Volltext: Zwei Jahre italienischer Krieg

Verlaufe der ganzen Kämpfe den Italienern noch der eine oder det 
andere Trümmerhaufen zusammengeschossen überlassen, aber 
selbst ein ,,Corriere della Sera“ oder ein ,,Secolo“ wagten es nicht 
mehr, solche Gewinste, wie die Besetzung der gänzlich zerstörten 
Karstdörfer Nova Vas und Lokvica seinem Publikum als verheißungs¬ 
volle Siege vorzusetzen. Als das Jahr 1916 sich neigte, stand die 
Isonzofront der österreichisch-ungari:chen Armee genau so fest 
wie am ersten Tage des Krieges. Wohl war sie, wie es ja bei dem 
steten Loshämmern auf sie nicht anders möglich war, da und dort 
eingebeult worden, aber als Ganzes, als ein unübersteigbarer Wall 
stemmte sie sich nach wie vor den Italienern auf dem Wege nach 
Triest entgegen. 
Das Jahr 1917 und die zehnte Isonzoschlacht. 
Schwer war der Winter und lange lag seine Herrschaft ü^er 
Europa. Selbst auf dem italienischen Kriegsschauplatz wurde es 
sehr spät erst Frühling. Aber kaum daß sich hier die ersten Vor¬ 
boten der milden Witterung zeigten, begann es zwischen den ita¬ 
lienischen und österreichisch-ungarischen Gräben lebendig zu 
werden. Jedoch nicht der Angreifer war es, der in den nun ein¬ 
setzenden kleinen Kämpfen die Initiative hatte, sondern immer 
hörte man nur von Unternehmen österreichisch-ungarischer Pa¬ 
trouillen und Stoßtrupps, die stets mit überraschender Kühnheit 
in die feindlichen Stellungen einbrachen und sich aus dieser zahlreiche 
Gefangene holten. Das spricht deutlich für den Offensivgeist, mit 
dem die Söhne der Donaumonarchie die Verteidigung gegen den 
an Menschenzahl und Geschützen noch immer weit überlegenen 
Gegner führten, wenn sie auch in diesen kleinen Unternehmungen 
keine großen Erfolge erringen konnten, so hatten sie doch die 
Genugtuung, daß der Gegner ihnen gegenüber immer nervöser 
wurde und sich selbst zü keiner bedeutenderen Aktion aafraffen 
konnte. 
Jetzt, da diese Zeilen geschrieben werden, erdröhnen die Ufer 
des Isonzo vom Lärme einer neuen Schlacht. Die Zehnte ist es; 
der zehnte Versuch Cardonas, das Tor nach Triest aufzureißen. 
Viel mehr Zeit als früher hat die italienische Heeresleitung diesesmal 
darauf verwendet, sich für den Angriff vorzubereiten. Sie hat 
gewaltige Massen an Reserven bereitgestellt und eine Artillerie¬ 
macht zusammengezogen, die alle bisherigen Anstrengungen Italiens 
auf diesem Gebiete übertrifft. Sie hat sich auch, wie erst kürzlich 
im englischen Unterhause voll Stolz versichert wurde, schwere 
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