Volltext: Die Stiftungsurkunde des Klosters Kremsmünster

In der unmittelbaren Nähe von Sierning1) entspringt ein unge¬ 
mein wasserreicher Bach, der nach 2 km langem Lauf in Sierning- 
hofen in die Steyr mündet. Am Nordufer der Steyr breitet sich eine 
weite Hochfläche aus, die heute noch von ansehnlichen Waldbeständen 
eingenommen ist. Das Etzengarn, der Droißinger Wald, das Harnet 
bilden eben die Überreste jenes „Forstes an der Dietach und Sierning“, 
in dem die Slaven ohne Erlaubnis des Herzogs Neuland geschaffen 
haben. Die von ihnen gerodeten Strecken gehen nun in den Besitz 
des Klosters über. 
Das Harnet liegt zwischen Sierning und Bad Hall, schließt also 
den Kreis der bisher besprochenen Traditionen. Ausgehend vom Sulz¬ 
bach führte uns das Besitzverzeichnis über den Sipbach und Leom- 
bach in das Ipfland und von da über Dietach und Sierning nach Hall 
zurück. 
Die Besitzungen, mit denen Tassilo das Kloster in dem erwähnten 
Umkreis ausgestattet hatte, sind demselben in der Folgezeit zum 
größten Teil entfremdet worden. Nur das Gebiet im Westen der 
Krems um Sipbachzell und Leombach ist, wie das Urbar von 1300 
beweist,2) dem Kloster geblieben. Östlich von der Krems aber besaß 
es zur selben Zeit nur einige Bauernhäuser in Waidern und Matzels¬ 
dorf im Quellgebiet der Ipfbäche,3) in Kimmersdorf am Sammereiner- 
bach4) und in Grottenthal nahe der Ipf,5) welche vielleicht zum Teil 
noch auf die Stiftung Tassilos selbst zurückgeführt werden können. 
Das übrige Klostergut ist in fremden Besitz übergegangen. An der 
Ipf ist später St. Florian begütert und in dem erwähnten Waldgebiet 
um Dietach und Sierning läßt sich weithin landesfürstlicher Besitz 
nachweisen6), der sich westwärts um Bad Hall und am Gustermaier- 
berg mit dem stiftlichen Besitz vermengt. Es handelt sich einerseits 
um alten traungauischen7) und andererseits um bayrisch-herzoglichen8) 
0 Der Name Sierning wird von Kämmel, aaO. 161, auf das slavische Wort 
¿iru Weide zurückgeführt. Nach Grienberger, aaO. 524, ist Sierning ein deutsches 
Wort und bedeutet „die Absterbende“. Müller, Blatt, d. Yer. f. Landesk. v. Nieder- 
österr. Bd. 34 (1900) 348, bestreitet wohl diese Ableitung, hält aber an dem deutschen 
Ursprung des Wortes fest. Koch-Sternfeld, aaO. 241, bezeichnet sonderbarerweise 
Sierning als; eine „slavische Käserey“, die ihm „ein Beweis von der Industrie der 
Slaven“ ist. 
2) Urb. K. 135 ff. 
3) Urb. K. 146,164. 
4) Urb. K. 104, 147. 
5) Urb. K. 146. 
6) Dopsch, Die landesf. Urbare Nieder- u. Oberösterreichs. 181 ff, 254 ff. 
7) Dopsch, aaO. 255, bezeichnet Dietach als alten Traungauer Besitz. 
8) Hall gehörte den Welfen. Vgl. Rolleder, aaO. 208, u. UK. n. 36 (1174).
	        
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