Volltext: 70 Jahre Kuranstalt Bad Hall

Hohen Priel. Entzückend ist die Rundschau. In den Tälern 
aber bergen sich heimliche Schätze der Mutter Natur. 
. Um die alte Burg Kreuzen weben Sage und Geschichte 
ihre geheimnisvollen Fäden. Von einem Pilgrim de Cruce 
soll die Kirche sowie das Schloß Kreuzen (Kreutzen) erbaut wor¬ 
den sein. Mit Bestimmtheit waren die Herren vom Machland 
bereits im Jahre 1140 schon Besitzer der Herrschaft Kreuzen. 
1121, so heißt es in einer Urkunde, die sich im Archive 
von Grein befindet, sei schon die Pfarrkirche erwähnt. Die 
heutige Pfarrkirche stand 
schon im Jahre 1324. Die 
mit Blech beschlagene 
Sakristeitüre trägt die 
Jahreszahl 1497 und auf 
dem alten Orgelposta¬ 
mente konnte man die 
Zahl 1490 lesen. Das 
Schloß Kreuzen war einst 
sehr ansehnlich. Es war 
schon im zwölften Jahr¬ 
hundert von doppelten 
Ringmauern umgeben, 
besaß Bastionen und meh¬ 
rere Türme. Das Innere 
glich infolge der vielen 
Gebäude einem kleinen 
Städtchen. Besonders in 
der Zeit, als Türkenein- Markt Kreuzen, 
fälle an der Tagesordnung 
waren, war das Schloß als Züfluchtsort für Weiber, Kinder 
und Greise gesucht (1526). 1700 noch faßte das Schloß zirka 
1000 Mann Wehr und Waffen, hatte noch fünf Türme an der 
Ringmauern und die großen Rüstkammern. Ein 24 Klafter 
tiefer Brunnen ist heute noch sichtbar. Am Wasserspiegel soll 
er einen Umfang von zwölf Klaftern und eine Wassertiefe von 
acht Klaftern besitzen. Selbst im heißesten Sommer hat das 
des Besitzers vom Schloß Haus, an Adam Schweinböck. Es 
ging in der Folge von Hand zu Hand. 
1823 kam Kreuzen mit den Herrschaften Ruttenstein, 
Zellhof und Greinburg in den Besitz des Herzogs Ernst I. von 
Sachsen-Coburg und Gotha, in dessen Besitze es geblieben ist. 
Die Wasserheilanstalt Kreuzen ist noch verhältnis¬ 
mäßigen sungen Datums. Kreuzen wird im nächsten Jahre 
das Jubiläum seines 80jährigen Bestandes als Heilbad be¬ 
gehen können. Es ist bekanntlich eine Kaltwasserheilanstalt 
nach dem Muster, wie sie 
der Begründer der Kalt¬ 
wasserheilmethode Prieß- 
nitz in Gräfenberg in 
Oesterreichisch - Schlesien 
eingerichtet hatte. Prieß- 
nitz hatte in Gräfenberg 
mit Kaltwasserheilkuren 
große Erfolge erzielt und 
sich einen großen Ruf 
geschaffen. Als nun in 
Kreuzen der herzogliche 
Revierverwalter Haber¬ 
korn, der 1843 in Kreuzen 
war, zeitweise arg an 
Schwindel litt, rieten ihm 
die Aerzte, nach Gräfen¬ 
berg zu gehen und die 
Prießnitzsche Kur zu ge¬ 
brauchen. Es mangelte 
aber Haberkorn an Zeit und Geld und so faßte er den Gedan¬ 
ken, auch in Oberösterreich eine solche Kaltwasserheilanstalt 
zu gründen, um seinen Landsgenossen die weite Reise zu er¬ 
sparen. Er besprach sich mit dem Arzte Dr. Maximilian Keihl 
in Kreuzen, der nach Gräfenberg reiste und die dortigen Kur¬ 
einrichtungen studierte. Ende September 1845 kehrte er zu¬ 
rück. Die Regierung gab die Konzession zur Errichtung eines 
Blick auf die Kaltwasserheilanstalt und die Ruine Kreuzen. 
Wasser nur eine Temperatur von 6" R. Dieser Brunnen war 
der Wasserlieferant für die Bewohner der Burg, ein Brauhaus 
versorgte sie mit Bier, eine Mühle mit Mehl. An vier Uhren 
konnte man die Zeit ablesen und in zwei Kapellen sich der 
frommen Andacht weihen. Von all den vielen Gebäuden, 
die die Ringmauern umgaben, ist nur mehr ein einziger Trakt 
im inneren Schloßhof bewohnbar, alles andere vom Zahne der 
Zeit zernagt. Als die Herren von Machland ausstarben, ging 
das Schloß in den Besitz der Herzoge von Babenberg über, 
1271 an Otto von Volkersdorf. 1518 gelangte es in die Hände 
Bades und am 1. Mai 1846 wurde, nachdem die notwendigsten 
Einrichtungen beschafft waren, die „herzoglich Koburgsche 
Wasserheilanstalt Kreuzen" eröffnet. Kreuzen konnte anfäng¬ 
lich gegen die Konkurrenz Gräfenbergs nicht aufkommen; 
es wurde lediglich von Einheimischen benützt. Seitdem aber 
Prießnitz 1851 in Gräfenberg gestorben war und Gräfenberg 
seinen eigentlichen Magnet verloren hatte, vermochte sich 
. Kreuzen bald durchzusetzen. Unter dem Besitzer Nagel nahm 
'es großen Aufschwung. 1880 kam die Anstalt in den Besitz 
des Herrn Dr. Otto Fleischanderl. Unter dessen umsichtigen 
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