Volltext: Die Stiftungsurkunde des Klosters Kremsmünster

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nähere Details, vor allem die wichtigen Zeugennamen aus dem Stift¬ 
brief auf. Dabei können wir konstatieren, daß es trotz seiner Kürze 
genauer und schärfer abgefaßt ist als der Stiftbrief. Das ergibt sich 
nicht bloß aus der Hervorhebung der einen Dekanie und der genauen 
Gruppierung der Vermarkungsboten, sondern auch aus der Reihen¬ 
folge, in der die einzelnen Bestimmungen aus dem Stiftbrief herüber¬ 
genommen sind. In diesem wird zwischen Land und Leuten nicht 
ausdrücklich unterschieden, im Diplom dagegen wird zunächst die 
Unterordnung der Slaven selbst und dann die Übergabe des von ihnen 
bewohnten Gebietes besprochen. Darum wurde die Unterordnung der 
dreißig Dietachslaven, die der Stiftbrief erst nach der erwähnten 
Gebietsabgrenzung bespricht, unmittelbar mit der Übergabe der De¬ 
kanie verbunden. 
Die Fälschung faßt den -Bericht über die Vermarkung in die 
kurze und ungenaue Bemerkung zusammen, daß Physso und Bischof 
Arno das der Dekanie zugehörige Gebiet einbeschworen hätten. 
7. Die Dietachslaven 
St: et triginta sclavos ad Todicha cum opere fiscali seu tributo iusto. 
DU: (nec non secus fluvium quod dicitur Thodicha triginta Sclavos). 
Die Dietach — im Diplom als fluvius bezeichnet — ist ein 
kleiner, ungefähr 3 km langer Wasserlauf, der, bevor er die Enns 
erreicht, im sandigen Terrain versiegt; an ihm liegt, 6 km nördlich 
von Steyr, der Pfarrort. Dietach. Wenn Koch-Sternfeld die Todicha 
mit der weitab im Süden liegenden Teichel identifiziert,1) so beachtet 
er weder den Kontext des Stiftbriefes noch die alte Namensform 
dieses Flusses, der immer als Tyecha, nie als Todicha bezeichnet er¬ 
scheint.2) 
8. Der Forst an der Dietach und Sierning 
St: Tradimus autem et terram quam illi sclavi cultum fecerunt sine 
consensu nostro infra qui vocatur Forst ad Todicha et ad 
Sirnicha. 
DU: Insuper etiam terram illam ad Thodicham et Sirnicam, quam 
illi Sclavi sine licentia Tassiloni ducis stirpaverunt. 
o AaO. 241. 
2) Lamprecht, Hist. top. Matrikel, 78. Das Wort Tyecha leitet Kämmel, 
aaO. 160, aus dem slavischen tichu = ruhig ab; Todicha wird von Grienberger, Mitt. 
d. Inst. f. öst. G. Bd. XIX. (1898) 523, mit dem mittelhd. tuon („die Geschäftige“) in 
Zusammenhang gebracht. Da die Teichel ein Gebirgsfluß ist und die kleine Dietach 
im Sande versiegt, möchte man eher diese als ruhig und jene als geschäftig be¬ 
zeichnen.
	        
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