Volltext: Jahresbericht über das abgelaufene Vereins-Jahr 1913 (1913)

Die Berichterstattung über den Verbandstag erfolgte durch den Delegierten 
Kollegen Franz Vockenhuber in Linz in der Mitgliederversammlung vom 
11. Oktober und in den größeren Sektionen. 
Österreichs Buchdrucker wurden am 17. Oktober durch das Ableben des 
unvergeßlichen Gründers und ersten Obmannes unseres Verbandes Kollegen 
Karl Höger in tiefe Trauer versetzt. Am 28. September war von der Gesamt- 
kollegenschaft noch eine einzigartige Feier anläßlich der 40. Wiederkehr des 
Tages, an dem sich Kollege Höger zum ersten Male in den Dienst der Kollegen- 
schaft stellte, geplant. Diese Ehrung mußte in Anbetracht des Gesundheitszustandes 
Högers unterbleiben. Noch einmal flackerte sein nimmermüder Geist auf und am 
Gewerkschaftskongreß in Wien hielt Höger seine letzte zündende Rede, welche 
mit ungeheurem Jubel aufgenommen wurde. Kurze Zeit darauf warf ihn eine 
tückische Krankheit nieder und am 17. Oktober schloß Höger seine Augen für 
immer... An seinem Begräbnis beteiligten sich namens der oberösterreichischen 
Buchdrucker die Kollegen Eduard Euller und Franz Vockenhuber. Die Frau 
Rosa Höger folgte am 21. Oktober ihrem Gatten im Tode. 
Mit dem Austausch der Tarifentwürfe am 2. November begann die eigent- 
liche Tarifbewegung. Bis dahin gab sich die Gehilfenschaft der Hoffnung hin, 
daß die Prinzipale die Teuerungs- und Lebensverhältnisse, unter denen die 
Arbeiterschaft zu leiden hat, einigermaßen anerkennen und es zum mindesten er- 
möglichen, daß auf Grund von Verhandlungen eine Besserstellung erreicht werden 
kann. Doch die Gehilfen wurden bald eines anderen belehrt. Statt Verbesserungen 
gab es auf der Gegenseite unerwartete Verschlechterungen. Daß der Verbands- 
vorstand sich derartigen Vorschlägen ablehnend gegenüberstellen mußte, war klar. 
Für 17. November waren die Tarifverhandlungen angesetzt, doch konnten 
dieselben an diesem Tage nicht beginnen, da die Prinzipale bis dahin auf ihrem 
Standpunkte verharrten. Am 18. November, nachmittags 3 Uhr, trat eine Wendung 
in der Sachlage ein und die Verhandlungen begannen. Nach einer Dauer von 
dreieinhalb Tagen verliefen ‘dieselben nahezu ergebnislos. Die Antwort, die die 
Prinzipalsdelegierten auf die Forderungen der Gehilfenschaft hatten, war folgende: 
Wenn die Gehilfen auf eine Arbeitszeitverkürzung verzichten, wenn sie 
die'paritätische Arbeitsvermittlung akzeptieren, auf eine Herabsetzung 
der prozentuellen Spannung zwischen Hand- und Maschinensetzer- 
minimum eingehen und gleichzeitig einer Erhöhung der Stundenleistung bei 
den Setzmaschinen zustimmen, wenn sie weiters auf eine Annäherung an den 
Prinzipalsstandpunkt bei der Maschinenmeisterfrage eingehen, so sei die 
Prinzipalität bereit, das Minimum des gewissen Geldes in allen Klassen um 
zwei Kronen zu erhöhen und allen über dem Minimum entlohnten Gehilfen 
gine Zulage von zwei Kronen zu geben und den Tausendpreis um zwei 
Heller. zu erhöhen, weiters von den bestehenden sechs Lohnklassen die unterste 
fallen zu lassen, 31 Orte in eine höhere Klasse zu verschieben, dagegen zwei 
Orte in der Klasseneinteilung herabzusetzen. Weiters soll ein Junktim zwischen dem 
Tarife der qualifizierten und der nichtqualifizierten Arbeiter bestehen. 
Endlich forderte die Prinzipalität von den Gehilfen ein Näherkommen an den Prinzipals- 
standpunkt in bezug auf den Zeitungssetzertarif, indem erklärt werde, daß in 
Zukunft der Wiener Zeitungssetzertarif unter die Judikatur des Tarifamtes zu 
kommen hätte, | 
Die Gehilfendelegierten berieten diesen Vorschlag der Prinzipale und erstatte- 
ten nach reiflicher Erwägung aller Einzelheiten nachfolgenden Gegenvorschlag:
	        
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