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geschichtet, ein paar Löcher sind leer gelassen für die Fenster, die in Größe und
Verteilung mißraten sind, darüber ist ein Dach gestülpt und das Haus ist fertig.
Nein, fertig ist es nicht; mir kommt es vor, als ob man davongelaufen wäre,
eße es fertig war. Und darin sollen nun Menschen wohnen, das soll ihr „Heim",
ihr „Vaterhaus" sein, hier sollen sie sich glücklich und zufrieden fühlen? — Wie
freundlich sieht demgegenüber das andere Haus mit der besonders schönen Dachform
aus! (Abb. 4).
Fürchterlich aber wird der Unterschied, wenn wir diesen neuen gemauerten
Häusern alte hölzerne gegenüberstellen. (Abb. 5, 6). Ta atmet alles Gemütlichkeit,
Freundlichkeit, Wohnlichkeit! Und das macht nicht das Holz, nicht die Farbe, nicht
die einzelnen Verzierungen an Tür, Fenstern, Schrot, sondern das kommt in erster
Linie von den schönen Verhältnissen aller Teile! Wie das Dach wirklich als Decke
Abbildung 1. (schlecht!)
sich über das Haus legt, wie die Größe der Fenster die richtige ist im Verhältnis
zu der Größe der Wände u. s. w. Es kommt davon, daß mau diesen Bauten die
Liebe und Sorgfalt ansieht, mit der die Erbauer ihre Arbeit verrichtet haben.
Da ist doch zu spüren, daß der Bauer auf seinen Besitz stolz war, daß er gerne
zeigte, wie lieb ihm sein Heim war. Heute scheint sich der Bauer gar nichts daraus
zu machen, daß sein Ziegelkasten genau dem des Nachbars oder den (schlecht nach
geahmten) Häusern der Stadt gleicht, daß er wie eine Sträflingskaserne aussieht;
sein Haus ist ihm gleichgültig geworden. Man sehe sich einmal den Eingang zu dem
Hause in Enzenkirchen an! (Abb. 7). Wie fein steht die weiß gestrichene, mit gelben
Sternen verzierte Tür in der braunen Holzwand! Oder den Hofeingang in Asen-
ham (Abb. 8). Oder Tor und Tür des Hofes in Abb. 9. Und nun werfe man
einen Blick auf das Bild 10! Wie unschön sieht die obere Abschlußlinie aus; wie