Volltext: Zur heimatkundlichen Auswertung der Kirchenbücher (6 / 1935)

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o fen aus. Er ist innen mit Chamotteziegeln und Chamotte— 
mehl feuerfest ausgekleidet, sein Zustand muß jedes Jahr 
geprüft werden. Mit der Zeit setzt sich an der Innenseite der 
Wände geschmolzenes Gestein und Schlacke an und wird mit 
Steinmeißeln von Maurern entfernt, welche diese Arbeit 
eigens gelernt haben müssen. Oben unterm Dach ist der 
Fassungs- und Füllraum, im ersten Stock eine Wohnstube, 
im Erdgeschoß wird der fertig gebrannte Kalk ausgenom— 
men und in die Fässer gefüllt, die in langer Reihe aufge— 
stapelt ihrer Bestimmung harren. 
Der Rohstoff, der im Kalkofen von St. Nikola ver— 
arbeitet wird, ist der Kalkschotter, den Enns und 
Traun der Donau zuführen. Heute können die Kalksteine in 
größerer Menge nur an der Mündung der Traun 
und Enns gewonnen werden, während vor der Regulie— 
rung der Donau und dem Ausbau der Sporne die Kalk⸗ 
steine überall längs der Ufer und an den Rändern der 
kleinen Strominseln liegen blieben. Die Bewilligung zum 
Klauben wurde früher im Versteigerungs- oder Ausbie— 
tungswege erlangt, jetzt stellt sie die Strombauleitung in 
Grein aus. Der Trauner, welcher die Kalksteine holen soll, 
wird durch Anhängen an Schleppschiffe an Ort und Stelle 
befördert. Der Kalkbrenner selbst und noch zwei wasser⸗ 
kundige Männer begleiten ihn. Zu dem „Anhängepreis“ 
kommt meist, da ja der Wasserstand selten normal ist, ein 
„Hoch- oder Niederwasserzuschlag“, auch einen „November— 
und Dezemberzuschlag“ gibt es. Das Zusammentreffen 
zweier Zuschläge verteuert naturgemäß die Bergfahrt be— 
deutend. An der Klaubstelle werden drei bis vier Weiber 
zum Ausklauben verwendet. Sie haben es durch die lang—⸗ 
sährige ÜUbung schon im Blick und Griff, die richtigen Steine 
herauszufinden. Die feine Marmorierung auf dem leuchten— 
den Weiß und eine gewisse Glätte sind Zeichen des echten 
Kalksteines. In zwei bis drei Tagen ist der Trauner „ge— 
taucht“. Er faßt 700 Scheibtruhen. Die Steine werden in 
Schaffeln geleert und in das Schiff befördert. Selbstver— 
ständlich unterläuft auch den besten Klauberinnen hie und da 
ein Fehlgriff. Durchschnittlich sind unter den 700 Scheib⸗ 
truhen zehn mit unbrauchbaren Steinen. 
Nun wird die Heimreise angetreten. Die Tal⸗ oder 
Naufahrt beansprucht einen halben Tag. Es ist immer eine 
schwere, ja gefährliche Unternehmung, besonders das Aus— 
laufen und Anlegen erfordert wasserkundige, wetterfeste und
	        
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