Volltext: Das Bauwesen im Innviertel

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Eiserne Träger als früher. —Oder man verwendet Eisen, z. B. schmiedeeiserne 
Stützen im Stall. Nehmen wir nun an, es bricht in dem darüberliegenden 
Heuboden Feuer aus. Die Eisenträger halten diese Glut und die Last 
des zusammenbrechenden Dachstuhles nicht aus, sie biegen sich durch 
noch vor der Rotglut und stürzen zusammen. Dazu kommt, daß nach 
genauen Beobachtungen die Eisenträger im Stalle (Eisen rostet, wenn 
es nicht sorgfältig behandelt wurde) nur eine beschränkte Verwendungs 
dauer besitzen. — Oder man ließ sich durch redegewandte Agenten ver- 
Asbestzement-leiten, das Dach und die Wände mit manchmal wenig geeignetem As- 
Schttfer he st zementschiefer zu decken, der als „absolut feuersicher" angepriesen 
wird. Zur Nachprüfung dieser Behauptung wurden schon vor mehreren 
Jahren Versuche angestellt, z. B. beim österreichischen Zimmermannstage 
in Wien 1909. Was zeigte sich? Diese Art der Dachung war kurze 
Zeit nach Entstehung des künstlichen Brandes zerstört! Das Technologische 
Gewerbemuseum in Wien hat gezeigt, daß mancher Asbestzementschiefer 
bei großer Hitze, wie sie sich bei einem Brande einstellt, mit großer 
Gewalt in kleine Splitter zerspringt, wenn das zum Löschen 
dienende kalte Wasser ihn trifft. Diese glühenden Splitter fliegen in 
weitem Umkreise durch die Luft, gefährden natürlich die zur Hilfe 
Eilenden und erschweren die Löscharbeiten. — Die Erfahrung hat die 
Richtigkeit dieser Versuche gezeigt, ich erinnere nur an die Berichte über 
den Brand des Schlosses Engelstein 1911. Erst neulich brannte in 
Schönau bei Mähr. Rotwasser eine mit solchen Schiefern gedeckte 
Scheuer ab. Der Knall der zerspringenden Platten war derart, daß die 
ängstlichen Bewohner in den nächsten Ortschaften meinten, sie hörten ein 
Gewehrknattern und die Russen seien schon da I (Deutsch-öst. Lehrer- 
Zeitung.) Bei dem großen Brande in Braunau am Pfingstmontage 1915 
berichteten die Zeitungen: „Unheimlich wurde die Lage durch das Bersten 
der Eternitschiefer im Hause Nr. 37, welche weit herumflogen und 
dabei ein Krachen wie heftiges Gewehrfeuer erzeugten." — Daß die heute 
Dachpappe übliche Unterlegung solcher Asbestplatten mit Dachpappe diesen Uebelstand 
v beheben könnte, ist wohl sehr zu bezweifeln. — Ein anderes Dachungsmittel, 
das angepriesen wird und wirklich in Verwendung kommt, ist die Dach 
pappe. Es ist wahr, Dachpappe ist verhältnismäßig billig. Aber nur bei 
der Anschaffung! Denn die Erhaltung kostet um so mehr, da das Dach, 
wenn es wirklich halten soll, jährlich oder mindestens alle 2 Jahre mit Teer 
gestrichen werden muß. — Oft hört man auch, man brauche für ein Pappdach 
nur einen schwachen Dachstuhl. Ist auch nicht ganz richtig! Gut liegen 
bleibt Pappe nur auf flachen Dächern; solche sind bei uns aber 
unpraktisch, weil auf ihnen der Schnee liegen bleibt. Man müßte 
ihn also jedesmal abkehren lassen oder doch den Dachstuhl wieder stärker 
bauen! — Ein weiterer Nachteil des Pappdaches, besonders für Heu 
boden und Stadel, liegt darin, daß es die unter ihm liegenden Räume 
ziemlich luftdicht abschließt; deshalb kann die in den Dachräumen vor 
handene Feuchtigkeit nicht verdunsten und die Holzteile faulen leicht. 
Auch im Getreide kann sich leicht Schimmel und Fäulnis entwickeln, 
während das Heu sich leicht entzündet. Auch ist es nachgewiesen, daß 
die Kornwürmer sich hauptsächlich in schlecht ventilierten Böden so furchtbar 
Blechdach vermehren. Sogar Blechdächer findet man hie und da. Merkwürdig! 
Bei einem Feuer, das im Innern des Gebäudes ausbricht, lösen sich die
	        
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