Volltext: Das Schulwesen des Innviertels im XVI. Jahrhundert

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in den Jahren 1558/59. Die Visitation wurde in der Zeit vom 13. Oktober 
1558 — 4. Februar 1559 vorgenommen, und zwar durch eine gemischte 
Kommission, in der die Staatsbehörde in gleicher Weise wie die geistliche Be« 
Hörde des Bistums Passau vertreten war. Die Kommissäre hatten sich an ein 
ausführlich ausgearbeitetes Frageschema zu halten. Die Fragestellung war so 
eingehend, daß wir annehmen können: In dem Berichte wurde kein irgend 
wie für die Schulgeschichte interessanter Punkt übergangen. Wir erhalten 
daher einerseits ein genau fixiertes Bild von der Verbreitung de- Schulwesens 
sowie von der Benützung der Schulen durch die Bevölkerung, anderseits eine 
beiläufige Vorstellung von dem Zustande des damaligen Schulwesens. 
Für die Beurteilung der bei der Visitation gemachten Aussagen ist 
die Hervorhebung eine- Punktes besonders wichtig. Auf der Mühldorfer 
Synode de- Jahre- 1553 hatten sich beide Teile, weltliche und geistliche Be 
hörde, dahin geeinigt, daß die Untersuchung der kirchlichen Verhältnisse in der 
Passauer Diözese „mit solchem Maße und solcher Bescheidenheit geschehen soll, 
daß nicht durch Ueberstrenge die noch vorhandenen Geistlichen verjagt und 
solche, die sich dem Priesterstande ergeben wollten, abwendig gemacht würden." 
Der Grund für diese- milde Vorgehen lag in dem großen Priestermangel, 
der seit dem Beginne der Reformation in der Passauer Diözese eingetreten 
war. Aus der angeführten Stelle läßt sich schließen, daß die Aufzeichnungen 
der Visitatoren die ungünstige kirchliche Lage, aber auch die ungünstige Lage 
deS Schulwesens sicher nicht übertrieben haben. 
2. 
Um 1550 gab er im Jnnviertel in 15 Orten Schulen, und zwar in 
drei Orten je eine deutsche und lateinische (Braunau, Ried und Schärding), 
ferner bet den drei Stiften (Suben, ReicherSberg und RanShofen) je eine 
Trivial« oder Lateinschule. 
Wie waren die Schulen auf die einzelnen Landstriche verteilt? Ganz 
markant treten die alte Kulturstäche unmittelbar am Inn sowie der Verbin 
dungsweg vom Inn nach Salzburg, das Matrigtal, heraus. Hier reihte 
sich in abwechselnden Entfernungen von 1—2 Gründen Schule an Schule: 
Schärding, Suben. ReicherSberg. Obernberg. Allheim, Braunau und RanS 
hofen. Von da führt unS daS Mariigtal südwärts: Mauerkirchen, Ullendorf 
und Mattighofen. 
Eine Kulturoase vom Inn leindeinwärtS, gegen die Höhen deS HauS- 
ruck, bildete der Markt Ried mit einer deutschen und lateinischen Schule. In 
seiner Umgebung finden wir nur zwei Schulen, die jedenfalls adeligen Herr 
schaften ihr Entstehen verdankten: im Markte Aurolzmünster (mit einer Schul 
stiftung für 6 Knaben) sowie in Eberschwang, wo nicht weniger als drei 
Herrschaftssitze lagen (Eberschwang, Mairhof und Mühring). Daher entstand 
auch in der Filiale St. Marienkirchen eine eigene Schule. 
Zwei Schulen führen uns endlich an die Grenze von Bayern und 
Oberösterreich, an die alte Linzerstraße, die Linz mit Schärding verband: 
Riedau und Raab. Obwohl Riedau selbst bereits in Oberösterreich lag, so 
hatte es doch einen großen Teil seine« Pfarrsprengels im Jnnviertel (Alt- 
pfarre TaiSkirchrn). Die Schule von Riedau wurde auch von Taiskirchen 
aus besucht.
	        
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