Volltext: 70 Jahre Kuranstalt Bad Hall

die Kirche vom Stifte Kremsmünster, welches dabei 
von der Pfarrgemeinde Hall und den umliegenden 
Orten unterstützt wurde. Die Pläne entwarf Dombau- 
architekt Herr Otto Schirmer. 1888 wurde die Kirche 
vollendet. 
Pfarrkirche die alte St.-Margareten-Kapelle. Und doch kam 
der Plan zur Erbauung einer neuen Pfarrkirche in Hall 
zur Ausführung, allerdings später — am 20. März 1.869 
wurde der erste Spatenstichs durch Abt August Resl- 
huber von Kremsmünster vorgenommen. Erbaut wurde 
OfiutWlPn 
Von Professor G. uebleis - Kremsmünster. 
Als Herzog Tassilo im Jahre 777 das Kloster Krems¬ 
münster gründete, stattete er es mit reichem Besitz aus. Als 
erste Gabe an die junge Stiftung nennt die Urkunde die 
Salzquelle am Sulzbach. „Rradiinus quoque et salinam, 
que ad Sulzibach est et tres homines ibi habitantes salem 
coquentes, simili modo etiam ibi in circuitu cultum faciant, 
quantum velint sine prohibitione.“ (Wir übergeben' die Salz¬ 
quelle am Sulzbach und drei Leute, die dort wohnen und Salz 
sieden sollen. Sie sollen aitdi das Land int Umkreis kultivieren, 
soweit sie wollen, ohne 
daß siejemand hindern 
darf.) Damals war 
also die Quelle aut 
Sulzbach sd)on gut be¬ 
kannt. Wahrscheinlich 
hatten sogar schon die 
Kelten Wasser zur 
Salzgewinnung ver- 
tvendet. Der Name 
Hall stammt ja aus 
dem Keltischen bal =. 
Salz.Urkundlich scheint 
jedoch dieser Name 
erst im 12. Jahr¬ 
hundert auf. Auch den 
Römern dürfte die 
Quelle nicht unb ekannt 
gewesen sein, da, nach 
üblicher Annahme, 
eine Römerstraße von 
Steyr über Hall nach 
Rohr führte. Sicher 
ist, daß zur Zeit der 
Gründung des Stiftes 
Kremsmünster am 
Sulzbach bereits eine 
Ansiedlung mit einer Kirche bestanden hat. 
Im Jahre 1378 wird in Hall zum erstenmal ein Bad 
genannt. Am 26. Dezentber dieses Jahres stifteten die Brüder 
Arbayter einen Jahrtag „mit der Padstuben gelegen zu Hall 
und die Wis, die von alter dazu gehört hat, gelegen an des 
Schwarzfärbers Paumgarten, wan die zwei Stuekh seind 
freies Purkrecht". Es ist nicht unwahrscheinlich, daß bereits 
damals das Salzwasser zum Badegebranch verabreicht wurde. 
Die heilende Kraft des Wassers war schon längst bekannt. 
In einem Ablaßbrief für die Pfarre Hall aus dem Jahre 1326 
werden unter anderen auch die Heiligen Briccius und Jakob 
als Schutzheilige dieser Kirche angeführt. Diese beiden Heiligen 
gelten als besondere Helfer gegen Blutkrankheiten, für die 
das Hallerwasser heilend wirkt. Für das Kloster scheint die 
Salzquel e, die in seinem Besitz geblieben war, bald ihre Be¬ 
deutung verloren zu haben. Die Aufzeichnungen führen 
nirgends ein Erträgnis der Quelle an. Der Salzbezug von 
0 P. Florian Wimmer: Andenken an den ersten Spatenstich znm 
Ban einer neuen Pfarrkirche in Bad Hall. Steyr 1869. 
Hallstatt kam dem Kloster viel billiger. Ueberdies hatte im 
Jahre 1313 die Königin Elisabeth, die Witwe Albrechts I., 
das sogenannte Gottsail oder Gottesteilsalz gestiftet, wonach 
das Kloster Kremsmünster jährlich 30 Kufen Salz von Hall¬ 
statt beziehen konnte. Damals war auch bereits die Gunter- 
Quelle im Osten des Marktes, in Ternbach, bekannt. Diese 
Quelle wurde, wie die Anlage bei ihrer Entdeckung im Jahre 
1868 zeigt, mehr benützt als die Tassiloquelle am Sulzbach. 
Zu Beginn des 13. Jahrhunderts wurden allerdings beide 
Quellen auf höheren! 
Befehl verschüttet und 
die Oeffnungen sorg¬ 
fältig mit Moos ver- ' 
stopft. Nichtsdesto¬ 
weniger aber brach 
sich das Wasser Bahn 
und sammelte sich an 
der Oberfläche. Das 
Wasser der Quelle am 
Sulzbach wurde auch 
weiterhin von den 
Umwohnern verwen¬ 
det, während die an¬ 
dere Quelle bis zu 
ihrer Neuentdeckung 
vergessen blieb. 
Im Jähre 1646 
wird der Salzquelle 
am Sulzbach wieder 
Erwähnung getan. Da¬ 
mals war sie bereits 
so bekannt und er¬ 
freute sich so regen 
Zuspruchs, daß das 
Salzamt in Gmunden 
darauf aufmerksant 
wurde und der Pfleger von Hall den Auftrag erhielt, sie 
zu zerstören, da sie die Salinen von Gmunden im Handel 
beeinträchtigen könnte. Die Quelle wurde allerdings da¬ 
mals nicht zerstört, ja sie wurde irnmer ntehr wegen der 
heilenden Kraft des Wassers aufgesucht. 1732 schreibt Frei¬ 
herr von Hoheneck in seiner Genealogie, IOBd., S. 723: 
„Außerhalb des Marktes ist ein Gesundt und Heylbrunnen, 
dessen Wasser die Kröpf vertreibet und von weiter entlegenen 
Orten von derlei Patienten geholet wird." Das Wasser wurde 
bald auch in die Ferne versandt und zur Erzeugung von „Kropf¬ 
brot" verwendet. Besonders verbreiteten den Ruf der Quelle 
die damals noch sehr zahlreichen Wallfahrer nach dem benach¬ 
barten Adlwang. Allmählich wurde auch in ärztlichen Kreisen 
für die Quelle das Interesse wach. Man begann nun auch nach 
dem Stoff zu suchen, der dem Wasser die heilende Kraft gab. 
Als erster stellte 1772 Professor Mederer aus Freiburg eine 
Untersuchung des Wassers an; sein Ergebnis lautete auf kalkige 
Eisenerde mit einem starken Beisatz von reinem Kochsalz. 
Die nachfolgenden Zeiten der Franzosenkriege waren aber 
f89 
Die älteste Haller Quelle: Tassiloquelle.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.