Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

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1. Dev Wunderberg. 
0o heißt in einem lalten Volks büch lein unser Untersberg. Und wer dieses 
uralte Büchlein durchgelesen hat oder die vielen neueren Sagensammlungen 
kennt» der wird mit Staunen ausrufen: Wirklich, kein Ort auf deutscher Erde 
ist so reich an wundersamen Sagen wie der Untersberg! 
Zur Heidenzeit hat ein 
wildes Zwergvolk den 
UnLersberg ausgehöhlt. 
Mächtig dehnen sich seine 
Hatten und Sale. Grüne 
Matten breiten sich da 
unten; wunderbare Blu 
men ’ blühen hier, und 
reiche Bronnen fließeil. 
Zwölf Geistergänge füh 
ren aus dem Berge hin 
aus ins deutsche^Land. 
In einem weitenSaale, 
von dessen Marmorwän- 
ben Edelgestein leuchtet, 
thront Kaiser Karl cher 
Große, umgeben von 
Fürsten und Großen, von 
Scharen tapfererKrieger. 
Die glitzernde Krone auf 
dem Haupte und das 
Reichsszepter in der 
Rechten, ruht er auf 
dem Marmorsessel. Sein 
weißer Bart, von einem 
kostbaren Perlenband 
durchflochten, bedeckt das 
goldene Bruststück seiner 
Kleidung und ist zwei 
mal um den Tisch ge 
wachsen. Von Zeit zu 
Zeit erwacht der Kaiser 
aus seinem Schlafe. Ein 
Edelknabe wrrd dann 
nach dem Geiereck gesandt, um zu sehen, ob die Raben noch den Berg um 
kreisen. Ist dies der Fall und bringt der KMbe hievon Kunde, so netzt 
der Herrscher mit leisem Mehernf sein Haupt, und er versinkt mit den 
Seinen wieder in die alte Erstarrung. Doch lvenn 24 Raben, nicht mehr 
und nicht weniger — wenn des Kaisers Bart dreimal um den Tisch gewachsen 
(nach einer anderen Deutung) — dann ist Karls Zeit gekommen. 
An der Spitze seiner Heerscharen wird er aus dem Berge hervorbrechen 
und, da Deutschland in größter Rot liegt, gegen den Erbfeind eine blutige 
Schlacht schlagen auf dem Walser Felde. So reichlich wird das Blut fließen, 
daß es den Kriegern in die Schuhe hineinrinnen wird. Kaiser Karl aber 
wird den Kampf siegreich bestehen und nach gewonnener Schlacht auf einem 
dreifüßigen Schimmel mit der Siegesfahne davonreiten. Der Kurfürst von 
Barern aber wird seinen Wappenschild an den Birnbaum auf der Walser 
Heide hängen.