Volltext: Die Dachstein-Gruppe

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Daclistein-Gruppe. 
worauf einzelne Wetterfichten und Lecken sich angesiedelt haben, 
bilden einen malerischen Vordergrund für die gelben glatten Mauern 
der Vorderen Bischofsmütze. In dem Maasse als wir an Höhe ge 
winnen, erweitert sich der südliche Rückblick bis zu den schneegefleckten 
Häuptern der Niederen Tauern, und ragt zur rechten immer ge 
waltiger über dem grünen Rücken des Hofpürgl der verwitterte 
Scheitel des Thorstein empor. Endlich nach einer Stunde stehen wir 
am Fusse der Diwand, d. i. des unteren Theiles einer hohen Mauer, 
welche von der niederen Spitze gegen SO. abfällt, und steigen nun 
schräg gegen rechts an, um über Schutt und Rasenpäckchen die mit 
Riesentrümmern bedeckte Mulde zwischen Bischofsmütze und Moser 
mandl zu gewinnen. (iy 2 St. von der Alpe.) Man sieht jetzt schon den 
Kamin, rechts davon als prismatischen Block die hohe, links als 
schlanke Pyramide die niedere Spitze. Ein von Schutt und vortretenden 
Felspartien gebildeter Hang zieht NW. hinauf und wird sofort in 
Angriff genommen. Bald mehr, bald minder steil geht es, jedoch ohne 
jegliches Hinderniss, in Serpentinen aufwärts, bis nach % St. das 
Schneefeld in dem innersten Winkel erreicht ist. Nun beginnt das 
Klettern durch den Kamin, dessen ausgezeichnet festes Gestein trotz 
der enormen Steilheit ein gefahrloses Ansteigen ermöglicht. Den 
Schnee verlassend, erklimmt man zunächts eine rechts liegende Wand 
gerade auf, dann quert man den Kamin, hält sich an dessen (orogra- 
phisch) rechter Seite, wobei ein Schneefeld traversirt werden muss, 
und geht dann wieder auf die linke Wand über. Plötzlich geht es 
durch den spaltartig sich verengenden Kamin nicht weiter, man muss 
wieder auf die rechte Seite hinüber. Dies ist der interessanteste Punkt 
des ganzen Aufstieges: er wurde von den erstenBesteigern scherzweise 
„Steinerschritt“ getauft, weil Steiner’s lange Beine hier so recht am 
Platze waren. Die rechte (südliche) Kaminwand hat nämlich einen 
buckelartigen Auswuchs, auf welchen man hinübersteigen muss, was 
nur durch weites Ausschreiten möglich ist. Hat man sich hinüber 
geschwungen, so heisst es sich um den Felsbuckel herumschmiegen, 
um seine Höhe zu gewinnen. Man passirt nun eine Felsnische, worin 
thonhältige, gelbe, dünne Kalkplatten zu Tage treten — die Ziegel 
stätte — steigt schräg nach rechts über ein Wandl, welches den 
Kamin versperrt, kriecht über einige grosse eingezwängte Blöcke und 
sieht schon — leicht erreichbar — die Scharte ober sich. Links, an 
der Wand der kleinen Spitze, zeigt sich eine höchst eigenthümliche 
Erscheinung. Es hat sich dort eine Riesenplatte von vielleicht 30 m 
Höhe zum Theil losgetrennt und bildet nun mit der Schichtfläche 
der Spitze einen etwa meterbreiten Spalt, durch den man ober sich 
den blauen Himmel sieht. Eine Menge riesiger, herabgestürzter 
Trümmer ist darin eingezwängt; sie drohen in den verschiedensten 
Lagen gerade ober unseren Häuptern.
	        
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