Volltext: Festschrift anläßlich der Einweihung des neuen Küchengebäudes und des neuen medizinischen Traktes beim öffentlichen Krankenhaus der Barmh. Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul am 21. Juni 1927

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Bis zum Jahre 1900 war das Krankenhaus hauptsächlich für interne 
Krankheiten bestimmt und zählte während dieser Zeit nur zwei ärztliche Leiter: 
1842 bis 1870 Dr. Reiß, 1870 bis 1901 Dr. Karl Fischer. Im Jahre 1901 wurde 
eine chirurgische Abteilung errichtet und der jetzige Primarius Dr. Karl Urban 
als Leiter bestellt. Für die Unterbringung der chirurgischen Abteilung wurde 
1900 ein einstöckiger Neubau (siehe Abbildung 4) aufgeführt, der zwei Ope¬ 
rationssäle, einen geräumigeren für aseptische und einen kleineren für septische 
Operationen, ein Röntgenkabinet, 33 Betten für die Kranken der allgemeinen 
Verpflegskiasse und 14 Klassenzimmer enthielt. Die Vergrößerung des Kranken¬ 
hauses hatte zur Folge, daß auch der Raum für Pflegepersonal und Wirtschaft zu 
enge wurden und so erstand schon im Jahre 1902 an Stelle des ehemaligen Harasin- 
hauses (siehe Abbildung 5) ein dreistöckiger Neubau, der jetzige Schwesterntrakt, 
Haus Herrnstraße 37 (siehe Abbildung 6.) Die Umwandlung des alten Spitals 
zu einem modernen chirurgischen Krankenhause und die vielen baulichen Ver¬ 
änderungen waren ein Verdienst des damaligen Direktors der Barmherzigen 
Schwestern in Linz, des Reichsratsabgeordneten Dr. Josef Kern, der in der 
Blüte der Jahre im Jahre 1903 starb. 
Da der neue Primarius Dr. Karl Urban sich bald einen Ruf als Operateur 
erwarb, strömten aus allen Teilen des Landes Kranke herbei und der chirur¬ 
gische Trakt erwies sich bald als zu klein. Es war besonders der hochherzigen 
und tatkräftigen Mitwirkung seiner Durchlaucht des Fürsten Starhemberg, 
der selbst eine schwere Operation im Krankenhause durchgemacht hatte, und 
seiner Gemahlin zu danken, daß schon im Jahre 1904 ein zweites Stockwerk 
auf den chirurgischen Trakt aufgesetzt werden konnte (siehe Abbildung 7.) Das 
Jahr 1904 brachte dem Krankenhause auch die Grundlage für die weitere ge¬ 
deihliche Entwicklung, das Oeffentlichkeitsrecht, das mit Statthaltereidekret 
vom 21. Dezember 1904, ZI. 25.923/V, erteilt wurde. Doch schon der Jahres¬ 
bericht über das Jahr 1905 führt abermals die Klage, daß gar manche Kranke 
abgewiesen werden mußten, weil kein Platz im Hause war. Es wurde daher in 
den Jahren 1907 und 1908 der bestehende chirurgische Trakt um die Hälfte 
verlängert (siehe Abbildung 8.) Die Zahl der Betten stieg dadurch auf unge¬ 
fähr 300 (siehe Abbildung 9.) Der Jahresbericht für das Jahr 1907, der von 
dieser Ausgestaltung Kunde gibt, fügt das kühne Wort bei: Jetzt kann man 
sagen: Das Schwesternspital steht jetzt fertig da. Es war auch in der Tat für 
längere Zeit den dringendsten Bedürfnissen abgeholfen. Das Jahr 1912 brachte 
auch noch den Neubau der Kapelle, die jedoch erst am 27. Februar 1913 ein¬ 
geweiht wurde. Um die bauliche Ausgestaltung bis zu diesem Stande hatten 
sich besonders die Frau Oberin Dolorosa Saminger und Direktor Dr. Matthias 
Hiptmair verdient gemacht, die jedoch beide noch im Jahre 1912 von ihrem 
Amte schieden. 
Als 1914 der Weltkrieg ausbrach, wurde das öffentliche Krankenhaus 
der Barmherzigen Schwestern als Adnex des Reservespitals im Kollegium Pe- 
trinum erklärt und nun kamen zu den Zivilpatienten die verwundeten Soldaten, 
besonders solche, welche einer weitergehenden chirurgischen Behandlung be¬ 
durften. Es waren zeitweise 200 Soldaten, die neben ebensovielen Zivilisten 
untergebracht werden mußten. Das ging allerdings nur in der Weise, daß die 
Schwestern selbst auf die notwendigsten Räume verzichteten, ihren Speisesaal, 
ihren Vortragssaal und ihr Nähzimmer hergaben, um für die Schwerverwundeten 
Platz zu machen. Als infolge der Aushungerungstaktik der Gegner die Lebens¬
	        
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