Volltext: Es werde Licht! 1. Jahrgang Folge 6. (1. Jahrgang. Folge 6. / 1917)

Seite 22. 
Es werde Licht! 
Folge 6. 
gestanden. Ich frage die Schristleiiung der Chronik und den Verfasser der Merke, 
auf welche Tatsachen stützt sich die Behauptung des glorreichen Beistandes Michaels? 
3.) Frage ich die Schristleiiung der Chronik und den Verfasser der Merke» ob sie 
meinen, durch das Treiben, wie es die oben mitgeteilte Merke zum Ausdrucke bringt» 
das religiöse Fühlen der Gläubigen zu festigen?" 
(Wir möchten uns auch eine Frage erlauben: Ob die „Salzburger Chronik" des 
Erzenaels Michael Anstellungsdekret als Patron der christlichen KciegSheere ge¬ 
sehen hat und wer dieses Dekret ausgestellt hat? Nebenbei bemerken wir, daß die kirch¬ 
liche Lehre vom Dasein der Engel (ob gut oder böse) nur Sache des Glaubens 
ist-Wissenschaftliche Beweise, sei es aus der Lehre oder Erfahrung, können für 
das wirkliche Vorhandensein von Engeln nicht erbracht werden. Darüber einmal in 
einem späteren Aufsatze.) 
Das Hcherflein der Witwe. 
(Mark. \2, <k—<h.) 
Einst hat sich Jesus am Eingang des Tempels zu Jerusalem gegenüber dem 
Gotteskasten niedergesetzt und sah zu, wie die Tempelbesucher, nachdem sie ihre 
Andacht verrichtet hatten, nun beim Fortgehen an den Opferstock herantraten, um 
da hinein ihre frommen Gaben zu legen. Verschieden war der Stand und der 
Reichtum der Opfernden, verschieden daher auch die Größe ihrer Gabe. Alle Arten 
Geldes häuften sich hier in bunter Folge zusammen. Da kommt auch ein altes 
Mütterchen in dürftiger Kleidung und legt bescheiden zwei arme Kupferstücke, ihre 
ganze !)abe, zu der Menge der anderen Gaben, was ist das neben so Vielem? 
'Und doch gibt Jesus ihnen den preis, er schätzt sie höher als all die reichen 
Gaben, neben denen sie liegen. 
wie beschämend ist diese kleine, anspruchslose Geschichte von dieser armen 
Witwe und ihrer bescheidenen Gabe für so manchen unter uns! Die Rede vom 
Scherflein ist bekanntlich sprichwörtlich geworden, wer immer zu irgend einem 
Zwecke etwas beisteuert, spricht vom „Scherflein"' Aber wie oft steht die Gabe, 
die er gibt, in gar keinem Verhältnisse zu seinem Besitze I — Für Vergnügen, 
putz, „noble Passionen" u. dgl. wird manchem nicht leicht etwas zu viel, da sitzen 
die Kronen recht locker in der Börse. Aber wenn es gilt, irgend ein gemeinnütziges 
Werk zu fördern, oder gar für die Kirchengemeinde, die für Fortschritt und reli¬ 
giöse Freiheit ehrliche Kulturarbeit leistet, eine größere Spende zu machen, 
da sitzen die Kronen so fest im Beutel, als ob sie mit Pech befestigt wären. — 
Doch gesetzt auch, wir zahlen regelmäßig unseren Gemeindebeitrag, dessen Höhe 
wir selbst bestimmten, wir haben ferner für unsere Vereine unser „Scherflein" bei¬ 
getragen, wie viele von uns sind es, die da ein wirkliches Opfer gebracht 
haben? wer hat sich deswegen wirklich etwas versagt? Solange das nicht 
der Fall ist, steht die Witwe des Evangeliums mit ihren beiden Kupferstücken turm¬ 
hoch, berghoch über uns, — und wir sollten uns unserer Knauserei 
bis in den Grund unserer Seelen schämenl Nicht einen einigen geller 
können wir uns mitnehmen in die Ewigkeit, wohl aber den unvergänglichen Dank 
der Gemeinden, denen wir durch unser Opfer Bestand und Gedeihen gesichert 
haben; — nachfolgen wird uns der Segenswunsch unserer Kinder und Kindeskinder, 
denen wir die Stätte religiöser Freiheit, die unter so schweren Kämpfen geschaffen 
wurde, erhalten haben. — Mit einigen tausend Kronen wäre so mancher Gemeinde 
geholfen: sie hätte für eine geregelte Seelsorge und für die volle Befriedigung der 
religiösen Bedürfnisse ihrer Mitglieder ihren eigenen Geistlichen, sie könnte sich 
segensreich der Armen- und Krankenpflege hingeben, sie könnte zielbewußt wirken 
für religiöse Aufklärung, die, wie der Leitaufsatz zeigt, unserem deutschen Volke so 
dringend nottut.
	        
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