Volltext: Kriegsrüstung und Kriegswirtschaft. Anlagen zum ersten Band (1,2)

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Kriegsrüstung und Kriegswirtschaft — Anlage-Band. 
ziger Jahre seine Erfüllung finden. Schon längere Zeit vorher war von militärischen 
Sachverständigen auf Grund der Erfahrungen des deutsch-französischen Krieges und 
unter Hinweis darauf, daß Feldkrieg und Festungskrieg im allgemeinen nach ein 
heitlichen Grundsätzen geführt werden müßten, die Zuteilung schwerer Geschütze an 
die Armeen oder Armeekorps des Feldheeres gefordert worden. Allerdings unter 
lagen die Verfechter solcher Anschauungen anfänglich einer gewissen Überschätzung der 
Leistungsfähigkeit schwerer Geschütze damaliger Konstruktion, so daß ihre Vorschläge 
vorerst auch innerhalb der Artillerie nur vereinzelt Zustimmung gefunden hatten. 
Doch wurden diese Ansichten von entscheidender Bedeutung für die weitere Entwicklung 
des Festungsangriffs und fanden im Laufe der Zeit um so mehr Zustimmung, je 
mehr durch die Technik die Vorbedingungen für eine Steigerung der Geschoßwirkung 
geschaffen nmrbert 1 ). Gefördert wurde die Erkenntnis für die Notwendigkeit einer 
Teilnahme schwerer Geschütze auch an den Operationen des Feldheeres durch die in 
den achtziger Jahren einsetzenden mannigfachen Änderungen im Festungsbau — An 
lage weiträumiger Gürtelfestungen mit ausgedehnten Sperrfortlinien —, von denen 
namentlich Frankreich schon frühzeitig bei der fortifikatorischen Verstärkung seiner 
Ostgrenze Gebrauch machte. Außerdem hatten die Erfahrungen im russisch-türkischen 
Kriege (1877/78) gezeigt, daß bedingt durch die Steigerung der Waffenwirkung mit 
einer Verwendung behelfsmäßiger Befestigungsanlagen in zunehmendem Maße auch 
im Feldkriege gerechnet werden mußte. Bei den maßgebenden militärischen Stellen 
in Deutschland setzte sich daher mehr und mehr die Überzeugung durch, daß die Mit 
wirkung schwerer Geschütze zur Niederkämpfung von Sperrbefestigungen und starken 
Hindernisanlagen, die einen schnellen Fortgang der Operationen behinderten, 
dringend geboten sei. 
Mehrere Ende der achtziger Jahre abgehaltene größere Angriffsübungen hatten 
gezeigt, daß die bespannten Fußartillerieformationen der Spezial-Velagerungstrains 
befähigt waren, an den Operationen des Feldheeres mit Erfolg teilzunehmen. Aller 
dings bedurfte es hierzu außer geeigneten Geschützen 2 ) einer erheblichen Beschleuni 
gung des Geschühaufmarsches und demgemäß einer beweglicheren Gestaltung der 
Organisation. Als erster entscheidender Schritt erfolgte im Jahre 1889 die Neu 
gliederung der Spezial-Velagerungstrains in feste Kompagnie-Einheiten, die mit 
ihrer Bedienung und Bespannung planmäßig mobil gemacht werden sollten. Damit 
entstand unter dem Namen „Fußartillerie mit Bespannung" eine leid 
lich bewegliche Truppe. Sie sollte den Armeen unmittelbar folgen und den Angriff 
auf Sperrforts so vorbereiten, daß diese innerhalb weniger Tage genommen werden 
konnten. Die Technik eines solchen Angriffsverfahrens wurde namentlich vom General- 
stabe sorgfältig durchgearbeitet. Eine Änderung in der Friedensorganisation war 
damit nicht verknüpft, so daß Truppe und Geschütz wie bei der Feldartillerie nicht 
etwa unmittelbar miteinander verbunden wurden. 
Die Mehrzahl der aktiven Fußartillerie-Vataillone sollte nunmehr als „Fuß- 
artillerie mit Bespannung" mobil und als solche zunächst mit schweren 12 cm-, 
kurzen 15 crn-Kanonen, 15- und 21 em-Mörsern, später in der Hauptsache mit der für 
den neuen Verwendungszweck konstruierten 15 cm - Haubitze 3 ) bewaffnet werden. 
Ihre mit 21 cm-Mörsern bewaffneten Kompagnien waren zu vier, die übrigen zu 
je sechs Geschützen gegliedert. Die anfänglich aus verschieden bewaffneten Kompagnien 
zusammengesetzten Bataillone sollten je eine Munitions-Kolonnen-Abteilung mit vier 
bis fünf Munitions-Kolonnen erhalten. 
i) Text-Vand S. 244 f. — 2 ) Text-Band S. 245. — 3 ) Text-Band S. 245 f.
	        
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