Volltext: Es werde Licht! 1. Jahrgang Folge 4. (1. Jahrgang. Folge 4. / 1917)

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Postsparkassrnkonlo Nr. 163.454. - Einzeln-Stück 10 Heller. 
herausgegeben von der alt-katholischen Atrchengenretnde Ried t. Gberösterr. 
Erscheint am {. jeden Monates und kostet ganzjährig mit Post für Oesterreich-Ungarn Ar. {.60, 
unter Briefverschluß Kr. 2.—, für Deutschland Mk. 2.—, für das übrige Ausland Frc. 3.—. 
Redaktionsschluß am 25. jeden Monates. Geschäftsstelle: Alt-kathol. Pfarramt Ried i. I., O.Oe. 
1. Jahrgang. Ried i. |., am 1. Oktober 1917. feige 4. 
Apostasie. 
Unter dieser Aufschrift brachte die in Ried i- I. erscheinende klerikale „Ober¬ 
österreichische Volkszeitung" in ihrer Nummer 30 vom 27. Juli d. I. die Nachricht, 
daß „die in der Haagerstraße 13 (Ried) wohnhafte Frau N. N. mit ihrem Sohne 
N- N. aus der katholischen Kirche ausgetreten und altkatholisch geworden sei". 
Es ist ein beliebter Brauch der Römischen, jeden Austritt aus ihrer Kirche mit dem 
Worte „Apostasie" zu bezeichnen- „Apostasie" (griechisch) wird übersetzt mit „Abfall". 
Zur Ehre der wissenschaftlichen Bildung des Schreibers obiger Nachricht 
will ich voraussetzen, daß er weiß, mit der Anwendung des Wortes „Apostasie" für 
Uebertritt aus der katholischen (lies römischen) Kirche zur alt-katholischen Kirche 
eine bewußte Irreführung begangen zu haben. Von „Apostasie" kann nur 
gesprochen werden, wenn es sich um den Abfall vom christlichen Glauben handelt, 
z. B. wenn sich ein CH rist zum Heidentum, Islam, Judentum, Freidenkertum, Monismus 
u. s. f. bekennt. Aus dieser Ausführung ist ohne weiters klar, daß das Wort „Apostasie" 
im obigen Falle unrichtig gebraucht ist. Aber einfach zu sagen: Austritt aus der 
römischen Kirche, das wäre gar zu schlicht und zu — christlich! Vorausgesetzt, daß der 
Nachrichtschreiber sich einmal über die wahre Bedeutung des Wortes „Apostasie" unter¬ 
richtet hat, ist dann eben so klar und durchsichtig seine Absicht beim Gebrauche dieses 
Wortes: Die Leute, denen die wahre Bedeutung des Fremdwortes unbekannt ist, sollen 
einerseits das Gruseln lernen, — sieht man ja jeden „Apostaten" förmlich schon an der 
glühenden Teuselsgabel zappeln — und ein heilsamer Schreck vor dem Teufel, der sie 
bei der Nachahmung eines solchen Schrittes holen würde, soll ihnen in die Glieder 
fahren, andererseits sollen alle jene, welche es wagen, aus der römischen Kirche aus¬ 
zutreten, der Infamie (Ehrlosigkeit) preisgegeben werden als Leute, welche man wie 
die Aussätzigen sowohl im gesellschaftlichen als auch geschäftlichen Verkehr zu meiden 
hat. Ich bin überzeugt, daß die römische Kirche es mehr als lebhaft bedauert» daß das 
moderne (neuzeitliche) Staatsrecht die Strafe des älteren Rechtes für Apostasre nicht 
mehr kennt: Vermögenskonfiskation, Verlust der weltlichen Aemter, Verlust der väter¬ 
lichen Gewalt, Unfähigkeit zu erben und Testamente zu errichten und so fort. 
Es kann daher bei einem Beitritt zur alt-katholischen Kirche nach vollzogenem 
Austritt aus der römischen Kirche von einem Glaubens-Abfall" nicht gesprochen wer¬ 
den, sondern von einer „Glaubens-Rückkehr", da wir Alt-Katholiken uns zu lenem 
christkatbolischen Glauben bekennen, den unsere Väter bekannt haben, — ehe dieser
	        
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