Volltext: Zwei Jahre italienischer Krieg

dem Ansturm ihrer Infanterie Stand zu halten hatten, nur not¬ 
dürftig in den Stein gekratzte Rinnen waren, deren Brüstung durch 
vorgelegte Sandsäcke ein wenig erhöht wurde. Die Unterstände 
irgendeine Höhle oder ein Graben, notdürftig zugedeckt durch eine 
Bretterplanke, höchstens Schutz gewährend gegen den Regen, 
wenn er nicht zu stark wurde. Erst nach und nach war es möglich, 
die Verhältnisse, unter denen österreichisch-ungarische Truppen zu 
fechten hatten, zu verbessern. In den Pausen, in denen die erschöpften 
Italiener sich erholten, wurde rastlos an der Ausgestaltung des 
Verteidigungssystems auf dem Doberdo gearbeitet. Das Plateau hatte 
ja seinen Zweck bereits in den ersten Kämpfen vollkommen erfüllt: 
Der Angriff der Italiener war hier aufgehalten, und ihre Armeen 
waren vorzeitig zur Entwicklung gezwungen worden. Die Verteidiger 
hätten sich also ruhig auf ihre Hauptstellungen, die seit langem 
aufs Vortrefflichste hergerichtet und ausgebaut waren, zurückziehen 
können. Aber der Soldatentrotz der Kämpfer, die hier unten die 
Monarchie gegen den verhaßten Feind verteidigten — es waren 
fast sämtliche Stämme Österreich-Ungarns unter ihnen vertreten — 
ließ e;n Zurückweichen vor dem Italiener nicht zu. Es ist in den 
Schlachten am Isonzo, besonders auf dem Doberdoplateau, mehr als 
einmal vorgekommen, daß R< gimenter, die tagelang im Kampfe 
gelegen waren und endlich abgelöst werden sollten, sich weigerten, 
die Stellung zu verlassen, solange die Angriffe der Italiener 
andauerten. Mit einer Wut sondergleichen verbissen sie sich in 
den steinigen, trostlosen Karst und ließen sich eher totschlagen, 
als daß sie den Boden, auf dem sie standen, preisgaben. In den 
ersten Zeiten war die Übermacht der Italiener stellenweise so groß, 
daß drei bis* fünf Angreifer auf einen Verteidiger kamen. Auf der 
Podgorahöhe, die von Dalmatinern verteidigt wurde, stürmte einmal 
die zehnfache Übermacht in schier endlos einander folgenden Wellen 
gegen die vollkommen zerschossenen Gräben der Dalmatiner ah, 
aber selbst diese Übermacht zerschellte an der fanatischen Erbitterung 
mit der die Söhne der „Sonnenküste“ sich den verhaßten Italienern 
entgegenwarfen. An der Podgora haben sich auch die Besten der 
italienischen Truppen in monatelangen Anstürmen verblutet. 
Der einzige Erfolg, den die Italiener in den ersten Isonzo- 
schlachten buchen konnten, war die Besetzung von Mon- 
falcone, das, am Südrande des Doberdoplateaus gelegen, dem 
Feuer der italienischen Artillerie ganz besonders ausgesetzt war 
und daher, um jedes unnütze Opfer zu sparen, von der Verteidigung 
geräumt wurde, Am 20. Juni war es den Italienern nach vielen 
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