Volltext: 70 Jahre Kuranstalt Bad Hall

kommissiou gut subventioniert. Dafür mußten die Direktoren 
die Bedingung eingehen, die besten und neuesten Operetten, 
Lustspiele usw. fortwährend im Repertoire zu führen. Da 
das Theater, wie erwähnt, ein 
Holzbau war, wurde nicht abends 
bei Beleuchtung, sondern nur 
nachmittags um etwa 5 Uhr ge¬ 
spielt. Das Theaterorchester wurde 
von der Kurmusik gestellt. 
Was mögen sich wohl be¬ 
rühmte Dichtergrößen wie Grill¬ 
parzer, Anzengruberund Adal¬ 
bert Stifter, welche hier als 
Kurgäste weilten, gedacht haben, 
wenn sie den Vorstellungen in 
dieser stolzen „Arena" ange¬ 
wohnt haben? 
Es dürfte wohl allgemein 
bekannt sein, daß kein Geringerer 
als Gustav Mahler selbst seine 
künstlerische Laufbahn als Kapell¬ 
meister in Bad Hall begonnen hat. 
Als zwanzigjähriger Mann kam 
er 1880 nach Bad Hall, um in 
diesem alten hölzernen Haller 
Theater Operetten und Singspiele 
zu dirigieren. 
Doch so bescheiden und klein¬ 
lich das alte Haller Theater in 
seiner jetzigen Gestalt auch an¬ 
mutet, so mußte es doch lange Zeit 
hindurch dem Kulturbedürfnisse 
des Haller Knrpublikums genügen, 
bis endlich das neue Haller 
Theater erbaut wurde. 
Das neue Theater wurde im Jahre 1883 erbaut. Es 
ist ein halbkreisförmiger, arenaactiger Bau,- an dem sich der 
rechteckige Anbau des Bühnen Hauses anschließt. Der Zu¬ 
schauerraum bietet mit seinen 24 Logen, zahlreichen Sitz- 
Wallfahrtskirche Adlwang. 
Plätzen, einer geräumigen, sanft ansteigenden Galerie einer 
Zuschauermenge von 600 Personen bequem Platz. Das Aenßere 
des Theaters zeigt im Parterre wenig Gliederung, während 
im ersten Stockwerke zahlreiche 
Säulenpaare dem ganzen einen 
festlich-imposanten Charakter ver¬ 
leihen. Ein Zieraufbau über den 
Eingangspforten läßt das Theater 
von vorne noch mächtiger er¬ 
scheinen; an ihn reihen sich am 
Rande des flachen Daches einige 
Statuen beiderseits. 
Dem Charakter eines Kur¬ 
theaters entsprechend, gelangen im 
Haller Theater meist Stücke hei¬ 
teren Inhaltes zur Aufführung, 
wie Possen, Lustspiele und Ope¬ 
retten. Manchmal gelingt es auch, 
angesehene auswärtige Knnstkräfte 
zu Gastspielen zu engagieren. 
Das neue Theater hat auch 
bereits seine Feuerprobe hinter 
sich. Als im Jahre 1910 bei einer 
Kinovorführung ein Stück Film 
zu brennen begann und durch 
den Projektionaspparat die ver¬ 
brennenden Filmreste im ver¬ 
dunkelten Zuschauerranm auf die 
Projektionsleinwand projiziert 
wurden, wurde dadurch der Ein¬ 
druck auf der Galerie erweckt, als 
ob im Parterre ein Feuer zum 
Ausbruch gekommen sei. Als einige 
nervöse Zuschauer den Ruf aus¬ 
stießen: „Es brennt!" stürzte alles 
zu den Ausgängen. Dabei zeigte sich die leichte Räumungs¬ 
möglichkeit des Bad Haller Theaters; denn in kaum zwei bis 
drei Minuten war das Galeriepubliknm ohne jegliche Panik 
und ohne den geringsten Schaden ins Freie gelangt. 
Manchem Besucher von Bad Hall ist vielleicht nicht be¬ 
kannt, welche Knnstschätze die nach außen so unscheinbare Kirche 
von Pfarrkirchen birgt. Mancher mag sich auch schon ge¬ 
wundert haben, daß Pfarrkirchen, in allernächster Nähe des viel 
bedeutenderen Ortes Bad Hall, eine so schöne, alte Kirche 
besitzt, während Bad Hall selber erst vor noch nicht 40 Jahren 
eine entsprechende Kirche erhielt. Die Geschichte berichtet 
über die Kirchenbauten im Hallgau manche interessante Daten, 
die eine Erklärung dieser Tatsachen geben. 
Der Hallgau war schon verhältnismäßig bald mit dem 
Christentum bekannt geworden, vielleicht von Lorch aus und 
so bestand schon vor der Gründung Kremsmünsters eine 
„Kirche am Sulzbach", die man für das heutige Pfarrkirchen 
hält. Neben dieser Hauptkirche im Hallgau bestanden noch eine 
Reihe kleinerer Filialkirchen. 1249 wird die Hanptkirche im 
Hallgau zum erstenmal als Pfarrkirche bezeichnet. Sie 
war in romanischem Stil erbaut. Um 1326 wurde sie um¬ 
gebaut und neu ausgestaltet. Mauerreste von diesem Um- und 
Neubau sind aller Wahrscheinlichkeit nach bei der gegenwärtig 
bestehenden Kirche noch erhalten und mitverwendet. Später 
wurde dann ein zweischiffiges Langschiff in gotischem Stil 
erbaut. 
Hatte Dorf Hall seine Pfarrkirche, so bestand in Markt 
"Hall nur die Kapelle „Margareta am Anger". Bis 1868stan- 
den auch in der Nähe der Kapelle Lindenbäume. Ans dem „An¬ 
ger" (eigentlich Richtplatz) wurde später, der Entwicklung Halls 
zum Kurort entsprechend, die Promenade. Die Margareten¬ 
kirche am Anger dürfte schon im 13. Jahrhundert erbaut worden 
sein. Sie diente späterhin als alte Pfarrkirche von Bad Hall, 
bis die neue von Otto Schirmer erbaute und vom Salzburger 
Erzbischof Eder eingeweihte neue Pfarrkirche 1888 an ihre 
Stelle trat. 
Tie Pfarre Pfarrkirchen umfaßte früher auch den größten 
Teil der Pfarren Bad Hall und Adlwang, so daß sich im 18. Jahr¬ 
hundert, bevor diese beiden Pfarren von Pfarrkirchen, abge¬ 
trennt wurden, das Bedürfnis nach Vergrößerung der alten 
Pfarrkirche in Pfarrkirchen ergab. Die Erweiterung geschah 
1744, indem die alten Schiffswände durchbrochen und zwei 
neue Seitenschiffe aufgeführt wurden. Ter Umbau geschah 
im damaligen Rundbogenstil. Bevor der Neubau eingeweiht 
werden konnte, erfolgte ein Einsturz des Hauptschiffes, der auch 
die Nebenschiffe zum Teil schwer beschädigte. Abt Alexander 
Fixlmillner beschloß nach diesem Unglüo'sfall, für den Hallgau 
überhaupt eine ganz neue, geräumige KiöHe zu erbauen,
	        
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