Volltext: Das Schulwesen des Innviertels im XVI. Jahrhundert

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Pfarrer Echulinfpeltor. So sagt der von Raab, er habe dem Lehrer be- 
fohlen, daß „kein Fleiß unterlaßen werde mit den Knaben". 
Wa- bestimmten in dieser Hinsicht die Schulordnungen? Schon die 
Schulordnung Herzog WilhemS IV. vom Jahre 1548 hatte festgesetzt, daß 
der Pfarrer die Schule zu inspizieren und im Falle verdächtiger Wahr, 
nehmungen Bericht an die Behörde zu erstatten hätte. Im gleichen Sinne 
sprach sich bald hernach (1553) die Synode von Mühldorf am Inn auS: 
Die Pfarrer hätten die Schulen zu visitieren und vorgefundene Mängel sofort 
abzustellen. Die Lehrer sollten verpflichtet werden, die Jugend „auf die Ehre 
Gotte-, den Gehorsam der hl. christlichen Kirche zu weisen"; sie dürften in 
der Schule keinen anderen als den verordneten Katechismus gebrauchen (d t. 
der Mainzer Katechismus). Aber die Geistlichen selbst hatten, wie die Bist» 
tation von 1558 zeigte, ihre Pflicht nicht erfüllt. Sie waren damals für 
geistige Bestrebungen vollständig interesselos und ließen überhaupt bezüglich 
der Ausbildung sehr viel, wenn nicht alle- zu wünschen übrig. Mit der Auf 
gabe, die Visitation der Schulen durchzuführen, betraute dann die bayerische 
Regierung im Jahre 1573 die erneuerte Religionskommission. 
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Wir scheiden die damaligen Schulen in deutsche und lateinische. In 
der deutschen Schule lernten die Knaben Singen, Lesen und Schreiben; 
aber nur ein Teil das Rechnen. Die das Rechnen lernen wollten, mußten 
ein höhere- Schulgeld zahlen als die übrigen. 
In der Lateinschule herrschte der Lateinunterricht vor. Ein be» 
sondere- Gewicht wurde auf da- Laieinsprechen gelegt. Darauf weist auch im 
16. Jahrhundert noch hin der häufige Gebrauch der Kolloquiensamm 
lungen. In Braunau z. B. gebrauchte man einen Auszug auS den Kollo 
quien des Humanisten EraSmuS von Rotterdam. Diese Wechselreden wurden 
zu Disputationen ausgestaltet. Vom Lehrer in Schärding wird berichtet, 
daß er mit den Schülern disputationes Ciceroni» abhielt, also Erörterungen 
im Anschluß an die Lektüre aus Cicero. Ueber die Schule in Ranshofen heißt 
eS: „Die Jungen konvertieren die epistolas (übertragen die Briefe Cicero»), 
disputieren und konversteren au« der Grammatik". Neben den Sprechübungen 
wurde der Unterricht in der Grammatik gepflegt, wofür fast durchweg« 
die Grammatik MelanchthonS im Gebrauche war. 
Die Lektüre erstreckte sich auf Cicero, und zwar vor allem auf die 
Briefe, die in der von Sturm im Jahre 1539 für die Jugend heraus 
gegebenen Auswahl benützt wurden; ferner aus seine philosophische Schrift 
De offieiis. Neben Cicero werden erwähnt Vergil, und zwar die 
Lu coli ca, sowie Terenz und Cat». In den Stiftsschulen (RanS- 
hofen und ReicherSberg) wurden die Paultnischen Briefe-gelesen. Zum 
täglichen UnterrichtSbetriebe gehörte das „Brtefschreiben", daS wir unter 
die lateinischen Stilübuvgen einzureihen haben. 
DaS Bild, das wir auf Grund des BistlationSberichteS von 1558/59 
über daS Innviertler Schulwesen gewonnen haben, gehört nicht zu den 
erfreulichsten. Es war die Uebergangrzeit vom Mittelalter zur Neuzeit. Die 
Kl»sterschule» halten mit wenigen Ausnahmen ihren alten Ruf eingebüßt.
	        
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