Volltext: Es werde Licht! 2. Jahrgang Folge 5. (2. Jahrgang. Folge 5. / 1918)

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Redaktionsschluß am 25. jeden Monates. Geschäftsstelle: Alt-kathol. Pfarramt Ried r. I.. G.Oe. 
2. Jahrgang. Ried i. I., am 1. Uovemder 1918. Folge 5. 
volkstunr und Airchtunr. 
in. 
Die Einführung der lateinischen Sprache im Gottesdienste war zwar ein großer 
Erfolg der römischen Kirche über deutsche Eigenart, aber doch der Kirche noch zu 
wenig! Die steigende Macht der Päpste warf den Abglanz der Gottähnlichkeit, ja 
fast Gottgleichheit auch auf die Bischöfe und Priester. Der frei heits stolze 
Deutsche mußte sich demütig beugen vor dem Diener seiner Religion. In der 
unterwürfigsten Haltung, wie ein Leibeigener oder Sklave auf den Knien liegend, 
muß er laut Vorschrift dem jüngsten Kaplan, der, wie man so sagt, hinter den 
Ohren noch nicht einmal recht trocken ist, im Beichtstühle die geheimsten Falten 
feines Herzens, die intimsten Vorgänge seines Dauses und seines Familienlebens 
eröffnen, angeblich, um „die Nachlassung seiner Sünden zu erlangen." Und nicht 
allein im religiösen, sondern auch im gesellschaftlichen und politischen Leben soll er 
diesem seinen „Seelenhirten" als Führer folgen, wenn er nicht seines Seelenheiles 
verlustig gehen und in die Krallen des Teufels fallen will. Und diese Angst vor 
dem Teufel scheint besonders in Oesterreich überaus groß zu fein, denn der römische 
Geistliche ist hier nicht nur in der Gemeinde der „Gottsöberste", sondern man 
braucht ihn auch dringend als Landtags- und Reichsratsabgeordneten, ja es soll, 
wie ich mir habe sagen lassen, „zum Seelenheil" unbedingt notwendig sein, daß 
sogar der Landeshauptmann dort und da ein römischer Geistlicher sein muß. Db 
ein politisch tätiger römischer Geistlicher öffentlich z. B. als strammer Deutsch¬ 
nationaler auftreten wird, wage ich nicht zu behaupten. Er bringt es höchstens 
zum „Ehristlich-Deutschen"; der hat sich zwar ein deutsches Mäntelein umgehängt, 
aber seine Grundfarbe ist und bleibt schwarz. Und diesen Seelenhirten, die 
meistens für ihr Volk gar nichts, dafür aber alles für den heiligen Vater in 
Rom übrig haben, hat der Romkatholik unbedingt und unweigerlich zu gehorchen, 
T. A 310 
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