Volltext: Jahresbericht über das abgelaufene Vereins-Jahr 1909 (1909)

Handelsverträge würde den Österreichischen Industrieartikeln ein ziemlicher Export 
erstehen, während andererseits wieder nach Österreich Lebensmittel eingeführt werden 
und so dem Hochmut der Agrarier entgegengetreten werden könnte. Speziell aber für 
die Hebung unseres Berufes muß etwas geschehen und das ist die Erlassung eines 
modernen Preßgesetzes. Eines Preßgesetzes, frei von allen das Buchdruckergewerbe 
schädigenden Einflüssen und insbesondere frei vom Kolportageverbot. Unserer Ansicht 
nach ist es deshalb Pflicht der Herren Buchdruckereibesitzer, auf die Abgeordneten ihres 
Wahlbezirkes einzuwirken, daß dieselben mit aller Energie für die vorhergesagten For- 
derungen im Parlament eintreten, um die weitere Verelendung ihrer Mitarbeiter hintanzır- 
halten. Noch einmal sei aber aufmerksam gemacht, daß unser Gewerbe nur durch ein 
vernünftiges Preßgesetz gehoben werden kann, und dies mögen die Herren Unternehmer 
und deren Vertreter im Parlament nicht aus dem Auge verlieren. Indem wir Euer Wohl- 
geboren ersuchen, dieses Schreiben zur gefälligen Kenntnis zu nehmen und den darin 
enthaltenen Wünschen entgegenzukommen, zeichnen... vo.“ 
Die Einsichtigkeit der Mitglieder des löblichen. Tarifamtes gegenüber der 
sich so empfindlich fühlbar machenden Teuerung aller Lebensmittel und not- 
wendigsten Bedarfsartikel fand ihren Ausdruck in folgendem: 
„Bekanntmachung. 
Das Tarifamt macht darauf aufmerksam, daß ab 1. Jänner 1910 sich in allen Lohn- 
klassen das Minimum um 2 K und der Tausendpreis um: 2 h erhöht. 
Auch erlaubt sich das Tarifamt den Herren Prinzipalen zu empfehlen, mit Rücksicht 
auf die Steigerung der Lebensmittelpreise auch jenen Gehilfen, welche von dieser Er- 
höhung nicht betroffen werden, insbesondere den nur wenig über dem Minimum stehenden, 
nach Tunlichkeit eine Zulage zu gewähren, vorausgesetzt, daß sie nicht ohnedies in letzterer 
Zeit eine Lohnerhöhung erfahren haben. 
Wien, 15. November 1909. 
Franz Reifmüller, 
Gehilfenvorsitzender. 
Inwieweit, dieser gewiß berechtigten Aufforderung des Tarifamtes seitens der 
oberösterreichischen Prinzipalität nachgekommen wurde, haben die Wahrnehmungen 
uns belehrt, daß dieser Appell. zumeist auf taube Ohren gestoßen und nur auf 
eindringliches Vorstelligwerden Aufbesserungen erfolgten. 
Wenn auch das Minimum mit 1. Jänner 1910 eine Erhöhung um 2 K er- 
fahren, die erhoffte Besserung der Lage der zum Minimum Entlohnten ist gleich 
Null, da die Vampyre der zumeist künstlichen Preistreiberei aller Lebensbedürfnisse 
alles bis zum letzten Tropfen diesen wieder aussaugen. Wir haben Salzkammergut- 
Saisonpreise jetzt beinahe in allen Druckorten Oberösterreichs und belasten diese 
nicht nur schwer alle einen Haushalt führenden, sondern auch die ledigen zu- 
gereisten Gehilfen empfinden es bitter und verließen auch heuer wieder viele 
freiwillig ihre Arbeitsplätze, da sie beim bloßen Minimum ein Auslangen nicht zu 
finden vermochten. 
In Oberösterreich hat im abgelaufenen Jahre die Zahl der Setzmaschinen 
keine Vermehrung erfahren. Im ganzen gibt es 17 Setzmaschinen (10 Linotype, 
7 Typograph), an denen 29 Setzer arbeiten. In den meisten Betrieben ist Schicht- 
wechsel eingeführt. 
In der Generalversammlung vom 4. April 1909 wurde dem Herrn Karl 
Kolndorffer auf sein Ansuchen die für das Jahr 1908 entfallende Rückzahlungs- 
rate per K 2500:— gestundet. a 
Weiter beschloß die Generalversammlung die Verzichtleistung auf das ihm 
statutarisch zustehende Recht auf die Hinterlassenschaft des Gesangvereines 
Friedrich Jasper, 
Prinzipalvorsitzender.“
	        
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