Bewegung der beiden
Componenten eines Doppelsterns schon so deutlich für ihr Zusammen¬