Volltext: Die Dachstein-Gruppe

G. Geyer, Touren von Hall statt. 
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Bogen herum, während der kürzere ziemlich steil den Abfall der 
nächsten Terrasse im S. erklimmt. 
Die Gegend im Norden der Wiesalpe zeigt bereits vollständig 
den. Charakter fast aller Plateaus der nördlichen Kalkalpen in einer 
Meereshöhe von 17 —1900 m. Die zähen Aeste des Krummholzes 
bilden ein fast ununterbrochenes Netz über die hügelige Oberfläche 
und lassen nur in den trichterförmigen Kesseln den Alpenkräutern 
Raum sich zwischen Karrenrippen und Geröll anzusiedeln. Nur sanft 
erheben sich aus diesen schwer passirbaren Einöden die flachen Kuppen 
des Hirlatz und Zwölfer. 
Bald ist der schöne Alpenboden unter uns. Der Weg führt rasch 
rechts in die Höhe; begrünte Terrassen wechseln mit felsigen Absätzen, 
deren glattes Gestein durch eingemeisselte Tritte gangbar gemacht 
ist. An der steilsten Stelle klettert man sogar an einem mit Stufen 
und Geländer versehenen Baumstamm empor, worauf der immernoch 
jäh aufstrebende Hang in Serpentinen bald überwunden und der 
untere Band der nächsten Terrasse erklommen ist; erst geht es in 
einer steinigen Mulde angesichts der im Hintergrund auftauchenden 
Kuppe des Ochsenkogels etwa V 4 St. empor, dann erscheint die erste 
Hütte der Ochsenwiesalpe (T830m\ des früheren Nachtquartiers 
der Dachsteinbesteiger. Die kleine, rings von kahlen Wüsten um 
säumte Oase, inmitten ein schmutziger Tümpel als einziges Wasser 
für Mensch und Vieh, bietet keinen Ausblick: eine südlich vorgebaute 
Hügelwelle verdeckt noch das Hochgebirge. Das weissglänzende 
Todte Gebirge erscheint zuerst, wenn wir zurückblicken; bald geht 
es steiler längs der zahlreichen Dauben über Felshügel und durch 
seichte Mulden empor. Noch hebt sich ein Hügel gegen den Himmels 
rand, wir ersteigen ihn, biegen ahnungslos um eine Ecke — da liegt 
vor uns König Dachstein mit seinem Gefolge. In erhabener Ruhe 
dehnen sich die sanft gewellten Firne, aus welchen die ernste Kuppel 
des Gjaidstein, die scharfen Kanten des Dachstein und Hochkreuz 
zum Himmel streben. Yor dem Kreuz steht wie ein Obelisk das 
Schöberl, und weiter rechts ziehen bleiche, abgerundete Rücken, in 
deren Karen Schneefelder eingebettet sind, zum Ochsenkogel hinüber. 
Der weissgraue Rücken, welcher, den unteren Theil des Gletschers 
verdeckend, sich vor das Schöberl legt, ist der Wildkarkogel, von 
ihm senkt sich die buckelige Plateaufläche gegen N. und 0. bis zum 
Fuss des Niederen Gjaidstein. 
Ausser den Dauben dienen nun auch schwarze Kreuze an den 
Felsen als Wegweiser und leiten über ein Terrain von seichten 
Mulden, Schneeflecken und Hügelwellen um den Ostfuss des Wild 
karkogel in’s Wildkar. Die letzte hohe Terrasse, welche schon den 
Gletscher trägt, erhebt sich nun knapp vor uns und versperrt jede 
Aussicht gegen S. Nur das Schöberl scheint den Steilhang zu krönen,
	        
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