Volltext: Kriegsrüstung und Kriegswirtschaft. Anlagen zum ersten Band (1,2)

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Kriegsrüstung und Kriegswirtschaft — Anlage-Band. 
Friedenstruppe, zumal angesichts der in einem neuzeitlichen Kriege zu erwartenden 
hohen technischen Anforderungen, wiederholt laut werden lasten. Neben einer Ver 
mehrung der Zahl der für den Feldkrieg vorgesehenen und in desten Aufgaben geschul 
ten Formationen hielt man es in Anlehnung an frühere und zum Teil in Bayern 
noch bestehende Verhältnisse 4 ) vornehmlich für erforderlich, eine Anzahl von Pionier- 
formationen schon im Frieden für die Aufgaben des Festungskrieges gesondert aus 
zubilden, um bei einer Mobilmachung leistungsfähige Kadres für die Belagerungs 
organisation zu haben. Mit einer Verwirklichung derartiger Bestrebungen war 
Mitte der achtziger Jahre auch in Preußen insofern ein Anfang gemacht worden, als 
das beim XV. Armeekorps seit 1881 vorhandene zweite Pionier-Bataillon-) seiner 
mobilen Bestimmung gemäß bereits im Frieden als „Festungs"--Bataillon ausgebildet 
werden sollte. Gleichzeitig erfolgten einige Änderungen in der Organisation der 
beiden Ingenieur-Belagerungstrains. Der erste Train erhielt vom zweiten desten 
vierte Sektion, während die beiden anderen, durch eine bayerische auf drei vermehrten 
Sektionen als bewegliche Spezialbelagerungstrains derart formiert und ausgestattet 
wurden, daß sie zur schnellen Lösung von Sonderausgaben (Angriff auf Sperrforts) 
befähigt waren. 
Auch das Telegraphenwesen verlangte entsprechend seiner vermehrten Nutzbar 
machung in der Kriegsformation eine stärkere Berücksichtigung im Gefüge des 
Friedensheeres. Zwar konnte man sich in Deutschland im Gegensatz zu anderen 
Staaten und trotz vielfacher Befürwortung nicht dazu entschließen, eine selbständige 
Telegraphentruppe ins Leben zu rufen^). Dafür war aber auf Veranlassung des 
Generalstabes Mitte der achtziger Jahre noch während der Laufzeit des zweiten 
Septennats eine Verstärkung der Pioniertruppe durch Erhöhung ihrer Vataillons- 
etats sowie durch Aufstellung einer fünften Kompagnie beim Garde-Pionier- 
Bataillon gefordert worden, aus der bei einer Mobilmachung die Mehrzahl der 
Armee-Telegraphen-Abteilungen hervorgehen sollte. Zunächst abgelehnt 4 ), fand diese 
Forderung in dem Präsenzgesetz von 1887 Berücksichtigung. Im gleichen Jahre 
wurden eine preußische Telegraphenschule und bald darauf eine solche auch in Bayern 
errichtet, die mit der Ausbildung des von der Kavallerie und den Pionieren über 
wiesenen Personals im Telegraphendienst betraut wurden. 
Die große operative Bedeutung der Eisenbahn für die Kriegführung war 
schon in den Cinigungskriegen klar in Erscheinung getreten und wuchs bei der 
militär-geographischen Lage Deutschlands um so mehr, als ein Krieg gegen zwei 
Fronten in den Bereich der militärischen Erwägungen gezogen werden mußte. Schon 
Anfang der siebziger Jahre war auf Grund der Kriegserfahrungen eine besondere 
Cisenbahnabteilung beim Großen Generalstab gebildet worden^). In enger Zu 
sammenarbeit mit den staatlichen Cisenbahnbehörden hatte sie außer mancherlei 
Friedensaufgaben die Nutzbarmachung des öffentlichen Eisenbahnnetzes für Mobil- 1 2 3 
1) Die bayerischen Bataillone gliederten sich in je drei Feld- und zwei 
Festungs-Kompagnien. 
2) Das Bataillon war auf Grund des Friedenspräsenzgesetzes vom Jahre 1881 
(Text-Band S. 13) errichtet worden. 
3) England, Nußland und verschiedene kleinere Staaten besaßen derzeit bereits 
im Frieden selbständige Telegraphentruppen. 
4 ) Text-Band S. 15. 
ß ) Reichsarchiv, „Das deutsche Feldeisenbahnwesen", Band'I, S. 6 ff.
	        
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