Volltext: Der Militär-Maria Theresien-Orden

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Oblt. Licka war mit der ersten Gruppe bis auf den Kamm vor 
gegangen. Das jetzt erfolgende Einsetzen der feindlichen Artillerie, 
besonders aus der rechten Flanke, brachte Licka wieder auf den 
schon früher von ihm erwogenen Gedanken, den anbefohlenen An 
griffsweg durch einen Umweg über die Matteo-Südwand zu vermei 
den, wobei bestimmend war, daß der Westgrat des Matteo nur klet 
ternd und ohne die geringste Möglichkeit eines Ausweichens be 
zwungen werden konnte, was bei dem wirkungsvollen Flankenfeuer 
keine Aussicht auf einen Erfolg gab. In erhöhtem Maße war dies 
aber der Fall, wenn dieser Felsgrat etwa durch eine feindliche Ab 
teilung besetzt gewesen wäre. 
Trotz der dadurch übernommenen Verantwortung und in vollem 
Bewußtsein der zu bewältigenden alpinen Schwierigkeiten befahl # 
Licka, entgegen dem erhaltenen Befehl, das Einsteigen in die Süd 
wand des Matteo, wobei seine Abteilung beim überschreiten des 
Kammes sogleich Feuer aus der rechten Flanke erhielt. Nach über 
schreiten der Firnmulde begann der Einstieg in die Eiswand, die — 
unter 50 Graden geböscht — nur mit dem Eispickel stufenschlagend 
bewältigt werden konnte. War die Abteilung, an deren Spitze sich 
Licka vorarbeitete, wohl gegen die rechte Flanke gedeckt, so stellte 
sich jetzt Artilleriefeuer aus der linken Flanke in erhöhtem Maße 
ein. Die zur alpinen Führung mitgegebene Bergführerpatrouille war 
bis auf einen Mann abgestürzt. Mehrere Mann stürzten den Eishang 
hinunter und blieben mit gebrochenen Gliedern in den Gletscher 
spalten liegen oder wurden durch Absturz über den Eisbruch in den 
sicheren Tod geschleudert. Dabei war weniger die alpine Schulung 
als die Verwundung schuld, deren geringste bei den schwer bepack 
ten Leuten den Absturz unvermeidlich nach sich zog. Auch brachte 
jeder feindliche Geschoßeinschlag in der Südwand des Matteo große 
Eislawinen ins Rollen, die alles mit sich rissen, was ihnen in den 
Weg kam. Am ärgsten wurden die Leute des schweren Maschinen 
gewehrzuges betroffen, die ziemlich weit rückwärts kletterten und 
dem feindlichen Feuer ein gutes Ziel boten. 
Nach 45 Minuten anstrengendster Arbeit erreichte Licka endlich 
das Hindernis, das den Zutritt zum Sattel sperren sollte. In die 
sem Augenblick eilten 15 Alpini von rückwärts jenseits der Hinder 
nisse auf einen Felsblock zu, auf dem ein Maschinengewehr auf 
gestellt war. Bevor Licka, durch einen Sturz gehindert, noch dieses 
erreichen konnte, war es schon in Tätigkeit gesetzt worden. Da seine 
Abteilung noch nicht nachgekommen war, ging er allein sprung 
weise gegen dieses Maschinengewehr vor und brachte es schließlich 
durch eine wohlgezielte Handgranate zum Schweigen, worauf er mit 
dem Karabiner noch einige Alpini niederstreckte. Inzwischen waren 
seine Leute nachgekommen.
	        
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